Entwicklungsachsen in Oberösterreich" Von Thilde Kranich Mit 1 Karte im. Text Entwidclungsachsen als Teilleitbild der Raumordnung Um Raumordnung wirkungsvoll und sinnvoll betreiben zu können, bedarf es von Anfang an gewisser Zielvorstellxmgen, sogenannter „Leitbilder"^ Anhand der Leitbilder wird fest gelegt, was mit dem Plantmgsraum zu gesche hen hat. Für den Planungsraum, in diesem Fall das Bundesland Oberösterreich, müssen die Leit bilder in ihren Definitionen widerspruchsfrei sein. Dies gilt sowohl für die Flächen und Struk turen als auch für die daraus entstehenden Ko sten und schließlich für die Menschen, die den einzelnen Räumen angehören. Wegen der Vielfalt der raumbezogenen Ziele (z. B. auf dem Gebiet von Siedlung, Verkehr, Wirtschaft usw.) sind mehrere Teilleitbilder er forderlich, die einander jedoch nicht widerspre chen dürfen. Teilleitbilder, die ja nichts anderes sind als Raummodelle^, sichern am ehesten die notwendige Objektivität, die in der Praxis der Raumplanung erforderlich ist. Entwicklungsadisen sind also Raummodelle, die im wesentlichen dem Teilleitbild Siedlung und dem Teilleitbild Verkehr zugeordnet werden können. Das Teilleitbild Siedlung nimmt im Rah men des Gesamtleitbildes der Raumordnung eine zentrale Stellung ein, da es die Bevölkerungs verteilung (Größe und Art der Siedlungen, Zen trale Orte oder ländliche Siedlungen), die Ar beitsplatzverteilung (Industriestandorte) und da mit auch die Verkehrsbeziehrmgen enthält®. Im Teilleitbild Siedlung nehmen die Entwick lungsachsen eine wichtige Stellung als Binde glieder zwischen den Städten und anderen bedeu tenden Siedlungen ein, wobei auch entlang der Entwicklungsachsen selbst Verdichtimgen ent stehen sollen. Entwicklxmgsachsen sind gekermzeichnet durch parallelführende und leistimgsfähige Straßen und Eisenbahnen in Bereichen, in denen die Wirtschaftsstruktur gefördert werden soll. Methodik der Bestimmung von Entwicklungsachsen Obwohl der Begriff „Entwicklungsachse" oder auch „Aufbauachse" in Raumordnung und Raumplanung häufig verwendet wird, gibt es dennoch kaum konkrete Aussagen über die Be stimmung oder den Inhalt von Entwicklungs achsen. Die Definition von Schmitz* bezieht sich auf die Funktion der Entwicklungsachsen und auf die Mindesterfordemisse an Verkehrsträgem. Schmitz sieht bei der Ausprägung von Entwick lungsachsen drei Stufen vor: Entwicklungsachsen 1. Ordnung: Sollten einen bedarfsgerechten Leistungsaustausch zwischen Entwicklungsschwerpunkten 1. Ordnung unter einander tmd vergleichbaren Räumen außerhalb der Landesgrenzen ermöglichen. Sie sollten min destens eine Straße und eine Eisenbahnstrecke für den großräumigen Verkehr umfassen. Entwicklungsachsen 2. Ordnung; Sollten einen bedarfsgerechten Leistimgsaustausch zwischen Entwicklungsschwerpunkten 2. Ordnung unter einander und den Entwicklungsschwerpunkten 1. Ordnung, in strukturbedingten Sonderfällen auch zwischen Entwicklungsschwerpunkten ent sprechender, Landesgrenzen überschreitender Verflechtungen ermöglichen. Sie sollen minde stens eine Straße und eine Eisenbahnstrecke für den überregionalen Verkehr oder ein Straße für den großräumigen Verkehr umfassen. Entwicklungsachsen 3. Ordnung: Sollten be darfsgerechten Leistungsaustausch der Entwick lungsschwerpunkte 3. Ordnung untereinander und von Entwicklungsschwerpunkten 1. imd 2. Ordnung unter Berücksichtigung entsprechen der, die Landesgrenzen überschreitender Ver flechtungen ermöglichen. Sie sollten mindestens eine Straße für den regionalen Verkehr umfas- *) Arbeit aus der Abteilung Raumordnung und Landes planung des Amtes der oö. Landeeregienmg; Referent: Landeshauptmann-Stellv. Josef Fridl. ' Landesplanerische Leitbilder der Schweiz. Auszug aus dem ersten Zwischenberidit „Zielsetzungen und Kon flikte". Hsg. Institut für Orts-, Regional- und Landes planung an der ETH Zürich, S. 129 ff. ® Handwörterbuch der Raumforschung und Raumord nung. Hsg. Akademie für Raumforschung und Landes planung, Hannover 1966, S. 1458 f. ' Daten zur Raumplanung. Zahlen, Richtwerte, Über sichten. Hsg. Akademie für Raumforschung und Lan desplanung, Hannover 1969, II E 1 2. Schmitz, G., Regionale Entwicklimgsplanung im Ruhr gebiet. In: Stadtbauwelt 1972, H. 33.
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