OÖ. Heimatblätter 1972, 26. Jahrgang, Heft 3/4

stützter Maßnahmen, denn Fleiß, Mühe und Ein satz des Bergbauern kommen auch wieder der Allgemeinheit zugute. In diesem Zusammenhang sei an ein Wort Prof. Friebes erinnert: „Wir wollen Bergbauern und keine Bergrentner!" Dazu bedarf es allerdings aller Anstrengungen, um auch unter geänderten Lebensverhältnissen eine gesimde und auskömmliche Bergbauernwirtschaft zu ermöglichen. Sicherlich ist nicht nur bloßes Konservieren, sondern auch mutiges Neugestalten erforderlich. Es müssen echte öko nomische Vorteile angestrebt werden, damit der Bergbauer von sich aus ein solcher bleiben will. Auf die entvölkerten Bergdörfer in manchen französischen und italienischen Regionen® sei in diesem Zusammenhang als mahnendes Symptom verwiesen. Der einstige Lebensraum geht dann meist sehr schnell in öde, abweisende Wüstenei über. Die Häuser verfallen, die menschlichen Siedlungen veröden. Ein Dorf ohne Menschen hat keine Existenzaussicht, auch keine Chancen als Erholungsstätte oder als Wintersportgebiet, auch eine geordnete Waldwirtschaft ist in sol chen entvölkerten Bereichen kaum denkbar. Wenn unsere Bergdörfer veröden, bringen wir uns selbst um ein echtes Kernstück echter Er holungslandschaft und damit ginge auch dort der Fremdenverkehr zurück; denn nicht nur die Landschaft, auch der bergbäuerliche Mensch spricht den städtischen Bewohner in besonderer Art und Weise an. Deshalb könnten manche Bemühungen des Fremdenverkehrs zum Segen und Vorteil der Bergbauern genützt werden. Da für gibt es bereits überzeugende Beispiele. Ge meinnützige Einrichtungen bäuerlicher Gemein den haben hier schon vieles zum besseren ge wandelt wie etwa: Straßenbau und Verkehrs anschlüsse, Materialaufzüge, Schilifte, Schiab fahrten, wobei auch mancher Ausgleich für die Schwierigkeiten in der Almwirtschaft oder beim Holzausfall erzielt werden könnten. In all diesen Belangen müßte noch viel mehr geschehen und eine Art planmäßige Aufrüstung — auch in der Form von Krediten für Fremdenverkehrsbedürf nisse — einsetzen. Man denke etwa an den Not stand im sanitären Bereich oder an den Nach holbedarf einer bodenständigen bäuerlichen Wohnkultur. Es könnte so manche Hilfe und mancher Zusatzverdienst für das Bauerntum ge schaffen werden, wenngleich auch die möglichen Gefahren nicht übersehen werden dürfen. Hier seien etwa genannt: die Anfälligkeit, besonders jüngerer Schichten gegenüber einer Pseudowohlstands- und Vergnügungstünche, der Aus verkauf von bäuerlichem Grund und Boden, die mit der Verpachtung einhergehende Entfrem dung gegenüber der heimischen Erde und der Entbindung aus den hegenden Gemeinschaften. Hiezu zählen auch die nicht zu unterschätzenden Tendenzen zur sogenannten ,,Hotelsiedlung", wobei die Bauern, insbesondere die junge Gene ration, zum Dienstpersonal degradiert werden und innerhalb kurzer Zeit auch wirklich keine Bauern mehr sind. Da scheint es schon richtiger und vorteilhafter, den fremden Gast auf dem eigenen Hof zu beherbergen, wobei sich unsere bäuerlichen Wohnstätten als besonders geeignet für die immer notwendiger werdende Familien erholung anbieten. Nur eine innerliche und äußerlich vorbereitete, gerüstete ländliche Welt, wird die Schwierigkei ten der sich rasch wandelnden Welt meistern und ohne innerlichen Schaden zu leiden, daraus auch materiellen Nutzen ziehen können. Damit wären auch neue Hilfsstellungen gegeben, die für die Wirtschaftlichkeit der bäuerlichen Arbeit von Vorteil wären und damit auch dem Bauerntum Auftrieb und Anreiz gäben, der nach wie vor gestellten Aufgabe gerecht zu werden: den Tisch des Volkes zu decken und des Volkes Lebens raum zu gestalten und gesund zu erhalten. Franz V o g 1 ^ V. Giusti: Lo spopolamento montano nelle Alpi; in R. Almagiä, L'Italia, Bd. 1, Torino 1958, S. 649 ff.

RkJQdWJsaXNoZXIy MjQ4MjI2