Schrifttum Oberösterreidi an Traun und Enns. Merian-Monatshefte der Städte und Landschaften, Jg. 25, Heft 11, Hamburg 1972 (Verlag Hoffmann und Campe), 143 Seiten mit vielen Abb., teils in Farbe, 2 Karten. Mit einem lachenden und einem manchmal weinenden Auge blättert man durdi das Novemberheft dieser Zeit schrift. Man freut sidt, daß unser — grob gesprochen — Traunviertel Thema eines eigenen „Merian"-Heftes wurde, in denen nun schon durch 25 Jahre hindurdi in bewährter literarisch-photographischer Aufmachung die versdiiedensten Landschaften vorgestellt werden. Man freut sich auch über eine Reihe ausgezeichneter Beiträge darin, von denen stellvertretend für die meisten etwa die stimmungsvolle Einleitung von Gertrud Vussenegger, die historische Übersicht von Otto Wutzel oder die klei nen Beiträge „So steht es nicht im Baedeker" genannt seien. Genauso müssen aber auch die volkskundlichen Arbeiten von Franz Lipp, Rudolf Fodiler und Hertha Schober Erwähnung finden oder der Bericht von Kristian Sotriffer „Aus dem Leben eines Stifts", in dem er Kremsmünster vorstellt. Auch die vielen guten Abbil dungen, zum Teil in Farbe, müssen hervorgehoben wer den; sie geben treffende Einblicke in die verschiedenen Landschaften, bringen ausgezeichnete Siedlungsbilder und zeugen von den Kunstwerken dieses Landstrichs; sie stellen aber auch den darin lebenden und arbeitenden Menschen vor. Man ist allerdings weniger erfreut, daß der touristische Aspekt im Sinne einer wohlgemeinten Fremdenverkehrs werbung vielleicht doch etwas zu weit getrieben wurde und dabei, wie nicht selten in Prospekten, die Genauig keit in manchen Bildunterschriften und Beiträgen von Nicht-Oberösterreichern nicht gerade übertrieben wurde. Sonst würde man nicht den Steyr-Durchbruch nach Neupernstein (S. 94) und den Steyr-Ursprung zwischen den Großen Priel und die Spitzmauer (S. 112) verlegen und den Namen „Totes" Gebirge davon ableiten, „daß es kein Salz enthält" (S. 112). Im „Merian-Brevier", an sich eine vortreffliche Einrichtung für kulturelle Kurzinforma tionen, wird jedoch manches allzusehr vereinfacht und im Endeffekt falsch, wie z. B.: 1355 wurde in Schlierbach wohl ein Zisterzienserinnenstift gegründet, der männ liche Zweig dieses Ordens kam jedoch erst 1620 hier her; Garsten wurde um 1082 als Kollegiatsstift gegrün det und erst 1107 den Benediktinern übergeben; die Pfarre Grünau wurde 1694 durch Kremsmünster nicht von Lambach wieder übernommen, das die Pfarre bereits 1418 abgetreten hatte, allerdings nicht an Kremsmün ster; von Christkindl als Wallfahrtsort kann man frü hestens etwa ab 1695 sprechen. Das soll den durchaus positiven Gesamteindruck nicht schmälern. Hoffen wir, daß im geplanten Heft „Linz und das Mühlviertel" solche Fehler nicht vorkommen — irgend etwas wird man bei genauer Suche wohl immer finden, nur sollte derlei nicht zuviel sein. D. Assmann Kristian Betriffer (Hrsg.): Das Mühlviertel. Traum einer Landschaft. 2. Aufl. Linz 1968 (Oö. Landesverlag), 54 Seiten Text, 6 Zeichnungen, III Schwarzweiß- und 8 Farbbilder, 8 Kartenskizzen. S 198.—. Das Mühlviertel, in vielerlei Hinsicht das Reservoir für den Großraum Linz, war für Kenner schon lange ein besonderer Landstrich, dessen Reize, dessen Faszination, dessen Kultur und Kunst in mannigfachen Variationen vom Herausgeber, einem bekannten Kunstkritiker, schon in der ersten Auflage (1968) durch eine geschickte Text- und Bildauswahl bestens dokumentiert wurde, wobei außer mehreren Stifter-Zitaten auch eine Reihe von anderen Beiträgen aus bereits erschienenen Publika tionen stammen. Die zweite Auflage dieses Werkes, das dem umwelt verschmutzten Großstädter als reales Zeugnis einer noch „heilen Welt" erscheinen muß, wurde vor allem im Bildteil etwas erweitert und auch verbessert. Derart besitzt das Mühlviertel nicht nur ein repräsentatives, sondern auch ein lehrreiches und interessantes Heimat buch, das dem Einheimischen wie dem Gast den „Traum einer Landschaft" Wirklichkeit werden läßt. Einige Bil der aus dem täglichen Volksleben würden dem Band, der zur gelungenen Reihe „Oberösterreichische Landschafts bücher" zählt, sicher gut tun. Sollte es zu einer weiteren Auflage kommen, wäre es angebracht, bei der Erklärung des Vorsatzes nicht „eine alte Karte von Oberösterreich aus dem Jahre 1667" zu schreiben, sondern 1669 und dabei auch den Namen des Autors, nämlich Georg Matthäus Vischer, anzufüh ren. Die das Mühlviertel betreffende Randvignette dieser Karte ist auf Seite 151 richtig wiedergegeben. D. A. Albrecht Etz: Die Siedlungsnamen des Innviertels als lauthistorische Quellen. Eine Untersuchung ihrer mund artlichen Aussprache und ihrer Akzentverhältnisse (= Dissertationen d. Univ. Wien, Bd. 53), Wien 1971 (Notring Verlag), 299 Seiten. Mit A. Etz, einem geborenen Rieder, wächst der oö. Mundartforschung ein beachtenswerter Nachfolger von Alfred Webinger und dem allzufrüh verstorbenen Franz Roitinger* heran, der sich bereits durch seinen Beitrag „Zur Geschichte der Siedlungsnamen in Ober österreich" im „Atlas von Oberösterreich", 3. Lfg., Er läuterungen 165 ff. hier einen guten Namen gemacht hat. Nun liegt seine umfangreiche Dissertation vor, de ren linquistischer Hauptteil vor allem den Spezialforschern durch seine Exaktheit Anerkennung abringen wird. Für die allgemeine Landeskunde sind die Einlei tungskapitel von Wert, in denen der Verfasser ausführ lich seine Heimat, das Innviertel, nach seiner geogra phischen Erscheinung, seinen Grenzen, seiner Geschichte „von den Anfängen bis ins Mittelalter und die große Binnenkolonisation" und schließlich in seinem „An schluß an Österreich und dessen Folgen" behandelt. Es folgt eine Übersicht über die „Wirtschafts- und Sozial struktur". Anschließend wird das seinerzeit bereits von DDr. Eduard Kriechbaum angeschlagene Thema über den „Innviertler, seinen Charakter und seine Lebens weise" und über „die Ursachen der Eigenheiten des Innviertlers" aufgenommen und mit dem Kapitel „Die Sprache des Innviertels" der Übergang zu dem Spezialthema gefunden. Die nach Lautstand, Sprechdruck- und
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