OÖ. Heimatblätter 1973, 27. Jahrgang, Heft 1/2

R. Zinnhoblers erster Beitrag besdiäftigt sich mit dem „Leben des hl. Wolfgang". Eine darin nur kurz erwähnte Station bearbeitete er in seiner zweiten Abhandlung „Die Beziehungen des hl. Wolfgang zu Oberösterreich"; gerade dieser Lebensabschnitt ist von zahlreichen Legen den umsponnen und wurde u. a. auch schon seinerzeit von 1. Zibermayr bearbeitet, mit dessen Gedenken gängen sich Zinnhobler ebenfalls gründlich auseinander setzt und dabei zu einigen neuen, anderen Schlußfol gerungen kommt. H. Ladenbauer-Orel ergänzt diese Ausführungen gegen Osten hin mit dem Beitrag „Wie selburg an der Erlauf, das östlichste Imperium des hl. Wolfgang" und bringt dabei ausführliche Grabungs berichte. Eine detaillierte „Baugeschichte der Wallfahrtskirche von St. Wolfgang im Salzkammergut" legt B. Ulm vor und zieht dafür u. a. auch jene aller Kirchen des ehemaligen Klosters Mondsee heran sowie die bisher zu wenig beachteten Steinmetzzeichen. R. Ardelt behandelt in bewährter Weise „Die St.-Wolfgang-Patrozinien in Oberösterreich" und gibt darüber hinaus eine Zusam menstellung weiterer bekannterer Wolfgangsaltäre, -Statuen und -bilder, die natürlich noch um einiges erwei tert werden kann. Daß „Der hl. Wolfgang als Namens patron beim oö. Adel im 15. Jahrhundert" sehr beliebt war, beweist N. Grabherr. Der Volksfrömmigkeit im besonderen sind die beiden letzten Beiträge gewidmet: „St. Wolfgang und das Wallfahrtswesen im 16. und 17. Jahrhundert" wird von G. Wadta ausführlich dargelegt, wobei er auch die ver schiedenen Wallfahrerzeichen berücksichtigt. Eine wohl fundierte Arbeit von F. Lipp über das Attribut des Hei ligen, „Das Beil des hl. Wolfgang", in der u. a. auch die Forschungen der Rechtsvolkskunde und der Alter tumskunde herangezogen werden, beschließt diesen Rei gen hervorragender Untersuchungen. D. A. Richard Kutsdiera: Johannes Maria Gföllner — Bischof dreier Zeitenwenden. Linz 1972 (Oö. Landesverlag), 152 Seiten, 38 Abb. S 148.—. Eine Biographie des neunten Bischofs der Diözese Linz, Johannes Maria Gföllner, zu schreiben war gewiß nicht leicht, denn von den möglichen Unterlagen fallen zwei der wichtigsten aus. Von Gföllner liegt keinerlei Tage buch vor — wie etwa vom Salzburger Erzbischof Dr. Waitz, was für den Autor der kürzlich erschie nenen Waitz-Biographie natürlich unschätzbar war; es liegen aber auch kaum Akten aus der Regierungszeit des Bischofs vor. Die NS-Zeit mag das ihre beigetragen haben, im kirchlichen Bereich so wenig als möglich schriftliche Unterlagen anzulegen bzw. vorhandene zu vernichten. Dem Autor blieb also kaum etwas anderes übrig, als die noch verbliebenen Möglichkeiten auszu schöpfen — und dies hat er sehr gründlich getan. Vor allem befragte er den — heute zum Teil auch schon verstorbenen — Personenkreis, der mit dem Bischof in Kontakt stand und Wesentliches auszusagen hatte. Und er benützte die Presse, also vor allem die Linzer Tages zeitungen und das Diözesanblatt. Schon allein diese Schwierigkeiten machen manche Män gel des Werkes verständlich. Dazu kommt die etwas komplizierte Persönlichkeit Gföllners selbst, und na türlich auch die Hektik der Zeit, die Kutscheras Darstel lung nicht vereinfachten. Alles in allem ist es ein umfassendes, liebevoll gestalte tes und auch sorgfältig erstelltes Werk, das eben nur selten und vereinzelt neben der Würdigung auch die kritische Würdigung sichtbar macht und das möglichst auch aus anderem, kompetenten Munde, wie etwa im Hinweis Kardinal Piffls vom „politischen Kind" Gföll ner. So bleibt trotz aller Gründlichkeit und Sorgfalt man ches unverständlich und unbefriedigend, was aber nicht hindert, daß der Band einen wertvollen Beitrag zur Zeit geschichte Oberösterreichs darstellt. Harry Slapnicka Rudolf Rabl: Die oberösterreichische ÄrztefamUie Rabl 1620—1970. Eine kulturhistorische Betrachtung (= Schrif tenreihe des Oö. Musealvereins, Bd. 4). Wels o. J. [1972] (Komm.-Verlag Weisermühl), 118 Seiten, 16 Abb. S 120.—. Oberösterreich ist ein Ärzteland. Seiner größten Ärzte familie setzte Rudolf Rabl dieses Denkmal. „Die Arbeit zeigt weniger die Familie in ihren vielen Verzweigtmgen als deren ärztliche Aufgaben seit dem Begiim des 30jährigen Krieges in Osterreich." Dennoch treten die einzelnen Gestalten und die ihrer Frauen klar hervor. Der wahre Arzt ist auch Persönlichkeit. Berichtet wird über die Arztfamilie Rabl in OO. — Bachmanning, Höft, Kematen am Innbach, Seitenlinien —, die in Wels und gesondert über Prof. Carl Rabl — Kremsmünster, Wien, Leipzig, Prag. (Zwei Anregungen zur Neuauflage, die nötig werden muß; Nicht mehr die französische Schreib weise Rabis. Und auf S. 73 Ringtheater statt Burg theater.) Der Gegenwartswert des Buches ist groß und eine leben dige Tat des Musealvereins. Es sind nicht nur die köst lichen Beziehungen und Ähnlichkeiten: „Der heilende Golddukaten" als Anhänger getragen gegen Gelbsucht, Skrofeln und Wahnsinn, der Sitz der Linzer Chirurgen schule im heutigen Haus der Volkskreditbank in der Domgasse, die Krönung der Altersfürsorge durch Be stellung des eigenen Holzsarges beim Dorftischler auf Gegenrechnung zu Lebzeiten, die guten Heilerfolge bei Fieber durch Vermeiden besonderer Medikamente und „brav Buttermilch-Trinken-Lassen", und tiefer wieder der Nachweis der Kontinuität der Einheit von heilendem und Raum des Heils am Beispiel von St. Wolfgang. Es ist vor allem das Aufleuchten des Prager Erbes der österreichischen Medizin und in den oberösterreichi schen Ärzten. Wie so vieles in unserem Land — von der Landeseinheit bis zu A. Stifters Mappe, vom Familienschidcsal bis zum alten Hausarzt — sind auch Tun und Lassen, Lebenswege und weltweites Wirken dieser Männer nur begreiflich im Gedanken an den böhmi schen Raum und an die „altehrwürdige" Stadt Prag. Ohne dieses lebendige Erbe wird es keine österreichische Medizin mehr geben. Es muß sich vereinigen mit jener

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