„Stemsinga Veitl", mit dem er sidi am liebsten angesprodien fühlte, war Zöhrer weit über sein Innviertel hinaus bekannt geworden. Fellödcer schätzte den Pfarrer aber nicht nur wegen seiner unerschöpflichen Dichtungen, sondern auch wegen der Kenntnis des Dialektes. Er sandte ein Exemplar des Dialektlexikons von Mathias Höfer nach St. Lambrechten und bat um Beiträge für eine geplante Neubearbeitung. Da antwortete Zöhrer am 24. 11. 1897 ixüt großem Humor, den er sich ein Leben lang bewahrt hatte: ,JHab große Freude am LexikonI Aber die Aufgabe! für micii unlösbar. Idi bin kain Polyglott — ach Gott! i bin a Idiot"'®! Doch schon wenige Tage später trafen mit der Post die ersten Wörter ein, nämlich „gmaungitzen, mungitzen usw.". Auch die dazugehöri gen Erklärungen fehlten nicht. Zöhrers dichterisches Schaffen reichte bis in seine letzten Lebensjahre. Sein Freund P. Josef Einböck, Pfarrer in Ort bei Reichersberg (1878 bis 1889), gab ihm bezüglich seines Schaffensdrcmges und der daraus resultierenden Arbeit einen wohlgemeinten Rat: „Geh, häng amal dein Faxenwer; bist schon so theuer alt! Das siegst, daß bal dein Spedc und Sdimeer ö Staub und Aschen zfallt. Dein Singarei — was hast davon? I bitt di, folg mein Rath: Recht beten trait an bößern Lohn, und thuet da holder noth"". In der Schlußstrophe eines Gedichtes, das eine Antwort darauf sein sollte, meinte Zöhrer: „I bitt di herzlö, bet ma doh, daß s Gsang zum Beten stimmt, oft kimm i af a Platzl, wo — ma's Neamd in Uibel nimmt"". Pfarrer Einböck hatte in den Wind gesprochen. Fellöcker aber ließ nicht nach, ermunterte Zöhrer zu noch größerer Produktion und wollte sämt liche Gedichte zu weiteren Veröffentlichungen zugesandt bekommen. Zöhrer schrieb Gedicht um Gedicht fein säuberlich in Bücher ein, die je weiligen Abschriften sandte er nach Krems münster, und so waren oft Wochen mit Schreib arbeiten ausgefüllt, obwohl seine Gesundheit damals schon angegriffen war. Zöhrer schickte auf die Bitte Fellöckers gleich drei Hefte und viele fliegende Blätter mit insgesamt 182 Nummern für das geplante Bändchen „Allalai christligö Gsanger und Gspiel in der oberösterreichischen Volksmimdart" imd legte einen Zettel bei, auf dem zu lesen stand: „So! Herr Hcxliwürden, Herr Chef! da harnt sö s! Rudigs und raudigs, lustigs und traurigs, stodcemstlös und spaßigs, recht christligs, echt weltligs — kurzum Allalai... I han mi recht tummelt, nan — frcilö hat s brununelt — (ös denkts engs schon wer?)"". Es ist leicht zu erraten, wer mit dem Herrn Pfarrer brxunmte, weil er nun, bei nicht mehr bester Gesundheit, bereits eine Woche hinter seinem Schreibtisch saß — seine Schwester Julie. Doch als ihr Bruder noch immer nicht aufhören wollte, wurde sie energischer. „Hietzt kratzeist schon mehr dö ganzö Wocha dö ganzö! Geh häng!"^® „Han, san i", erwiderte ihr Zöhrer humorvoll, „du kimmst ma just gleng, förti bin i! Hietzt rastt glei a Zeitl da narrische Veitl"^®. Zöhrers letzte Lebensjahre Trotz der Vielseitigkeit Zöhrers blieb er stets ein tätiger Seelsorger seiner Pfarre. Er errichtete die Sankt-Antonius-Missionsstiftimg, ließ die Kirche restaurieren und erwarb für den Hoch altar ein neues Bild^^. Er gestaltete mit der Pfarrjugend würdige Feiern, besonders zur Weihnachtszeit. Zöhrer war als guter Prediger bekannt, der seine Zuhörer immer zu begeistern wußte. Auch die Neugestaltung des Friedhofes lag ihm sehr am Herzen. Zöhrers Nierenleiden verschlimmerte sich zu sehends und arge Hustenanfälle plagten ihn während seiner letzten Jahre. „Sie hat mi! sie hat mi! mein Trost is da Tod! Herr! Gib ma dö Gnad daß mi drentad not hat"'". " Zöhrer, Eduard, Brief an Fellöcker vom 24. 11. 1879. In: P. Sigmund Pellödcer, Zöhrers Biographisches, Kremsmünster. " Ebenda. " Ebenda. " Fellöcker, P. Sigmund: Zöhrers Biographisches, Krems münster. Ebenda. Weiß, Gerhoch: Katalog der reg. lat. Chorherren des Stiftes Reichersberg am Inn, 1884—1946, S. 10. ■" Zöhrer, Eduard: „D' Husten". In: Zöhrers gesammelte Gedichte, Reichersberg, Bd. V, Nr. 1720.
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