OÖ. Heimatblätter 1972, 26. Jahrgang, Heft 3/4

Rohr (Gem. Rohr, Bez. Steyr-Land) Mit „Raffold de Rore" tritt 1090 ein bedeutendes Ministerialengesdiledit auf, das reichen Besitz sowohl am Inn als auch im Kremstal innehatte und das vermutlidi aus Rohr bei Weihmörting in Bayern stammte. Jedenfalls hatte es von An fang an enge Beziehungen zum Kloster Ranshofen, das ebenso wie das Kloster Raitenhaslach mit zahlreichen Schenkungen bedacht wurde. Die Rohrer nannten sich 1115 — 1282 auch nach Planchenbach (Blankenbach) und 1130 — 1230 nach Raitenbuch (Rotenbudr), beides Sitze am Ilm südlich von Ranshofen. Gleichzeitig scheinen sie aber auch zu Rohr bei Bad Hall auf, wo sie 1138 die Kirchen Ober- und Unter-Rohr an Ranshofen übergaben. Sie waren Ministeriale der Herzoge von Bayern, werden mehrmals als Reichsministeriale bezeichnet und seit etwa 1190 scheinen sie auch im Gefolge der Herzoge von Österreich auf. Die Burg Rohr an der Krems war schon 1303 an den Landesfürsten gekom men imd verfiel bald. Heute stehen auf dem Burghügel Kirche und Gasthof Unterrohr. Um diese Zeit veräußerten die Rohrer ihre Besitzun gen in Bayern tmd machten sich auf der Burg Leonstein an der Steyr seßhaft. Gewalttätig und fehdelustig, gerieten sie mit Herzog Albrecht III. von Österreich in Zwist, der 1390 die Burg Leonstein nach drei Monaten Belagerung er oberte und zerstören ließ. Die Rohrer erloschen 1516 zu Rastbach in Niederösterreich, wo sich ein Zweig der Familie ansässig gemacht hatte®®. Leonstein — Sulzbach (Gem. Grünburg, Bez. Kirchdorf) Die „Lewenstein", nur kurze Zeit aufscheinend, saßen auf der Burg Leonstein an der Steyr tmcl waren „mirdsteriales regni", Reichsministeriale der Herzoge von Bayern wie ihre Verwandten, die Rohrer, die ihnen im Besitz der Burg folgten. Der Name der Burg Leonstein wurde erst später auf die heutige Ortschaft und Pfarre Leonstein übertragen, die noch im 14. Jahrhundert den Namen „Wien" führten. „Perhtoldus de Lewenstaine" gab um 1140 sein Gut Sulzbach nach Ranshofen. Seine drei Söhne waren vermutlich Berthold von Lewenstein, 1157 und 1166 ministerialis des Herzog Heinrich des Löwen, War mund von Sulzbach imd sein Bruder Wernhard, die 1157 zugleich mit Berthold aufscheinen, wäh rend Warmund weiterhin noch als bayerischer Ministeriale 1165 „de Sulzbach" und 1174 „de Lewenstein" genannt wird. Die Lage des Sitzes Sulzbach ist nicht bekannt. Sicherlich war sie am Sulzbach, möglicherweise im heutigen Bad Hall an der Stätte der späteren herzoglichen Burg zu HallflL Grünhurg (Gem. Grünburg, Bez. Kirchdorf) Steyrabwärts, an der Stelle der heutigen Kirche in Obergrünburg, erhob sich die Burg Grünburg, nach der sich ab 1130 angesehene bayerische Ministeriale nannten, die seit 1212 auch Mini steriale der Herzoge von Österreich waren imd die bis 1340 in zahlreichen Urkunden als Zeugen erscheinen. Sie stifteten nach Garsten und 1274 übergab „Poppo de Grunenburch" das ihm von seinem Vater Rudiger erblich zustehende Patronatsrecht der Kirche zu Hadershofen (Haiders hofen) dem Kloster Gleink. Auch in der Ried mark, wo sie die Feste Marbach besaßen, und in Niederösterreich waren die Grünburger be gütert. Die Burg Grünburg war noch 1391 her zoglich bayerisches Lehen, als sie Haug von Falkenstein an Herzog Albrecht III. von Öster reich verkaufte®®. Weissenherg (Gem. Neuhofen a. d. Krems, Bez. Linz-Land) Die nach der Burg Weissenherg, dem heutigen Schlosse an der Krems, benannten Weissenberger waren vermutlich ursprünglich bayerische und dann österreichische Ministeriale. Sie sind nur in wenigen Personen nachweisbar: 1189 „Hettel de Wizenberch", der 1195 noch als „Hezilo" auftritt, 1196 „Wernhardus de Wizen berch", 1224 wieder ein „Wernhardus de Wizzenberch" und zuletzt 1261 „Warmunt de Weizzenperch". Zwischen diesen Weissenbergern und Strnadt, Innviertel, 685; Siebmacher, Oö., 297; Kon rad Meindl, Gesdi. d. Stadt Braunau, 1882, I, 33; Zauner, Königsherzogsgut in Oö., S. 101. Oö. UB. II, 287, 348; Zauner, Königsherzogsgut, S. 115. Oö. UB. I, 259 f.; Siehmacher, Oö., 734; Zauner, Königsherzogsgut, 126.

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