OÖ. Heimatblätter 1973, 27. Jahrgang, Heft 1/2

1933 wurden durdt Max Neueder von Obern berg neue Fenster eingesetzt; die Ornamentik sind Tapetenmuster, die Namen der Stifter feh len ebensowenig wie der Hinweis, daß sie aus dem „Heiligen Jahr 1933" stammen. 1939, 194435 neuerdings 1972 wurde die Kapelle außen frisch getüncht. Die Innenrestaurierung von 1973 führte der Kirchenmaler Franz Darin ger aus Wildenau durch. Über die alte Glocke sind wir durch eine Weihe urkunde unterrichtet. Diese ebenfalls von Bischof Gregor Thomas Ziegler unterfertigte, gesiegelte Urkunde^® über die, wie es im Begleitschreiben dazu heißt, „erfolgte Weihe der zur Kapelle in der Pfarre Reichersberg gehörigen Glocke" ist vom 19. August 1846 datiert. Sie enthält als Weihedatum der Glocke den 27. Juli 1846; die Weihe wurde „in honorem Sancti Crucis Do mini Nostri Jesu Christi", also auf den Titel der Kapelle, vollzogen. Das Inventar der Kapelle (vgl. Abb. 2) befand sich zur Zeit der Aufnahme wegen der Restaurie rungsarbeiten im Stift. An erster Stelle ist die Titelfigur des gekreuzigten Heilands zu nennen (siehe Abb. 3). Der lebensgroße Corpus ist eine sehr gute Schnitzarbeit; besonders ausdrucksvoll ist das Haupt Christi. Der Christusdarstellungen vorbehaltene Kreuznimbus ist strahlig gegliedert, entsprechend dem im Barock so beliebten Strah lennimbus. Neben dem Eingang ist ein alter (go tischer?) Weihbrunnbehälter in die Wand einge lassen. Vorne, neben den Bänken, steht ein schö ner Opferstock mit schmiedeeisernen Beschlägen. Am barock gehaltenen Altartisch mit eingelegtem Altarstein steht eine hölzerne Tabernakelnische mit zwei Putti als Kerzenträger. Seitlich davon befanden sich noch 1928®^ zwei Reliquienschreinchen, die durch zwei Ölbilder (71X53 cm; um 1800) ersetzt wurden: Mater dolorosa und Christus im Kerker. Vom übrigen Inventar ist noch besonders ein ikonographisch interessantes Ölbild (103 X 70 Zentimeter) hervorzuheben. In der Mitte ist der Kruzifixus (Titel der Doblkapelle), darunter die Mater dolorosa, links davon der Erzengel Mi chael (Patron der Stiftskirche Reichersberg) und rechts der hl. Schutzengel dargestellt. Über dieser Gruppe thront Gott Vater auf einer Wolken bank, darunter die Taube des Heiligen Geistes. In 20 goldumrahmten Medaillons sind links und rechts der zentralen Figuren Heilige mit ihren Attributen und den beigefügten Namen darge stellt: Maximilian, Johannes Baptist, Florian, Se bastian, Johannes Nepomuk, Joseph; Apollonia, Alma, Georg, Ignatius — Barbara, Magdalena, Venantius, Franz Xaver; Martin, Hubert, Dona tus, Rochus, Antonius v. P., Judas Thaddäus. Die Auswahl dieser Heiligen entspricht den um die Wende vom 18. zum 19. Jahrhundert in diesem Gebiet volkstümlichen Heiligen. Neben den bei den Pestpatronen Sebastian imd Rochus sei der allgemein vielleicht weiüger bekannte hl. Venan tius hervorgehoben, der im Innviertel als Patron gegen Hagelschlag (vgl. S. 87) verehrt wurde®®. Von den größeren und kleineren Chromolitho graphien seien genannt eine Darstellung des hl. Joseph mit Kind (90X60 cm; an der Rück seite die Inschrift: „Gew. v. Dech. Gerh. Weis zur Renovierung d. Doblkapelle 27/6 1928"), weiters Bilder der hl. Sippe, der Hl. Familie, Maria mit Kind, Schutzengel, Herz-Jesu, Guter Hirt, Maria Immaculata, Konrad v. Parzham, Judas Thaddäus, Theresia vom Kinde Jesu — eine kleine Heiligenlitanei der in diesem Jahr hundert bevorzugten Heiligen. Zwei 62X45 cm große Drucke mit Leinenimitation, Herz-Jesu und Herz-Mariä, gehören ebenfalls in diese Gruppe wie ein großer Druck „Maria von der immer währenden Hilfe". Die 14 Kreuzwegbilder (52X40 cm) stammen vom lithographischen In stitut Levi Elkan, Bäumer & Co. in EHisseldorf. Bemerkenswert sind noch einige wenige Votivbilder, die beweisen, daß die Doblkapelle zumin dest früher auch das Ziel von Wallfahrten war. Da sich eines davon auf einen Soldaten bezieht (1934), ist gewissermaßen die Kontinuität als „Soldatenkapelle" gegeben. Auch im Zweiten Weltkrieg war sie wieder das Ziel von vielen hilfesuchenden Müttern und Frauen. G. Weiß berichtet kurz über das 100jährige Jubiläum der Doblkapelle, das in der Fastenzeit 1945 „xmter großem Zulauf der Gläubigen gefeiert" wurde, und vermerkt dabei, daß jedesmal bei den letzEbenda, S. 28. " Im Stiftsarchiv; wie Anm. 21. " Vgl. Weiß, Abb. auf S. 25. ä® Mitteilung von Propst Odulf Danecker, Reidiersberg.

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