OÖ. Heimatblätter 1973, 27. Jahrgang, Heft 1/2

Die Verteilung der Rinderrassen im Innviertel und ihre Entwicklung in den letzten hundert Jahren' Von Johann Stegbuchner Neben persönlichen Erhebungen bildete vor allem die Auswertung der verschiedensten Ergeb nisse der Viehzählxmgen und Rinderrassenerhe bungen die wichtigste Grundlage dieser Arbeit. Nun fand aber erst im Jahre 1930 in Österreich dde erste amtliche Rinderrassenerhebung statt, in der Monarchie wurde überhaupt keine amtliche Erhebung der Rinderrassen durchgeführt. Daher mußte ich mich für den Zeitraum vor 1930 auf einige private Rassenerhebungen beschränken, welche vor allem in den beiden Aufsätzen von Ferdinand Kaltenegger^ und Franz Zoepf^ ver öffentlicht wurden. Obwohl in diesen beiden Ar beiten eine sehr gute Darstellung der verschie denen Rinderrassen und deren Verbreitung gegeben wird, sind dennoch keine genauen Zäh lungsergebnisse angeführt, da es sich nur um stichprobenartige Erhebungen handelte. Eine große Lücke bildet das Fehlen jeglicher Darstel lung der Rinderrassen in Österreich zwischen der Jahrhundertwende und 1930. Und gerade in die sem Zeitraum müssen sich, wie sich später her ausstellen wird, größere Veränderungen in der Verbreitung der Rinderrassen im Innviertel er geben haben. In diesen Aufsätzen werden eine Reihe von Rin derrassen angeführt, die damals in Oberöster reich zu finden waren. Die wichtigsten Rassen waren dabei: Pinzgauer (Zuchtgebiet in Salzburg, auch heute noch verbreitet) Kampete (Zuchtgebiet im NW der Steiermark im Ennstal; Milchleistung wird als zweitrangig be zeichnet, dafür sehr gute Mastfähigkeit, gute Zugtiere) Weiser Schecken (Zuchtgebiet lag im Cerichtsbezirk Engelhartszell und nicht um Wels, wie der Name es vermuten ließe) Braun Heimete (Zuchtgebiet höchstwahrschein lich in Böhmen, in Oberösterreich nur sehr wenig verbreitet) Licht Heimete (heutiger Name Kärntner Blond vieh) Mürztaler (Zuchtgebiet im Mürztal, in OO. weit verbreitet) Mariahofner (Zuchtgebiet im SW der Steier mark; nur geringe Milchleistung, trotzdem rela tiv weit verbreitet) Berner, Miesbacher und Simmentaler (besonders im Bezirk Braunau als Zuchtstiere gehalten) Holländer (heutiger Name: Schwarzbuntes Nie derungsvieh) und Montafoner. Im Innviertel waren von diesen Rassen im letz ten Drittel des vorigen Jahrhunderts nur die Kampete, Pinzgauer und die Welser Schecken, sowie die sogenannten Innviertier Schecken, eine Kreuzung aus Kampete und Pinzgauern, weiter verbreitet. Alle anderen oben angeführten Ras sen waren nach den oben erwähnten privaten Rassenerhebungen im Innviertel nur sporadisch oder überhaupt nicht zu finden. Ich möchte dabei besonders darauf hinweisen, daß damals zwischen Kampete und Irmviertler Schecken größtenteils keine Unterscheidung ge troffen wurde, daß also auch die Schecken, obwohl eine Kreuzung, als Kampete bezeichnet wurden. Die Ursache dafür dürfte darin liegen, daß als Zuchtstiere für die Nachzucht der Schekken nicht Stiere der Innviertier Schecken selbst, sondern hauptsächlich Kampete, teilweise auch Pinzgauer, verwendet wurden. Die Kreuzung der Rassen von Kampete und Pinzgauern wurde da mals vor allem deshalb unternommen, um die Milchleistung der Kampete anzuheben, da da mals die Pinzgauer unter allen Rinderrassen die größte Milchleistung zu verzeichnen hatten. Äußerst interessant ist die Tatsache, daß die Simmentaler Rasse damals in Osterreich fast überhaupt nicht anzutreffen war. In den oben erwähnten Aufsätzen wird nur kurz vermerkt, daß einige Simmentaler Stiere besonders in den Cerichtsbezirken Braunau und Schärding als Zuchtstiere verwendet wurden. Die heute im Innviertel (und auch in ganz Osterreich) dominie- * Der vorliegende Aufsatz bringt eine Zusammenfassung der wichtigsten Ergebnisse meiner fiausarbeit aus Geographie, welche ich im Jahre 1971 an der Universi tät Salzburg zur Erlangung der Lehrbefähigung aus Geographie bei Herrn Univ.-Prof. Dr. H. Riedl ab faßte. ' „Die geschichtliche Entwicklung der Rinderrassen in den österr. Alpenländem", eine landeskulturhistorische Skizze von Ferd. Kaltenegger. Prag 1881. " „Die österreichischen Rinderracen", herausgegeben vom kk. Ackerbauministerium. 2. Band: Rinder des oberen Donauthales in Oö und Nö; Heft 1: Oberösterreich, von Franz Zoepf. Wien 1881.

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