OÖ. Heimatblätter 1973, 27. Jahrgang, Heft 1/2

Ein Mühlkreisbahnlied Durch ein Gesetz wurde im Jahre 1880 die Tras sierung von Bahnen entlang von Reichsstraßen erlaubt, wodurch der kostspielige Crunderwerb fast zur Gänze wegfiel. Mit dem Bau der Mühl kreisbahn von Urfahr bis Aigen wurde 1887 be gonnen. Schon dm folgenden Jahr, am 17. Okto ber, konnte der erste Zug fahren^. Die fünf Lokomotiven waren von der Linzer Maschinen fabrik Krauß erzeugt und geliefert worden. Die schwierigste Teilstrecke war beim Saurüssel, wo eine Steigung von 46 ®/oo zu überwinden war; es ist dies die stärkste Neigung einer Normal spurbahn in Oberösterreich. Die damals in Be trieb genommenen Lokomotiven haben bis in die jüngste Zeit ihren Dienst geleistet und muß ten schließlich den zeitgemäßen Dieselloks wei chen. In den ersten Jahren nach der Eröffnung wurden die Personenzüge mit viel mehr Wagen geführt als heute. Daher mußten die Züge in den Statio nen vor einer Bergstrecke länger halten, um „Dampf zu machen", oder besser gesagt, um jene Dampfspannung zu erreichen, die zur siche ren Bewältigung der Bergstrecke nötig war. Diese längeren Aufenthalte sind es besonders, die in dem nütgeteilten Lied von der Mühlkreis bahn immer wieder eine Rolle spielen. Dieses Lied hat mir am 13. Oktober 1935 der Zimmermeister Hofmann in Höflein bei Ottens heim vorgesungen. Sein Vater hatte es erdacht und an vielen Orten gesungen, wodurch es ednst sehr bekannt gewesen war. Als Weise wurde jene des einst wohlbekannten Liedes „Das Unglückskind" verwendet. An den Kehrreim: „I bin a Unglückskind, für mi is kane bstimmt, aber liaber verderbn als wia anschichtig sterbn." erinnert besonders die erste Strophe. Dieses Lied „d' Mühlkreisbahn" wurde nach mei nem Wissen bisher noch niemals veröffentlicht. Dem Heimatforscher Oberschulrat Mathie in Rohrbach war es bekannt gewesen, wie er mir vor etwa 15 Jahren sagte. auf d' Mühlkreisbahn, da fahrt ma fesch dayan. d' Bahn valarn. re - tur geschwind. liaber ver — derbn. Oagn drobn sterbn. ' Vgl. Franz Aschauer: Oberösterreichs Eisenbahnen (= Schr.reihe d. oö. Landesbaudion., Bd. 18), Wels 1964, S. 78 ff. ^ Oagn = Aigen war zur Zeit der Eröffnung und ist noch heute die Endstation der Mühlkreisbahn. Sprach lich beachtenswert ist, daß man in der Mundart „ins Oagn" fährt, also „in das Eigen", wie man mundart lich auch nicht nach Freistadt fährt, sondern „in d'Freistadt".

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