OÖ. Heimatblätter 1972, 26. Jahrgang, Heft 3/4

kloster einrichtete, in welchem sie erste Priorin wurde. Nadi dem Tode ihres Vaters erbte die Priorin testamentarisch die Herrschaft Windhag, die ihr im November 1680 von der Kaiserlichen und Passauerischen Kommission überantwortet wurde. Die Priorin Eva Magdalena war wohl mit der alten Burg als Kloster angesichts des Pracht schlosses nicht zufrieden und wohl auch nicht mit der Art, wie ihr Vater sein Vermögen erwor ben und verwertet hatte, weshalb sie das Schloß in ein neues Kloster und in eine weithin sicht bare Kirche verwandelte. Mit kaiserlichem Ent schluß vom 8. März 1782 wurde die Aufhebung des Jungfrauenklosters Windhag ausgesprochen und das Kloster in das Eigentum des Linzer Domkapitels überwiesen. Heute beherbergt das Klostergebäude unter anderem ein Kindererho lungsheim der Stadt Linz. Die alte Burgkapelle, im Volksmund Peterskirche genannt, heute Ruine, befand sich nicht in der Burg, sondern außerhalb, sogar außerhalb des tiefen Torgrabens. Auch ist sie nicht wie üblich Ost—West, sondern Nord—Süd mit sieben Grad Abweichung nach West orientiert, obwohl für die rituelle Richtung genügend Platz gewesen wäre. Dies berechtigt die Frage nach der Erbauungszeit. Die Burg selbst ist, wie bereits erwähnt, 1290 als landesfürstliches Lehen der Freitel von Windhag genannt. Sie ist also füher erbaut worden. Wurde nun zu gleicher Zeit die Burgkapelle erbaut? Für eine Burgkapelle mit einem verbauten Grundriß von 193 m® gegenüber der Burg mit 531 m® und der Vorburg mit 436 m® ist sie unverhältnismäßig groß, weshalb angenommen werden kaim, daß Burg und Kapelle nicht gleich zeitig erbaut wurden. Stand nun schon eine Peterskapelle da, als die Burg gebaut wurde und hat man deshalb keine eigene Burgkapelle in die Hauptburg oder in die Vorburg eingebaut oder wurde die Kapelle doch später errichtet? W. Gotting übernimmt in seinem Aufnahme bericht die Jahreszahl 1512 von G. Grüll. Dieser Annahme aber widerspricht, daß der damalige Besitzer, Laßla von Prag, Freiherr von Windhag, gerade in diesem Jahre zu Altenburg eine Familiengruft erbauen und mit prächtigen Fresken schmücken ließ, die heute noch recht gut zu sehen sind. Er starb bereits 1514. Sein Grabstein aus rotem Marmor befindet sich gleichfalls in Altenburg. Weiters ist erwiesen, daß Anna von Prag, die Witwe Laßlas, im Jahre 1524 bei der Windhager Burg eine neue Kapelle erbauen ließ, in der ein vergoldeter Altar auf gestellt wurde®. In dieser Kapelle durfte auf einem altare portatile zu ewigen Zeiten Messe gelesen werden. Darüber stellte der Kardinal Laurentino zu Anastasia zwei Bullen®, datiert vom 21. Juli und 13. August 1524, aus. Und im gleichen Jahre gestattete der Altenburger Pfarrer Gh. Stainprugkehr®, daß in der Kapelle das Altarssakrament gereicht und aufbewahrt werden dürfe. Nach diesen Urkunden wären aber für die Erbauung nur wenige Monate ver blieben: März bis Juni. Es ist nicht glaubhaft, daß in dieser kurzen Zeit ein Bauwerk erstellt werden konnte, das 20 m lang, 10 m breit, ca. 15 m bis zum First hoch, mit 90 bis 135 cm dicken Mauern, einem Turm und einer Unter kirche, die ca. 3 m tief aus dem Felsen in Hand arbeit gestemmt und dann überwölbt werden mußte. Es kann also angenommen werden, daß hier schon eine Kirche gestanden hat, die die Burgherrin restaurieren ließ. Diese Restaurie rung und die bauliche Einbeziehung in den Schloßbau des Grafen Windhag in den Jahren 1642 bis 1648 haben natürlich den alten Baustil stark verändert. In der Topographia Windhagiana aucta von P. Hyazinth Marian vom Jahre 1673 wird neben der Schilderung des Pracht schlosses auch erwähnt, daß die Kapelle umge baut und mit einer Gruft versehen wurde. Ob diese Gruft mit der Unterkirche identisch ist, die einen Ausgang in den Torgraben hat (siehe Abb. 4), läßt sich ohne Grabungen nicht sagen. Den heutigen Kapelleneingang zeigt Abbil dung 5. In der Topographia ist weiter erwähnt, daß Graf Windhag auch ein Portiunkulakirdilein in Windhag erbauen ließ. Bei seiner italienischen Reise hatte er im Jahre 1645 das Portiunkula kirchlein in Assisi besucht und dort das Ge lübde abgelegt, ein gleiches Kirchlein auf seinem Besitz zu erbauen. Wirklich wurde am 1. Mai " Papierhandschrift vom Jahre 1691 im L. A. (Diözesanarchiv Handschrift 135). ' Windhager Urbar 1636, pag. 3. ' Pergamenturkunde vom 5. August 1524 im L.A. (Wind hager Urkunden).

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