und zentral gelegenen europäischen Erholungs landschaft wird. Seit Jahrtausenden besiedelt imd kultiviert, zeigt dieser Raum die Wesenszüge einer erhabenen Natur sowie die einer durch Menschenfleiß gestalteten Kulturlandschaft. In mühevoller und oft gefahrvoller Rodungsarbeit entstand jene harmonische ausgeglichene Ab wechslung von Wald, Wiese, Weide und Garten land, wurde durch Wege- und Stegebau das Land verkehrsmäßig erschlossen. Höfe und Hütten für Mensch und Vieh verwandelten ödes, gemiedenes Gebiet in anheimelnde menschliche Siedlungen. So wurde aus der ab weisenden unwegsamen Wildnis die „Heimat des alpenländischen Menschen" mit ihrer wohl tuenden Ausgeglichenheit von Natur und ge pflegter Landschaft. Es entstanden der schützen de Bannwald und die umhegenden Hecken. Diese Landstriche wurden nicht nur zur räum lichen, sondern auch zur geistigen Heimat der sie bewohnenden Menschen. In Siedlungs-, Bergund Flurnamen, in Märchen und Sagen, Ge schichten und Schwänken, in Lied und Tanz, in ehrwürdigem Brauch und geistiger Überlieferung khngen die Wesenszüge von Land und Leuten in gar liebenswürdiger, mitunter auch seltsamer Weise auf^. Die Erhaltung und Pflege dieser Heimat, die zugleich eine ideale Erholungslandschaft dar stellt, die Abwehr vor Verwilderung, der Schutz vor Verwüstung und Zerstörung durch Naturge walt und Wetterunbill sind fast ausschließlich durch die tägliche unermüdliche Arbeit des Bauern gewährleistet. Wasser, Schnee, Wind und Wetter bedrohen unausgesetzt Hänge und Täler. Die Erhaltung der Wege und Stege, die Wartung von Forst und Flur bedürfen der ständigen Sorge durch den bäuerlichen Menschen und erfordern steten Einsatz, ja oft geradezu existenzbedrohen de Opfer an Arbeit, Zeit und an Mitteln. Ohne Übertreibung kann daher festgestellt werden: Der Bauer ist nicht nur der beste, der billigste und verläßlichste, sondern vor allem der seinem Wesen nach hiezu geradezu prädestinierte Land schaftserhalter und Landschaftspfleger. Dieser für die Existenz und für eine durch rasante ein seitige Entwicklung bedrohte Gesunderhaltung der Menschheit wesentlichen Funktion unseres Bauerntums kommt in Anbetracht der fort schreitenden Industrialisierung, der Bodenent fremdung, der Vertmreinigung von Luft und Wasser sowie der damit verbundenen Gefähr dung der Lebensgegebenheiten eine immer ent scheidendere Bedeutung zu. Vom gesunden Boden über die gesunde Pflanze und das gesunde Tier bis zum gesunden Menschen sind die Statio nen eines organischen Kreislaufes markiert, der seine speisenden Quellen eben in der gesund er haltenen und gepflegten Landschaft hat. Diese Verantwortung gegenüber der Volksgesundheit wird als „Besinnung" und „Gesundgesinnung" immer vordringlicher und steht in einem unlös baren Zusammenhang mit all der durch Land schaft und Bauerntum gegebenen Thematik. Aber nicht nur die vom Menschen gewandelte Urlandschaft, sondern auch diese Landschaft als menschlicher Lebensraum, ist von grundlegender Bedeutung. In dieser Richtung verlangt auch das Bergbauernproblem Beachtung. Manche meinen — und es sind dies nicht nur solche, die mit Agrarpolitik beschäftigt sind — diese in ihrer Existenz gefährdete und in ihrer Wirtschaftlich keit durch niedrige Erträge, höhere Produktions kosten und geringe Mechanisierungsmöglichkei ten arg benachteiligte bäuerliche Gruppe habe keine Chance. Das mag vom bloßen Rentabili tätsdenken her in manchen Bereichen eine scheinbare Berechtigung haben. Aber so wie jede Schichte in der menschlichen Gesellschaft hat der Bauer, im besonderen der Bergbauer, nicht nur wirtschaftliche Aufgaben zu erfüllen. Die so geschätzte und gepriesene Alpenland schaft mit all ihrer Großartigkeit und ihrer zwin genden Erhabenheit wird in erster Linie durch die Bergbauernarbeit geprägt und erhalten und erst in zweiter Linie sind es Naturschutz und Heimatpflege, die ihre besonderen Aufgaben für die Landschaftserhaltung und Landschaftsgestal tung zu erfüllen haben. Allerdings bedarf ein modernes, mit Hilfe von Vieh-, Milch- und Holz wirtschaft ertragfähig gemachtes und in seiner Wirtschaftlichkeit gesichertes Bergbauerntum besonderer, auch von der Allgemeinheit ge- * Vgl. Hermann Wopfner: Bergbauernbuch. Von Arbeit und Leben des Tiroler Bergbauern in Vergangenheit und Gegenwart. 3 Liefg., Innsbruck-Wien-München 1951 £f.
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