Zöhrers Pfarrhof war zugleich eine Gesang- und Musikschule, worin er auch einzelnen fähigen Bundesmitgliedern Unterricht im Orgelspiel er teilte; aber auch Flöten-, Zither- und Klavier spielen konnte man bei ihm erlernen. Da Zöhrer ein sehr guter, leidenschaftlicher Sänger war, half er stets den jungen Leuten seine Lieder einstudieren und auch beim Einüben seiner Spiele stand er immer bis zum Tage der Aufführung mit Rat und Tat zur Seite. So berichtete uns Zöhrer selbst zu der Einübung des Liedes „Das sand Freuden"^®, bei der auch eine Tanzweise erprobt wurde: „Die Weise ist dieselbe, nach welcher der altbairische ,Af und a' getanzt wird. Wenn die erste Zeile zu EncJe ist, paschen die Kinder; am Schluß der Strofe paschen und stampfen sie; während der vier kurzen Zeilen wird ländlerisch gedreht. — Die Kinder werden das gern und bald lernen, und die Alten mit Freuden zuschauen und sich den Kropf und Bauch voll anlachen. — ... werden bei der Aufführung ein paar Geigen gespielt, und spielt da Veit (er selbst) a Klaranet dazue, so wirds lusti voleignue"!" Zöhrers aufrichtiges Bemühen um die Pfar^- jugend brachte ihm nur Dank und Anerkennung seitens der Bevölkerung. Seine zum überwiegen den Teil religiöse Dichtung fand bei der Obrig keit größtes Lob, was in dem Erlaß der Ernen nung zum Geistlichen Rat in späteren Jahren seinen Ausdruck fand^®. Der Mutter Zöhrers war es nur mehr ein Jahr lang vergönnt, im Innviertel zu sein. Am 17. 12. 1857 starb sie, versehen mit den Sterbe sakramenten und wurde am 19. 12. am Friedhof von St. Lambrechten beigesetzt. Als Todes ursache hatte der Arzt Wassersucht festge stellt^®, eine Krankheit, an der sowohl Zöhrer als auch seine Schwester Julie immer mehr zu leiden begannen. Zöhrers Freundschaft mit Fellöcker Die freundschaftlichen Beziehungen zum Prior des Stiftes Kremsmünster, Pater Sigmund Fellöcker (1816—1887), bahnten sich bereits 1849 an und dauerten bis zum Tode Zöhrers. Fellöcker wird von Zöhrer in dem Gedicht „Gruß aus Trazenlinden"®^ folgendermaßen be schrieben: „Sigismund, der Pater Prior, jeder Zoll ein Österreicher, dunkles Haar, mit braunen Augen, nur die Wangen ziemlich bleicher. Von der Lippe, von dem Kinne fließt sein Bart bis auf die Sodcen, doch das Grübchen scheint geschaffen, Liebesgötter anzulocdcen." Fellöcker erkannte und schätzte als erster den ethischen Wert der Dichtungen Zöhrers und spornte ihn im Laufe der Zeit zu größtem Schaffenseifer an. Im Jahre 1849 gab Fellöcker einen Sammelband mit dem Titel „Weihnachtskränze aus Dichtungen aller christlichen Jahr hunderte" heraus. Diesen Band lernte Zöhrer durch seinen Freund Marcus Holter kennen, der dazu selbst Beiträge geliefert hatte. Dadurch wurde Zöhrer angeregt, sein wahrscheinlich erstes, ausgezeichnetes Gedicht „Da Fürwitz" zu verfassen. „Ich hatte Zöhrer durch seinen intimen Freund, meinen lieben Mitbruder P. Marcus bitten lassen", schreibt Fellöcker in seiner Zöhrerbiographie, „mir etwas für den Christbaum zu dichten, und siehe, es ward ,Da Fürwitz'"^®. Das Manuskript trägt die Jahreszahl 1849 und fällt somit in die Thernberger Zeit. Bei jener Christbaumfeier im Jahre 1874 in Weißkirchen an der Traun, wo Fellöcker von 1871 bis 1874 zum Pfarrer bestellt war, fand Zöhrers „Fürwitz", der nun schon unzählige Male vorgetragen worden war, besonderen An klang. Der Kooperator, P. Wisintho Hartauer, der sich um die Weihnachtsfeier besonders tätig angenommen hatte, gab einen Bericht darüber in das „Linzer Volksblatt", den er auf Wunsch Fellöckers mit der Bitte schloß, der hochver ehrte Dichter möge aus dem reichen Füllhorn seines Dichtergenius noch mit der einen oder anderen seiner humoristischen Dialektdichtungen erfreuen, zur größeren Verherrlichung der ^ Zöhrer, Eduard: „Das sand Freuden". In: P. Sigmund Fellödcer, Kripplgsangl und Kripplspiel in der oberösterreidiischen Volksmundart, Linz 1881, S. 49 f. Fellöcker, P. Sigmund: Zöhrers Biographisches, Krems münster. ^ Peterlechner, Franz: Gedichte in oberösterreichischer Mundart von Eduard Zöhrer, Braunau 1913, S. XXVII. Pfarrchronik von Lambrechten. " Zöhrers gesammelte Gedichte, Reichersberg, Bd. V, Nr. 1763. ^ Fellöcker, P. Sigmund: Zöhrers Biographisches, Krems münster.
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