OÖ. Heimatblätter 1972, 26. Jahrgang, Heft 3/4

Tollet (Gem. Tollet, Bez. Grieskirdien) Der im Gefolge des steirischen Markgrafen 1170 bis 1183 aufscheinende Ministeriale „Ortolfus de Tollet" war vermutlich der oben erwähnte Ortolf von Tegernbach und Grieskirchen, der sich auch nach dem Sitz Tollet westlich von Grieskirchen nannte. Tollet wurde erst viel später zu dem heutigen Schloß ausgebaut®®. Kerbach (Gem. Grieskirchen) Auch in der Ortschaft Kehrbach östlich von Grieskirchen waren 1138 — 1210 steirische Ministeriale „de Cherbach" angesessen. „Bernoldus de Cherbach" wird 1160 unter „ministerialibus Marchionis" angeführt®®. Weihern (Gem. Weibern, Bez. Grieskirchen) Am weitesten westlich gegen den Hausruck zu waren in Weibern 1130 — 1200 steirische Mini steriale seßhaft. Durch die Hand „nobilis viri Wichmanni de wiwaren" erfolgte um 1130 eine Vergabung an das Kloster Vormbach. Der „homo ministerialis marchionis de stira Herrandus nomine de wiwarin" schenkte um 1160 meh rere Leibeigene an das Kloster Reichersberg. Möglicherweise ist dieser Herrand von Weibern identisch mit Herrand von Loupe, dem Stamm vater der Wildonier, die mehrfachen Besitz am Hausruck hatten®^. Bayerische Ministeriale In unserem ursprünglich bayerischen Gebiet waren viele Ministeriale sowohl steirische als auch bayerische Lehensträger. Die bayerischen Ministerialen werden häufig auch als „ministeriales regni" — Reichsministeriale — bezeichnet, derm wiederholt war der jeweilige Deutsche König oder Kaiser gleichzeitig Herzog von Bayern. Auch scheint es, als habe man das Wort „regnum" nicht nur für das deutsche Reich, son dern auch in bezug auf das Herzogtum Bayern gebraucht. Herzoglich bayerische Ministeriale waren besonders im Raiune vom Kremstal bis zum Steyrtal angesessen. Noch 1176 hielt der Bayernherzog Heinrich der Löwe in Enns einen Gerichtstag und erst mit seinem Sturz und der Erhebimg der Steiermark zum Herzogtum 1180 schwand hier die Oberhoheit Bayerns. Doch hielt sich noch mehrere Jahrzehnte herzoglich bayeri scher Besitz im Gebiet von Bad Hall, für das sich in dieser Zeit die Bezeichnung Herzogenhall findet®®. Herzog Ludwig von Bayern hielt 1195 in Herzogenhall einen Hoftag und noch 1212 saßen dort seine Amtsleute. Dann gelangte auch dieses Gebiet an die Herzoge von Österreich und die Hofmark Hall wurde ein Bestandteil der Herrschaft Steyr. Gänzlich anders verlief die Entwicklung im Inn viertel. Hier konnten die Herzoge von Bayern die Gebiete der absterbenden hochfreien Grafen geschlechter erwerben und ihre Landeshoheit durchsetzen. Schon im 11. Jahrhundert erlangten sie das königliche Pfalzgebiet Ranshofen, 1190 das Erbe der Grafen von Burghausen mit dem Weilhartforst, 1242 nach den Grafen von Bogen das Gebiet um Mauerkirchen und Rossbach, und 1248 nach den Grafen von Andechs die große Grafschaft Schärding. Die Babenberger hatten mehrfach versucht, in Schärding, Ried und an deren Orten festen Fuß zu fassen, doch konnte schließlich nur die Grafschaft Neuburg am linken Innufer als österreichische Enklave in Bayern dauernd gehalten werden. Nachdem 1437 das große bischöflich bambergische Landgericht Friedburg mit Mattighofen und dem Höhnhart bayerisch geworden war, blieben nur mehr die zahlreichen Besitzungen des Bistums Passau im Innviertel dem Zugriff des bayerischen Herzogs entzogen. Im Gegensatz zu den Habsburgern gaben die Wittelsbacher die Landgerichte und Herrschaften nicht als Lehen aus der Hand, sondern besetzten sie mit beamteten Landrich tern und Pflegern, was wesentlich zur Festigung ihrer Landeshoheit beitrug. Erst 1779, nach dem bayerischen Erbfolgekrieg, kam das Innviertel rechts des Inn durch den Frieden von Teschen an Österreich und dadurch zu Oberösterreich. " Oö. UB. I, 184, 678, II, 384, 387; Georg Griill, Bur gen und Schlösser im Innviertel, 1964, S. 138. Oö. UB. I, 313 f.; Strnadt, Hausruck, III. " Oö. UB. I, 648, 327; Strnadt, Innviertel, 872. Alois Zaiiner, Oberösterreich zur Babenbergerzeit, Mittig. des oö. Landesarchivs, 7. Bd. (1960), S. 223, 235.

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