in diesem Gebiet fast alle reinrassigen Rinder der Rasse der Welser Sdiecken an; diese Rasse war in ganz Österreich nur auf diesen Gerichts bezirk beschränkt. Wie sich diese Rasse aber weiterentwickelt hat, konnte ich in meinen Un tersuchungen nicht feststellen. Bereits 1910 wird sie in den Rassenerhebungen nicht mehr erwähnt, auch in den folgenden Jahren nicht mehr. Ich vermute daher, daß in den späteren Erhebungen diese Rasse dem Fleckvieh zugeord net wurde. Von den restlichen Rinderrassen, die zur Erhe bung herangezogen wurden, erreichten nur noch die Pinzgauer einen etwas höheren Anteil im Innviertel. Zusammenfassend läßt sich also für die letzten Jahrzehnte des 19. Jahrhunderts feststellen, daß gerade im Innviertel der Anteil der verschiedenen Kreuzungen einen erheblich großen Anteil am Gesamtrinderbestand einnahm. Diese Tatsache, verursacht durch die wahllose Nachzucht auf den einzelnen Bauernhöfen, war noch deutlich in den folgenden Rassenerhebungen zu bemerken; der Anteil der Kreuzungen an der Gesamtrinderzahl war bis in die fünfziger Jahre im Innviertel we sentlich höher als im gesamtösterreichischen Durchschnitt. Daneben beginnt sich aber bereits damals eine Entwicklung abzuzeichnen, die in den letzten Jahrzehnten zur Vorherrschaft einer einzigen Rinderrasse in ganz Österreich geführt hat. Aus den Innviertler Schecken, damals wirk lich nur im Innviertel von größerer Bedeutung, entwickelte sich dank günstiger Zuchterfolge das heutige Fleckviehrind, ein Hochleistungsrind so wohl in Milch- als auch Fleischleistung. Wie sich nun die Weiterentwicklrmg der einzel nen Rinderrassen vollzogen hat, ist nicht genau bekannt. Erst in der „österreichischen Stati stik"® vom Jahre 1917 ist wieder ein kleiner Abschnitt der Verteilung der Rinderrassen in Österreich gewidmet. Mit Untersuchungsstand vom 31. Dezember 1910 werden dabei als die in Österreich dominierenden Rassen die Pinzgauer, Simmentaler, Murbodner, Mürztaler und Berg schecken angegeben. Ich möchte hier besonders darauf hinweisen, daß die Innviertler Schecken in dieser Arbeit unkorrekterweise als „Simmen taler" bezeichnet werden. Weiters wurden nun die Anteile der verschiedenen Rassen vom Ge samtrinderbestand errechnet und nicht wie vor hin nur von den reinrassigen Rindern. Die Simmentaler (Fleckviehrasse) sind im Inn viertel in allen Gerichtsbezirken anzutreffen, ihr Anteil am Gesamtrinderbestand betrug 1910 etwa 22 Prozent. Ein Vergleich mit dem Ergeb nis der Rassenerhebung von 1880 zeigt einen ähnlichen prozentuellen Anteil. Meiner Meinung nach ist dies ebenfalls ein Beweis dafür, daß der von mir vermutete Anteil der Kreuzungen am Gesamtrinderbestand von 1880 mit etwa 50 Pro zent nicht zu hoch gegriffen war. Als zweit stärkste Rasse werden 1910 im Irmviertel die Pinzgauer angeführt. War diese Rasse noch um 1880 in fast allen Gerichtsbezirken anzutreffen, so weist die Rassenerhebung von 1910 nur noch im Gerichtsbezirk Wildshut einen größeren An teil von Pinzgauern aus; in allen anderen Teilen des Irmviertels waren nur vereinzelt Rinder die ser Rasse anzutreffen. Hierin kann man deutlich den Einfluß des Salzburger Zuchtgebietes auf das benachbarte Innviertel erkennen, ein Einfluß, der sich noch sehr lange in der Rassenverteilung die ses Gebietes dokumentiert. Außer diesen beiden Rinderrassen, Simmentaler und Pinzgauer, er reichte 1910 keine andere Rasse einen größeren Anteil am Gesamtrinderbestand. Das heißt aber, daß zu Beginn dieses Jahrhunderts im Innviertel etwa zwei Drittel aller Rinder Kreuzungen und sonstigen kleineren Rassen angehörten. Weiters muß angemerkt werden, daß bereits 1910 die Rassengebiete des Innviertels als Zuchtgebiete bezeichnet wurden, während die sogenannten Nutzgebiete im oberösterreichischen Zentralraum um Linz und Wels gelegen waren. Sehr inter essant ist auch die Tatsache, daß schon damals Zuchtvieh aus dem „Simmentaler"-Zuchtgebiet des Irmviertels exportiert wurde. Die erste amtliche Rassenerhebung fand am 14. Juni 1930 statt, bei der aber nur Kühe und Zuchtstiere (über ein Jahr) zur Erhebung heran gezogen wurden. Da aber schon 1930 fast 60 Prozent aller Rinder sich aus Kühen imd Zucht stieren zusammensetzten, darf diese Rassenerhe- ' „österreichische Statistik". Herausgegeben von der k. k. statistischen Zentralkommission, 5. Band, 1. Heft, Wien, 1917.
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