OÖ. Heimatblätter 1973, 27. Jahrgang, Heft 1/2

JUnd — i laß mi denn not sdirödca, — Schtitt mein Herz bon Christkind aus. Freundlö zoigts ma s Pinkerl wögga, bringt mi aus n Triiebsal draus." Der äußere Anlaß zu diesem Gedicht war der Tod Pater Robert Lettmayers aus Kremsmünster, der am 30. 10. 1879 im Irrenhaus in Linz ge storben war. Ehes veranlaßte Zöhrer am 2. 11. 1879 folgendes an Fellöcker zu schreiben: „Daß ich an dem Hinscheiden Ihres hw. H. Mitbruders oder vielmehr an seinem Leiden herzlichen Anteil nehme, werden E. Hwd. um so lieber glauben, wenn ich sage: Experte crede Ruperte! Meine dermaligen närrischen Weisen sind nicht se schlimm als die damaligen. Ja, ich habe der lieben Frau und ihrem Kindlein viel zu danken'®." Diese Worte sowie das Gedicht „Da Freita" sind wohl der Schlüssel, warum Zöhrer gar so viele und innige Marien- und Krippenlieder schrieb. Durch das schreckliche Ende Pater Roberts wurde Zöhrer wieder in Erinnerung gerufen, welch großer Gefahr er einst durch Anrufung des Christkindes und seiner Mutter Maria entgangen war, und er dankte es ein Leben lang in Liedern und Gedichten. Durch seine Krankheit bedingt, wurde Pfarrer Zöhrer vom fürsterzbischöflichen Consistorium in Wien die priesterliche Gewalt entzogen und ihm am 11. 9.1852 der Stiftspriester Floridus Harrer zur Seite gestellt. Doch schon am 14. 9. richtete Zöhrer in einem Brief nach Wien die Bitte, wieder die seelsorglichen Pflichten ausüben zu dürfen, nachdem ihm der zuständige Arzt Grobitsch Genesung von seiner Krankheit, die ihn vor drei Wochen überfallen hatte, bestätigte^®. Das Consistorium kam diesem Ansuchen nach und erneuerte Zöhrer die Jurisdiktion mit dem Wunsch, daß Gott seine Gesundheit und seine eifrigen Bemühungen um das Seelenheil seiner Pfarre segne. Zöhrer als Pfarrer von Lambrechten Von dem einsamen Thernberg in der Buckligen Welt, in der er niemals heimisch werden konnte, übersiedelte Zöhrer mit Mutter und Schwester nach St. Lambrechten im Innviertel. Er wurde zum Pfarrer dieses inmitten von Weizenfeldern und Wiesen liegenden Ortes unweit des Stiftes Reichersberg ernannt. Für seine Mutter be deutete es eine Rückkehr in die Heimat, derm sie stammte aus dem Innviertel, und für Zöhrer selbst sollte St. Lambrechten die zweite Heimat werden. Der letzte und zugleich bedeutendste Abschnitt in seinem Leben begann nun und endete auch in dieser Pfarre. In der fast 30jährigen Seelsorgetätigkeit von 1856 bis 1885 hatte sich Zöhrer so sehr mit Land und Leuten des Innviertels ein zweitesmal vertraut gemacht, daß er des öfteren seinem jüngeren Bruder Ludwig gegenüber betonte, sich in diesem Ort ungemein wohl zu fühlen, was man auch aus seinen Gedichten entnehmen kann. Eine besondere Herzensangelegenheit bereitete dem neuen Pfarrer von St. Lambrechten die Jugend, die er in Jünglings- und Jungfrauen bündnisse zusammenzufassen trachtete. Sein Vorgänger Kooperator Herculan hatte ja dazu schon einige Vorarbeit geleistet und den ersten Jungfrauenbund ins Leben gerufen, von dem Zöhrer im Jahre 1879 schrieb, daß er in Blüte steht®®. Zöhrer erkannte, daß für die geselligen Zusammenkünfte der Jugend in und um Sankt Lambrechten unschuldige Unterhaltung ein wichtiges Moment darstellte und schrieb daher im Laufe der Jahre eine Unzahl von Gedichten, Spielen und Liedern, meist in der Mundart des Innviertels. „Veranlassung und Zweck — war die Noth, die midt zum Reimen brachte, um unseren Bundesjungfrauen und -Jünglingen durch Scherz nicht bloß Unterhaltung zu schaffen, sondern denselben gewisse bittere Wahr heiten annehmlich zu machen. Hochpoetisch bin ich nicht angelegt und würden meine Leutchen nicht ver stehen''." Seine Dichtungen®® sollten auf die Jugend er zieherisch wirken, d. h. moralisch sein und den Glauben vertiefen helfen. " Ebenda. " Erzbischöfliches Archiv Wien, Pfarrakten Themberg 451. Brief Ed. Zöhrers am 11. 10. 1879 an Fellöcker. In: P. Sigmund Fellöcker, Zöhrers Biographisches, Krems münster. " Ebenda. " Peterlechner, Franz: Gedichte in oberösterreichischer Mundart von Eduard Zöhrer, Braunau 1913, S. XXIV.

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