rende Rasse der Fleckviehrinder (früher auch als Simmentaler bezeichnet) sind die Nachfahren der Kampete oder Innviertier Schecken und tragen daher den Namen „Simmentaler" nicht berech tigt. Es muß aber betont werden, daß die Be zeichnung „Simmentaler" heute immer mehr ver mieden wird und größtenteils nur noch der rich tige Name „Fleckvieh" verwendet wird. Die Be zeichnung als „Simmentaler Rinder" dürfte sich vor allem deshalb eingebürgert haben, da diese Rinder teilweise als Zuchtstiere für die KampeteRasse benutzt wurden. Da der Name „Simmen taler" sehr weit verbreitet war, ist anzunehmen, daß nach der Jahrhundertwende Simmentaler Zuchtstiere in erhöhtem Maße für die Nachzucht der Kampete und Irmviertler Schecken verwen det wurden. Sehr wichtig erscheint mir aber der Hinweis, daß nur Zuchtstiere aus dem Schweizer Simmental im Innviertel verwendet wurden, die heutige Fledcviehrasse aber von den Kampete abstammt, die ihr ursprüngliches Aufzuchtgebiet in der Steiermark besaßen. Wie die Autoren der oben zitierten Aufsätze mehrmals betonen, kann um das Jahr 1880 das Innviertel noch nicht als ein spezielles Rinder zuchtgebiet bezeichnet werden. Im Gegenteil, in der eigenen Nachzucht (Hauszucht) wurden sehr unterschiedliche Zuchtverfahren angewendet. Die Rassen der Zuchtstiere wurden nicht speziell aus gewählt, die Nachzucht wurde mehr oder minder dem Zufall überlassen. Dies führte sogar so weit, daß auf den meisten Bauernhöfen Rinder zu fin den waren, die drei bis vier verschiedenen Ras sen angehörten, die also sozusagen zum „Pro bieren" gehalten wurden. Die Reinrassigkeit von Tieren mußte natürlich bei solchen Zuchtmetho den verlorengehen, die verschiedenen Qualitäten einzelner Rassen konnten durch solche Kreu zungsversuche kaum gehalten werden. Diese „Untugend" der wahllosen Nachzucht war damals besonders in Oberösterreich sehr weit verbreitet und wurde auch von vielen Stellen und Personen scharf kritisiert. Diese Zucht methoden führten schließlich dazu, daß das Bun desland Oberösterreich im Jahre 1930 bei der ersten amtlichen Rinderrassenerhebung unter allen Bundesländern den höchsten Anteil an „Kreuzungen und sonstigen Rassen" aufzuwei sen hatte. Die größten Anstrengungen zur Hebung der Qualität der Nachzucht und zur Verminderung von Kreuzungen gingen damals von der Ober österreichischen Landwirtschaftsgesellschaft aus, die Erfolge ließen aber sehr lange auf sich war ten. Erst in den letzten zwanzig Jahren konnten durch die großen Leistungen des Fledcviehzuchtverbandes Inn- und Hausruckviertel in Ried im Innkreis in der Verminderung der Kreuzungen und Hebung der Qualität der Fleckviehrasse große Erfolge erzielt werden. Einen entscheiden den Anteil an dieser positiven Entwicklung dürfte sicher auch die Einführung der künstlichen Besamung gehabt haben. Wie schon erwähnt, gab es vor 1930 keine amt liche Rinderrassenerhebung. Die auf privater Ba sis durchgeführten Untersuchungen sind zwar sehr wertvoll, dennoch muß man die Ergebnisse mit gewisser Vorsicht betrachten. Ob die stich probenartigen Rassenerhebungen in einzelnen Betrieben für das ganze Untersuchungsgebiet re präsentativ sind, kann heute nicht mehr fest gestellt werden. Es wird nirgends erwähnt, imter welchen Gesichtspunkten die Betriebe aus gewählt wurden, bei denen eine Rinderrassen erhebung durchgeführt wurde. Weiters muß ncxh beachtet werden, daß bei diesen Erhebungen nur reinrassige Rinder oder Rinder, bei denen noch das Merkmal einer bestimmten Rasse domi nierte, zur Untersuchung herangezogen wurden. Wird also im folgenden von prozentmäßigen Anteilen gesprochen, so bedeuten dabei 100 Pro zent jeweils den Bestand an reinrassigen Rin dern, nicht aber den Gesamtrinderbestand wie üblich. Tiere, die aus Kreuzungen verschiedener Rassen hervorgingen und bei denen kein Merk mal einer Rasse mehr dominierend auftritt, wur den also in diese Rassenerhebung nicht einbezo gen. Nun ist aber in diesen Untersuchungen nie ein konkreter Wert genannt worden, wie hoch etwa der Anteil der reinrassigen Rinder am Ge samtrinderbestand ist. Ich konnte daher nur aus verschiedenen Bemerkungen in den Arbeiten über die damaligen Rassenerhebungen schließen, daß die reinrassigen Rinder nur etwa die Hälfte des Gesamtrinderbestandes ausmachten. Betrachtet man die verschiedenen damals vor herrschenden Rinderrassen, so ergibt sich um 1880 folgendes Bild im Innviertel:
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