OÖ. Heimatblätter 1972, 26. Jahrgang, Heft 3/4

verhielt sich die Zahl wie fünf zu zwei. Unter den Gesellen Johann Georg Grabmers scheinen auch seine zwei Stiefbrüder auf, nämlich der 1752 geborene Josef Grabmer, der, wie schon erwähnt, 1806 die Witwe Jegg heiratete, und der 1759 geborene Georg Grabmer, der 1797 die Köttendorftischlerei verließ, um anderswo sein Glück zu suchen. Johann Georg Grabmer, der sowohl in den Beichtregistern als auch ge legentlich in den Matriken von St. Florian gleich den Honoratioren und Marktbürgern und im Gegensatz zu den Bauern mit dem Titel „Herr" ausgezeichnet ist, starb 74j ährig am 30. April 1805^'. Der Wert seines Bruttovermögens be trug 2734 Gulden 22 Kreuzer, der der leider nicht näher beschriebenen Fahrnisse rund 1165 Gulden^®. Beide Söhne des Verstorbenen waren dem Handwerk treu geblieben, doch war der ältere, Georg Grabmer, Tischlermeister zu Schwertberg, schon vor dem Vater gestorben, der jüngere, Ignaz Grabmer, der die Werkstatt und das Haus des Vaters übernahm, überlebte diesen um nur dreieinhalb Wochen. Um den drei unmündigen Kindern möglichst rasch wieder einen Vater zu geben, heiratete seine Witwe noch im gleichen Jahr den 22jährigen Tischler Georg Rumpfhuber aus Hörsching, der zwar vorher nicht in der Werkstätte auf der Wies gearbeitet hatte, sie aber, nachdem er sie ohne Gesellen und Lehrling übernommen hatte, rasch wieder auf die frühere Höhe brachte. Auch unter ihm muß die Tischlerei leistungsfähiger und ertragreicher gewesen sein als die Werkstatt im Markt St. Florian. Der heute 81jährige Flo rian Obermann, der vor genau 50 Jahren durch Heirat Besitzer des Hauses Weilling Nr. 8 wurde, kann nach dem, was ihm seine erste Frau seiner zeit erzählte, berichten, daß bei Rumpfhuber immer rund fünf Angestellte beschäftigt waren, während es im Markt St. Florian zeitweise über haupt keinen Tischler mehr gab. Freilich, als Georg Rumpfhuber, der 1867 im Alter von 82 Jahren starb^®, 1859 das Haus dem Maurer Josef Aigner und seiner Frau Anna Maria, wohl einer Verwandten, übergab®®, war es dort mit der Tischlerei endgültig zu Ende. Doch waren dort, wie sich Herr Obermann ebenfalls erinnert, 1922 noch fünf große Bauernmöbel vorhanden, darunter ein dreitüriger Kasten, ein großer „Doppelkasten mit Säulen und Kugelfüßen" und ein Schubladkasten mit Aufsatz, alles bunt mit Blumen bemalt. Um das Strohdach des Hauses durch ein neues Ziegeldach zu ersetzen, sind diese Möbel alle zur Deckung der Kosten Mitte der zwanziger Jahre an Händler verkauft wor den. Ein nochmaliger Vergleich der bis gegen die Mitte des vorigen Jahrhunderts blühenden Tisch lerei auf der Wies mit dem Betrieb auf dem Hause St. Florian Nr. 25, also der Markttischle rei, zeigt diese in einem unaufhaltsamen Rück gang begriffen. Dies wundert nicht, wenn man bedenkt, daß Ausbau und Ausstattung des ba rocken Stiftsgebäudes bis etwa 1770 so gut wie vollendet waren und daß infolge der erhöhten Besteuerung, der Franzosenkriege und schließ lich des Staatsbankerotts von 1811 der Markt tischler wohl fast nur mehr mit Reparaturen zu tun hatte, wogegen die damalige Teuerung der Lebensmittel das Bargeld eher den Besitzern der großen Bauerngüter zufließen ließ. Während sich nach dem Tode des Johann Georg Grabmer 1805 ein Nettovermögen von 946 Gulden ergab, blieb bei der Abhandlung nach dem ein Jahr später verstorbenen Matthias Jegg, zu der die Gläubi ger durch ein „Zeitungsedict" einberufen wur den, nur ein Nettovermögen von 119 Gulden 6 Kreuzern übrig®^. Josef Grabmer, der nun auf das Haus heiratete, war schon zu alt, um diese Entwicklung zu ändern. Im Gegenteil, als er am 4. Februar 1825®® gestorben war, ergab die Verlassenschaftsabhandlung einen Abgang (Hörsching 1776), Schmidt Josef MG 1802 (Freiberg i. Mähren 1778), Weiller Michael MG 1799 (1769), Weingartner Josef ML 1792/93, Wünsch Michael WL 1804/05 (1791), Ziehweg (Zöchweg) Josef ML 1807 bis 1809 (1791). Die Marktwerkstätte zählt zwar etwas mehr Mitarbeiter (19) als die zu Weilling (18), doch waren diese zum guten Teil längere Zeit hindurch beschäftigt, was auf eine günstigere Auftragslage, vielleicht auch auf ein besseres Betriebsklima schlie ßen läßt. " Pfarre St, Florian, Totenb. 5, 481. 28 OÖLA, LGA, F 139. Nr. 127. 2' Pfarre St. Florian, Totenb. 6, 471. 2° OÖLA, Grundbuch St. Florian, Hs. 72, fol. 207. 2» OÖLA, LGA, F 139, Nr. 161. 22 Pfarre St. Florian, Totenb. 6, 92.

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