OÖ. Heimatblätter 1973, 27. Jahrgang, Heft 1/2

Zöhrer als Pfarrer von Themberg Von Edlitz wurde Eduard Zöhrer zum Pfarrer von Thernberg bestellt. Er leitete diese Pfarre, die ebenfalls in der Buckligen Welt liegt, von 1847 bis 1856. Zöhrers Mutter, die ihrem jüngsten Sohn bis zu seiner Verehelichung im Jahre 1847 die Wirt schaft geführt hatte und im selben Jahr Witwe geworden war, zog nun zu ihrem Sohn Eduard nach Thernberg und führte dort den Haushalt. Sie war eine belesene Frau, gebildet und außer einer sehr guten Köchin eine ausgezeichnete Sängerin^®. Pater Sigmund Fellöcker, ein Freund Zöhrers, kannte diese Frau und gab von ihr folgende knappe, aber sicherlich treffende Per sonenbeschreibung : „Statur: mittel, Gesidit: länglicht, Haare: sdiwarz, Augen: braun, Nase: klein, Mund: klein"." Sie half, solange sie konnte, mit Rat und Tat und blieb bis zum Tode an der Seite ihres Sohnes. Im Jahre 1848 folgte Julie Frank, Eduards ver witwete Schwester, Mutter und Bruder nach Thernberg. In einem Brief an Fellöcker schrieb Zöhrer viele Jahre später: „Sonderbar trifft sidi's oft! Ich wurde 1847 Pfarrvikar, meine Mutter Wittwe, und drei Monate später auch die ,braidö' Julie — Wittwe'^." Julies 1847 verstorbener Mann Friedrich Frank hatte die Pflegerstelle auf den Gütern der Herr schaft Sprinzenstein bei Sarleinsbach inne und nahm später das Amt eines Pflegers auf Schloß Dietach bei Wels an. Ehe Ehe verlief sehr glück lich, blieb jedoch kinderlos. Da Friedrich Frank vermögend war — Julie hatte als symbolische Mitgift nur einen Gulden in die Ehe mitgebracht — legte er das zuletzt bekleidete Amt nieder, wurde Justitiar in Wels und starb, da er bereits lange Jahre kränkelte, am 1. 1. 1848. Seine Frau fertigte man mit nur 8000 Gulden ab, nachdem sie einen von anderer Seite angestrengten Erb schaftsprozeß verloren hatte. Julie beschrieb ihr Bruder Ludwig als hübsche, jedoch beleibte Frau, die geübt war, wie könnte es auch anders sein, im Klavier- und Orgelspiel und ebenso im Gesang. Sie brachte aber auch Fähigkeiten mit, welche die Wirtschaft eines Pfarrhofes verlangte. Julie hatte als Mädchen in der Stiftsküche von Reichersberg Kochen und in Linz weibliche Handarbeiten gelernt^®. Sie stand nun ihrer Mutter tatkräftig zur Seite und bald schon verrichtete sie die Hauptarbeit in der Küche des Pfarrhofes. Durch die Stütze seiner Mutter und Schwester im Haushalt konnte sich Zöhrer nun immer mehr der Seelsorge und, was er mit besonderer Liebe betrieb, seinen freien Studien widmen. „Außer der englischen Sprache betrieb Zöhrer schon während der Zeit in Thernberg als einer der ersten in Österreich Stenographie nach dem Lehr buch der Redezeichenkunst von Franz Wigard und brachte es im Laufe der Jahre zu großer Vollkommenheit. Später erlernte er Stenographie nach der Gabelsberger Methode"^*. Zöhrer legte sich für seine äußerst klein, jedoch peinlich sauber geschriebenen Notizen sogar ein selbst entworfenes Abkürzungsverzeichnis an. In der Pfarre selbst erfreute sich Zöhrer allge meiner Beliebtheit und Hochachtung und man hörte gerne seine erbaulichen Predigten an Sonnund Feiertagen. Einige Jahre war nun Eduard Zöhrer schon Pfarrer in Thernberg, da stellte sich eine Krank heit ein. Es war keine plötzlich auftretende Krankheit, die eine augenfällige Ursache gehabt hätte, sondern wahrscheinlich eine Gemüts depression heftigster Art. Wenn Feilöcher seine biographische Skizze mit den Worten über schrieb: „E. Zöhrer — in Gefahr irrsiimig zu werden (oder zu bleiben)", so darf man mit Recht annehmen, daß größte Sorge um Pfarrer Zöhrer herrschte. Der Seelsorger von Hollenthon, Pfarrer Rilke, berichtete am 20. August 1852 über Zöhrers Anfall von Irrsinn: „Sdion seit einigen Wodien ist an Pfarrer Zöhrer in Thernberg ein stilles, in sich verschlossenes Wesen und ein ihm sonst gar nicht eigenthümlicher Trübsirm Zöhrer, Ludwig: Bemerkungen zu dem im Monat März 1899 verfaßten Stammbaum der Familie Zöhrer in Sarleinsbach. Fellöcker, P. Sigmund: Zöhrers Biographisches, Krems münster. Ebenda. Zöhrer, Ludwig: Bemerkungen zu dem im Monat März 1899 verfaßten Stammbaum der Familie Zöhrer in Sarleinsbach. Fellöcker, P. Sigmund: Zöhrers Biographisches, Krems münster.

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