OÖ. Heimatblätter 1972, 26. Jahrgang, Heft 3/4

sie sich zur Zeit der schriftlichen Niederlegung einer Urkunde gerade befanden, später nach ihrem dauernden Hauptsitz und erst im Laufe des 12. Jahrhunderts wird allmählich der Name eines Familiensitzes bleibend für alle Mitglieder der Familie gebraudrt, doch legten auch später noch immer jüngere Söhne sich eigene Namen nach ihrem Eigenbesitz zu und gründeten so Familien neuen Namens. Auf die im 8. und 9. Jahrhundert bestehenden fränki schen Königspfalzen, wie Hanshofen, Mattighofen, Ostermiething, Hochburg, Attersee, Wels, Linz, Lorch, die teilweise sidier auf Herzogshöfe der bairischen Agilolflnger zurückgehen, soll hier nicht eingegangen werden, weil wir von ihnen zuwenig wissen. Wenn sie audi wahrscheinlich durch Zäune und Mauern einge friedet waren, so können wir sie doch nicht als Burgen betrachten. Ceroldinger (Burg Linz, Gem. Linz). Bereits 799 wird ein „Castrum" in Linz erwähnt, als Graf Gerold vom Bischof von Passau die Martinskirche in Linz verliehen erhielt. Graf Gerold, der aus einem fränkischen Grafengeschledrt stammte, war einer der besten Feld herren seines Schwagers, Kaiser Karls des Großen, fiel jedoch noch im selben Jahr im Kampf gegen die Avaren^. Er hatte wohl als Präfekt Bayerns und als Stellvertreter des Kaisers die Burg Linz inne, von der wir aber nicht einmal wissen, ob sie an der Stelle des heutigen Schlosses stand oder bei der Martins kirche, wo die karolingische Pfalz vermutet wird®. Linz wird weiterhin als Ort öfters ge nannt, doch die Burg als solche erst wieder 1286, wenn wir nicht die als Zeugen, zum Teil unter Passauer Ministerialen, 1120 — 1147 auftreten den nach Linz Benannten als Burgmannen auf der Burg Linz gelten lassen wollen. Wels — Lambach (Gem. Wels) Noch früher, 776, wird das „Castrum Weles" erwähnt, als dort ein Hochfreier Machelm eine Stiftung nach Freising tätigte. Die Burg Wels war in der Südostecke der restlichen römischen Stadtbefestigung errichtet worden und wurde später als landesfürstliche Burg ausgebaut. Um 980 erscheint sie im Besitz eines Grafenge schlechtes, dessen Herkunft nicht geklärt ist, das aber Grafenrechte im Traungau ausübte und dort vor allem neben dem Kloster Kremsmün ster im Siedlungsausbau tätig war. Nach seinen Hauptsitzen wird es unter der Bezeichnung Grafen von Lambach und Wels geführt, obwohl es in den Urkunden nicht mit diesen Namen bezeichnet ist. Graf Arnold II. wurde um 1036 Markgraf der oberen Kärntner Mark, der späte ren Steiermark. Nach dem Tode seines Sohnes, des Markgrafen Gottfried, gelangte die Mark grafschaft mit dem Traungau 1050 an die ver wandten Otakare, nachmals Markgrafen von Steier, während bedeutende Gebiete im späteren Hausruckviertel und um Pitten in Niederöster reich durch eine Erbtochter an Graf Ekbert I. von Formbach fielen. Die Familiengüter um Wels und Lambach kamen durch den überlebenden Bruder Gottfrieds, den heiligen Adalbero, seit 1045 Bischof von Würzburg, an das Bistum Würzburg, von dem sie um 1220 von Herzog Leopold VI. von Österreich erworben wurden®. Lambach (Gem. Lambach, Bez. Wels) erscheint als Ort schon 798 urkundlich, doch wird von der Burg Lambach erst in der Gründungsgeschichte des Klosters Lambach berichtet, als der hl. Adal bero das von seinem Vater um 1040 in der Burg errichtete Kanonikerstift 1056 in eine Benedik tinerabtei umwandelte. Adalbero starb hier 1090 als letzter seiner Familie. Im Kern des heutigen Klostergebäudes stecken noch Reste der Grafen burg. Arihonen — Haigermoos (Ennsburg, Gem. Enns, Bez. Linz-Land) Zum Schütze gegen die Ungarneinfälle wurde um 900 die Ennsburg („Enisipurch, Anesapurch,,) auf der Höhe bei Lorch, dem nachmaligen Geor genberg erbaut, die vermutlich ursprünglich eine Fluchtburg zur Aufnahme der umwohnenden ' Michael Mitterauer, Karolingische Markgrafen im Südosten, Archiv f. öst. Gesch. 123. Bd. (1963), 5.10. " Kurt Hetzer, Der karol. Königshof in Linz, Oö. Helmatbl., 9. Jg. (1955); Franz Juraschek u. Wilh. Jenny, Die Martinskirche in Linz, 1949. " S. Riezler, Geschichte Baierns, Bd. 1/2, 1927, S. 576,-; Strnadt, Beuerbach, 94; Oberösterr. Weistümer, III, 1958, S. 180; Joseph Lohninger, Oberösterreichs Werdegang, 1918, S. 23.

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