OÖ. Heimatblätter 1973, 27. Jahrgang, Heft 1/2

Akzentuntersuchung gegliederte Ausführung seiner Auf gabe gibt dem Verfasser nicht nur Gelegenheit, in der an der Universität Wien entwickelten Methode der historisdien Spradrforschung alt- und mittelhochdeutsche Schreibungen der gegenwärtigen mundartlichen Aus sprache gegenüberzustellen und daraus historische Schlüsse zu ziehen, sondern auch das hohe Verant wortungsbewußtsein unter Beweis zu stellen, das den echten Wissenschafter auszeichnet. Ernst Burgstaller *) Vgl. A. Pisdiinger: Dr. Franz Roitinger; Oö. Hmtbl. 22. Jg. (1968), H. 1/2. S. 101 f. Franz Lipp: Ennser Schützenscheiben. Hrsg. v. d. Oö. Landeshypothekenanstalt, Graphische Gestaltung: Werbeabt. d. österr. Stidcstoffwerke. Linz o. J. (R. Trauner), 38 Seiten, 15 Färb- und 15 Schwarzweißbilder. Wie alle Veröffentlichungen von Franz Lipp ist auch die ses kleine Werk drucktechnisch vollendet ausgestattet. Die Illustrationen sind von bester Farbqualität und Deutlichkeit, die graphische Ausführung der Textsei ten meisterhaft. Der Verfasser gibt in leicht faßlicher Form eine Übersicht über die Geschichte des deutschen und österreichischen Schützenwesens von den Bruder schaften bis zu den priv. Schützengesellschaften, macht mit den typischen Schützenbräuchen bekannt, bespricht die Geschichte von Vogel-, Kranzl- und Hauptschießen und erläutert die „Beste" vom berühmten „roten Ho sentuch" bis zu den heute noch üblichen Pokalen. Die kenntnisreich erläuterten Bilder, zu denen auch einiges aus den Beständen des Landesmuseums und des Heimat hauses Freistadt beigesteuert wurde, zeigen an erlese nen Beispielen aus dem Schützenhaus in Enns nicht nur die Stilentwicklung in der Ausführung der Scheiben innerhalb der letzten Jahrhunderte, sondern vermitteln auch Proben der zeitgenössischen Trachten und Mo den und machen auch den Eindruck deutlich, den hi storische Ereigmsse verschiedener Art auf die bürger liche Gesellschaft gemacht haben. Das Abschlußbild des schönen Bandes zeigt die aus Schützenscheiben kas settenartig gebildete Flachdecke des Ennser Schützenhau ses in ihrer imponierenden Farbigkeit. Wie oft die Behandlung bestimmter Themen sozusagen in der Luft Hegt, bestätigt das nahezu gleichzeitige Erscheinen eines Kataloges der im Museum Leoben verwahrten Schützen scheiben („Leobener Schützenscheiben", Museumsgalerie Leoben, Kirchgasse 6, Leoben 1972, 31 Seiten, 18 Abb.), die übrigens auch als Gastausstellung im Städt. Mu seum Wels zu sehen waren, zu dem Museumsdirektor Dr. Günther Jonfes eine wissenschaftliche Einleitung geschrieben hat, die das Werk von Franz Lipp und die dort angegebene Literatur in harmonischer Weise er gänzt. Ernst Burgstaller Rudolf Ardelt: Das Dorf Edelbruck im Mühlviertel. Ein agrar- und sozialgeschichtlicher Beitrag zur Grundlagen forschung des Landes Oberösterreich (= Beiträge zur Landeskunde von Oö., Hist. Reihe I/l). Linz 1972 (Selbstverlag des Oö. Musealvereins), 212 Seiten, 5 Abb., Karten. S 120.—. Die neue Reihe des Oö. Musealvereins stellt sich in ihrer Historischen Reihe mit einer gediegenen und wohlfun dierten Arbeit ein, die zwar vor allem nur die wirt schaftlichen und sozialen Verhältnisse eines kleinen Mühlviertier Dorfes an der Böhmischen Grenze unter sucht, damit aber tatsächlich einen wertvollen „Beitrag zur Grundlagenforschung" liefert, wie es im Untertitel heißt. Bleiben wir gleich beim Titel; hier steht im ge druckten Umschlag und auf der Titelseite „Edelbruck", desgleichen wieder in der Kartenskizze Nr. 4, während im Text — dieser nur hektographiert wiedergegeben — immer „Edlbruck" geschrieben wird, so wie das Dorf mit seinen neun Bauernhöfen in den offiziellen Orts verzeichnissen und Karten aufscheint. Beginnend mit der Erschließung der nördlichen Ried mark — 1356 in einen nördlichen und südlichen Teil des „Landgerichts Freistadt" gegliedert, wobei erstmals das spätere Dorf als „Erlprukk" erwähnt wird; 1499 heißt es „Edlpruck" — gibt Ardelt eine genaue Darstellung bis nahe in die Gegenwart. Die Besitz- und Rechtsverhält nisse, Robot, Gelddienste usw. werden dabei genau so fundiert vorgelegt wie die landwirtschaftliche Nutzung und Planung, für die als älteste Unterlage ein Zehenturbar der Herrschaft Freistadt von 1694 gefunden wurde, in dem Anbau und Ertrag der neun Höfe von Edlbruck für drei Jahre enthalten sind und der wertvolles Ver gleichsmaterial zu späteren Angaben bietet. Die Ge schichte der Familie Schlechtl am Hofbauerngut, das ur kundlich bis 1499 zurückreicht, wird von 1629 bis in die Gegenwart einer eigenen eingehenden Untersuchung un terzogen. Im Kapitel „Das Waldhufendorf Edlbruck" (Gemeinde und Pfarre Leopoldschlag) schildert Ardelt die Mundart, die Siedlung selbst, Flurnamen, Verkehrslage, Hofform, Volkskunst und die Dorfgemeinschaft, die jährlich ein eigenes Dorfoberhaupt wählt. Mit diesen kurzen Hinweisen kann nur andeutungsweise die großartige Leistung des Verfassers gewürdigt wer den, der die Fülle des Materials ohne langatmige Ver breiterungen darzustellen verstand und die keineswegs einfache Materie gekormt meisterte. Dem Satz „Die Untersuchung Ardelts sollte ähnliche Vorhaben für an dere Orte und Dörfer anregen" im Vorwort von Wil helm Rausch schließen wir uns mit dem Wunsche an, daß solche Arbeiten zu einem ebenso guten Ergebnis führen mögen. D. Assmann Der hl. Wolfgang und Oberfisterreidi (= Schr.reihe d. Oö. Musealvereines, Bd. 5). Linz 1972, 180 Seiten, 35 Abb., 6 Textz. S 120.—. Das Wolfgang-Jubiläum im Jahre 1972 — vor 1000 Jah ren wurde er Bischof von Regensburg — war Anlaß, diesem interessanten Heiligen und seiner berühmtesten Kultstätte eine Reihe von wissenschaftlichen Arbeiten zu widmen, die nicht nur im Jahrbuch des Oö. Museal vereines (117. Bd., I), sondern auch in einer eigenen „Festschrift" publiziert sind. Das Wissen um unsere Volksgeschichte wie auch um unsere Volksfrömmigkeit wird durch diese durchwegs qualitätsvollen Aufsätze we sentlich bereichert.

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