Das Leben Eduard Zöhrers VonHorst Lerch Mit 2 Abbildungen Im westlichen Teil des Mühlviertels liegt, um geben von Wiesen, Feldern und Wäldern, der romantische Ort Sarleinsbach. Die Ausläufer des im Norden gelegenen Böhmerwaldes und des Ameisberges im Westen begrenzen den Blick und bestimmen die hügelige Umgebung des Marktes. Wenn man an Kirche und Pfarrhof des Ortes vorübergeht, so gelangt man auf der schon im Markt steil ansteigenden Straße zu einem großen und modernen Bau, der Schule von Sarleinsbach. An eben dieser Stelle, im Kummeröck am Kugel berg, stand einst das alte Schulhaus, in dem der spätere Priester aus Reichersberg, Eduard Zöhrer, der durch Gedichte, Spiele und Lieder reichlich seine Zeit beschenkte, 1810 geboren wurde. Seine Heimat Wie sehr Zöhrer an seiner Heimat hing, wie sehr er sich mit den Menschen, der Landschaft, den Bräuchen und Sitten dieser Gegend aufs engste verbunden fühlte, drückte er immer wieder in seinen Gedichten aus. Besonders am Brauchtum in und um Sarleinsbach wurde wie eh und je festgehalten. Hochzeitsbräuche, Erntedankfeste, Bräuche während der Rauhnächte, Sonnwend feiern, „Rockaroasn", Seelwecken, Kufenstechen, Faschingsbräuche usw. wurden zu bestimmten Zeiten und Anlässen eines jeden Jahres wieder lebendig. Der Ort Sarleinsbach blickt auf eine lange Ge schichte zurück. Seine Gründung wird um das Jahr 1000 angenommen. Zu den historischen Bauten zählen das Rathaus wie auch die Arkadenhöfe am Marktplatz, die einst reiche Leinwandhändler im 16. und 17. Jh. erbauen ließen. Sie sind heute noch Zeugen einer Zeit, in welcher der Handel blühte, der sich zwischen Webern, Händlern und Verbrauchern abge wickelt hatte. Zöhrer liebte diesen Ort, in dem er auch seine Jugendjahre verlebte. Obwohl er später ins Innviertel zog, wo ihm das nahe des Reichersberger Klosters gelegene St. Lambrechten* zur zweiten Heimat wurde, kehrte der Priester bis in sein hohes Alter immer wieder gerne, wenn auch oft nur für wenige Stimden, nach Sarleins bach zurück und gedachte im Kreise seiner Ge schwister und Freunde vergangener Jahre. Abstammung Eduard Zöhrer entstammte einer Lehrerfamilie, die von 1761 bis 1919 in fast ununterbrochener Folge durch vier Generationen die Schule von Sarleinsbach leitete. Augustin Zöhrer, der Großvater Eduards, war der Sohn des Schulmeisters von Putzleinsdorf, Franz Anton Zöhrer, und folgte im Jahre seiner Heirat seinem Schwiegervater als Lehrer nach Sarleinsbach. Augustin Zöhrer übte bis 1805 den Lehrberuf aus. Nach ihm übernahm sein Sohn Johann Nepomuk Zöhrer, der Vater Eduard Zöhrers, die Stelle eines Volksschul lehrers. Das Marktgericht von Sarleinsbach hatte nämlich am 26. 2. 1805 eine Eingabe an das Dekanat des Ortes gemacht, in der Augustin Zöhrer gebeten wurde „seinem Sohn Nepumuk, der durch viele Jahre zu Lebzeiten seines Vaters schon bei der Besorgung des Schul-, Mesner- und Organistendienstes zur vollen Zufriedenheit der Bürgerschaft mithalf, sowie durch eine sehr gute und tadellose Aufführung sich bei jedermann gefällig machte, den Schul- und Mesnerdienst gnädigst zu verleihen"L Kam es früher oftmals vor, daß ein Schulmeister zu den Diensten eines Marktschreibers herangezogen wurde, so kam nun noch eine weitere Pflicht dazu, nämlich die des Mesnerdienstes. Der Vater Eduard Zöhrers hatte als Mesner bei Gottesdiensten seine Obliegenheiten zu verrichten, mußte an Prozessionen teilnehmen ebenso wie an Wall fahrten, die Glocken läuten und die Kirchenuhr richten. Für die Kapelle der Schmerzhaften Muttergottes verfertigte Johann Nepomuk Zöhrer die Jahresabrechnung und erhielt dafür und für das Waschen der Kirchenwäsche und die übrigen Dienste eine Vergütung sowie ein Musikantendeputat. Bei den alljährlichen Um zügen am Feste der Sieben Schmerzen Mariä trug er das Gnadenbild, wofür Zöhrer eine eigene Zuwendung gegeben wurde. Das Marktgericht vergütete ihm seine Mesnerdienste bei den vom Markt gestifteten Ämtern, Messen und Andach ten sowie Prozessionen und Litaneien. Für das * Die heulige Schreibweise des Ortes ist „Lambrechten". ' Zöhrer, August: Geschichte des Marktes Sarleinsbach, Sarleinsbach 1959, S. 357.
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