OÖ. Heimatblätter 1972, 26. Jahrgang, Heft 3/4

Pillwein-Manuskripte in der Österreichischen Nationalbibliothek Von Rudolf A 11 m ü 11 e r Mit 6 Abbildungen Vor 125 Jahren, am 27. Jänner 1847, starb in Linz Benedikt Pillwein. Seine Verdienste um die historische Forschung wurden von der Nachwelt spät gewürdigt. Eine eingehende Darstellung imd Würdigung seines Lebens und seiner zahlreichen Veröffentlichungen bietet erst die 1961 erschie nene Biographie von Georg Grüll unter dem Titel „Benedikt Pillwein. Ein Lebensbild aus dem Zeitalter des Vormärz"^. Ursula Giese hat auf Grund ihrer Archivfunde einige interessante Details dazu nachtragen können, die unter dem Titel „Ergänzende Dokumente zum Lebensbild Benedikt Pillweins"^ publiziert wurden. Im Zu sammenhang mit einer eingehenderen Durchsicht der Bestände der Handschriftensammlung der österreichischen Nationalbibliothek nach Obderennsia ließen sich zwei Manuskripte feststellen, die nun auch die von Grüll erarbeitete Werk liste um zwei Nummern bereichern kann. Beide Handschriften sollen im folgenden für den an oberösterreichischer Geschichte interessierten Forscher soweit ausgewertet werden, daß er sich eine weitere Beschäftigung damit ersparen kann oder doch über zusätzliche Aussagemöglichkeiten derselben hinreichend informiert wird. Damit kann gleichzeitig die Gelegenheit wahrgenom men werden, zum 125. Todestag Pillweins be sonders seine Verdienste als Chronist seiner Zeit deutlich zu machen. Die erste Handschrift trägt den Titel: „Die Wapen der vorzüglichsten Märkte des Landes ob der Enns, noch niemahls geliefert, mit den wesentlichsten Geschichtsnotizen"®. Auf dem Widmungsblatt ist zu lesen: „Seiner kaiserlich königlichen Majestät, dem allerdurchlauchtigsten, allergnädigsten Kaiser und König Franz 1. von Österreich, meinem allergnädigsten Herrn Herrn etc. in allertiefster Ehrfurcht gewidmet von Benedikt Pillwein, k. k. Official." Pillwein hat darin, nach den Vierteln des Landes geordnet, mit Wasserfarben die Wappen von 32 Märkten dargestellt und dazu die wichtigsten Daten zur Ortsgeschichte angeführt. Ob Pillwein die Hand schrift selbst gemalt und geschrieben hat, ist nicht eindeutig festzustellen, da sich aus den bildlichen Darstellungen und dem knappen Text, säuberlich in Druckbuchstaben geschrieben, seine Hand nicht erkennen läßt. Das Werk dürfte um 1820 entstanden sein, ist auf Papier geschrieben bzw. gemalt, besteht aus 72 Folien (Querformat: 157 X 197 mm) mit Goldschnitt und ist in rotem Leder gebunden. Folgende Orte sind darin zu finden: Altheim, Aschach an der Donau, (Bad) Hall, (Bad) Ischl, Frankenmarkt, Gallneukirchen, Hallstatt, Haslach an der Mühl, Hellmonsödt, Kremsmün ster, Mattighofen, Mauerkirchen, Münzbach, Neufelden, Neuhofen an der Krems, Neukirchen am Wald, Neumarkt im Hausruckkreis, Ober neukirchen, Ottensheim, Peilstein, Perg, Raab, St. Florian, St. Georgen an der Gusen, St. Wolf gang, Sarleinsbach, Schenkenfelden, Schörfling, Urfahr, Uttendorf, Wimsbach und Waizenkirchen. Die Wappendarstellungen entsprechen im allge meinen den derzeit gültigen Wappen, einige zei gen allerdings größere Abweichungen^. So hat Pillwein das Wappen von Hellmonsödt mit einem Mond dargestellt, jenes von Mauerkirchen ist nicht gespalten, sondern zeigt lediglich die eintürmige Kirche, für Neufelden nimmt er zwei Varianten auf, ebenso für Neumarkt im Haus ruckkreis. Das Wappen von Wimsbach besteht aus dem üblichen verschlungenen Monogramm der Buchstaben SPMW in Gold auf rotem Grund. Diese genannten bedeutenderen Unterschiede der Darstellung in Pillweins Wappenbuch mit den heute geltenden Wappen sind aus Tafel V ersichtlich. Erwähnt sei noch, daß Pillwein für Kremsmünster neben dem gegenwärtig ge bräuchlichen, dem Stiftswappen entnommenen Wappenbild auch ein zweites Wappen mit Doppeladler, Bindenschild und Herzogshut wie dergibt, das wohl mit der durch Kaiser Fried rich III. erfolgten Markterhebung am 30. April ' Historisches Jahrbuch der Stadt Linz (Hilst. Jb. L.) 1961, Linz 1962, S. 164—215 u. Taf. XII—XVII. - Hist. Jb. L. 1963, linz 1964, S. 189-197 u. Taf. XV, XVI. ' CPV Ser. n. 13.233, verzeichnet in: Franz Unterkirdier, Inventar der illuminierten Handschriften, Inkunabeln und Frühdrucke der österreichischen Nationalbdbliothek. T. 1: Die Abendländischen Handschriften. Wien 1957. S. 206. * Vgl. dazu Herbert Erich Baumert: Die Wappen der Städte und Märkte Oberösterreichs. (Schriftenreihe des Institutes für Landeskunde von Oberösterredch. 10. Linz 1958, samt Nachträgen 1. u. 2.)

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