OÖ. Heimatblätter 1973, 27. Jahrgang, Heft 1/2

besagt" Diese Marmortafel trägt allerdings die Insditüft: „Diese Kapelle wurde unter Mitwirkung mehrerer Wohl täter erbaut und eingeweiht am 29. September 1845 vom Hochwürdigsten Herrn Pröpsten Anton Straub — renoviert und in ihrem inneren Schmucke neu herge stellt im Jahre 1871 vom Hochwürdigsten Herrn Pröp sten Bartho: Pflanzl." Diese nunmehr dritte Angabe scheint bei G. Weiß immer als Tag der Weihe der Doblkapelle auf; die Weiheurkunde dürfte ihm ent gangen sein, da er nie darauf Bezug nimmt und sie auch nicht erwähnt. Das darin genaimte Weihedatum, der 26. September, war im Jahre 1845 ein Freitag, welcher Wochentag für eine Kreuzkapelle besondere Bedeutung hat. Auch aus dieser Sicht ist das in der Weiheurkunde angegebene Datum das wahrscheinlichste. Eine interessante Ergänzung zu den Ausführun gen von G. Weiß^® über den Initiator und Bau herrn der neuen Kapelle, Propst Anton II. Straub (1823—1860), der ja zur Zeit der Existenz des französischen Militärspitals im Stift, da er die französische Sprache beherrschte, als Kranken seelsorger wirkte, ist folgender Passus in der Chronik von J. Schaller^^: „Die Tobelkapelle zum gekreuz. Heiland baute zum Gedenken der in den Tobler Feldern begrabenen, aus dem hie sigen Spitale im Stift herangestorbenen Solda ten (1809/10) Propst Anton Straub im J. 1845." In der Stiftschronik finden wir den zweiten Grund genannt, der den Propst zum Neubau der Doblkapelle veranlaßt hatte. Ehe kleine Feld kapelle konnte nämlich die vielen Wallfahrer, die vor allem in der Fastenzeit zum Kreuzbild gin gen, nicht mehr fassen, und an den Wänden fan den die vielen Votivbilder, die von auffallenden Gebetserhörungen Zeugnis gaben, keinen Platz mehr. Initiator und Bauherr war der Propst, die finan ziellen Aufwendungen stammten zum größten Teil, wie auch in der Inschrift an der Doblkapelle zu lesen ist (siehe oben), aus Spenden großher ziger Wohltäter. „Besonders aber zeigte der Wegmacher Weitzenauer tätigen Eifer in Einsammlung der Gelder, in Beischaffung des Ma terials und des Kirchengerätes^®." Dem Passus „der Bau der Kapelle, wozu das Stift nichts beizusteuern hatte, lediglich durch freiwillige Gaben frommer Spender möglich ge worden ist..." steht eine Rechnung^^ ent gegen, die sich wohl nur auf die Doblkapelle be ziehen kann. Sie wurde „An Gnädigen Herrn Herrn Straub Abt des Stifts Reichersberg für die zur Kapelle verfertigte Ziegelarbeit" ausgestellt, und zwar für 52.000 Mauerziegel und 2850 Dachziegel, für die der „Ziegelschlager Georg Pichler" aus Obernberg 26 fl 39 x erhielt. Die Empfangsbestätigung dieser Summe hat als Da tum den 20. Juli 1845. 0 / 2 3 Das schlicht gehaltene, durch seine einfachen Schmuckformen aber durchaus schön wirkende Bauwerk hat innen eine Länge von 11,6 m, ist Stiftsdironik, Bd. 5, S. 461. ^ Weiß, S. 14—19. ^ „Heimatkunde von Reichersberg und Umgebung", von Josef Schaller im Sommer 1928 zusammengestellt; Manuskript in der Volksschule Reichersberg, S. 175. Stiftschronik, Bd. 5, S. 461 f. Ebenda, S. 462. ^ Stiftsarchiv; Prälatur-Rechnungen 1844/45 bis 1846/47.

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