OÖ. Heimatblätter 1972, 26. Jahrgang, Heft 3/4

heutige Kirchberg an der Wild im Waldviertel. Als redegewandter Advokat verdiente er sich in diesen wechselvollen Zeiten viel Geld. Er wurde auch als rechtsverständiger Fachmann im August 1632 der Reformationskommission zugewiesen. Desgleichen gehörte er der Kommission zur Durchführung der Gegenreformation an. 1636 erlangte Enzmilner weitere hohe Ehrenstellen und kaufte um 50.000 Gulden die Herrschaft Windhag. Im Jahre 1641 wurde er als Landsmann in die Matrikel der neuen Rittergeschlechter von Nie derösterreich eingetragen und aufgenommen. Zehn Jahre später, am 5. Januar 1651, erlangte Enzmilner. endlich durch kaiserliche Gnade die ersehnte Ernennung zum Reichsfreiherrn. Das Diplom, von Kaiser Ferdinand III. unterzeichnet, verlieh ihm unter Weglassung seines Familien namens Enzmilner das Prädikat „Wohlgeborner Freiherr von Windhag, Herr auf Pragtal und Saxeneck". Gleichzeitig wurde auch sein Wappen mit drei offenen Helmen und zwei Herzschilden vermehrt. Im Jahre 1652 wurde eine eigene Re formationskommission bestellt, welche die Auf gabe hatte, alle Bewohner Österreichs zum katholischen Glauben zurückzuführen. Die Kommissäre hatten eine Anz^l Ordensgeistliche und Soldaten, meist Dragoner, bei sich, welche die Protestanten belehren und bekehren sollten. Freiherr von Windhag war mit dem Abte Benedikt Leis zu Altenburg zum kaiserlichen Reformationskommissär für das Viertel ob dem Manhartsberg ernannt worden. Der Name des Freiherrn von Windhag allein schon verbreitete im Waldviertel Schrecken und viele Bauern flohen ins Ausland, Hab und Gut zurücklassend. Über seine erfolgreiche Reformationstätigkeit berichtet ein gedrucktes Protokoll, in welchem 140 bekehrte Pfarren und 38 Filialen mit 22.224 Neubekehrten und dazu aus dem Herrenstand sieben freiwillig Bekehrte aufgezählt sind. Das Geschäft eines Reformationskommissärs war ziemlich einträglich und der Freiherr von Wirrdhag erhielt laut Dekret vom 26. Juni 1652 die freie Bedienung. Auch im Viertel ob des Wiener waldes war er Reformationskommissär und wurde am 1. März sogar General-Reformationskommissär für ganz Niederösterreich und später auch für Oberösterreich. Durch die zahlreichen Verbannungen und die Auswanderung der der evangelischen Lehre treu gebliebenen Bauern und Bürger wurden ihre Be sitztümer sehr entwertet. Das machte sich der Freiherr von Windhag zunutze und kaufte eine Reihe solcherart entwerteter Herrschaften auf: 1653 die Herrschaften Reichenau, 1654 das Maut- und Herrenhaus zu Ybbs, 1656 Groß poppen und Kirchstetten, 1658 mehrere Häuser zu Wien und die Herrschaften Rosenburg und Neunzen. Am 13. März 1661 vermählte sich Joachim Frei herr von Windhag in zweiter Ehe mit Emilie Katharina, Gräfin zu Sprinzenstein. Durch diese Heirat mit einer Tochter aus altadeligem Hause erklomm er eine neue Stufe seines weiteren Aufstieges. Im Türkenkrieg ließ er 20.000 Gul den Bargeld in kleinen Fässern von Wien nach Windhag bringen. Im Jahre 1669 wurde der Freiherr vom Kaiser Leopold 1. in den Grafen stand erhoben und ihm der Titel „des heiligen römischen Reiches Graf und Herr zu Windhag, auf Pragtal, Münzbach und Saxeneck, Freiherr von Rosenberg am Kamp, Reichenau am Frei walde etz. etz." bewilligt. Am 21. Mai 1678 starb er auf seinem Schloß in Windhag. Seinen Charakter schilderte Enrica von HandelMazetti treffllich in ihrem historischen Roman „Jesse und Maria". So glanzvoll sein Aufstieg war, so wenig Glück hatte Graf Windhag in seiner Familie. Seine erste Frau Magdalena gebar ihm zwar 15 Kinder, aber zehn davon kamen tot zur Welt und vier starben gleich nach der Taufe. Das einzige ver bleibende Kind war Eva Magdalena, 1629 in Linz geboren. Im Alter von 19 Jahren wollte Eva Magdalena ins Kloster gehen, aber ihr Vater verweigerte ihr diesen Wunsch. Deshalb floh sie kurz entschlossen aus dem väterlichen Schloß und fand Unterkunft im Dominikanerinnen kloster in Tulln. In diesen Orden trat sie auch ein. Im Jahre 1659 starb ihre Mutter. Die zweite Ehe des Grafen blieb kinderlos. Der Wunsch des Gra fen nach einem männlichen Leibeserben war nicht in Erfüllung gegangen. Am Weihnachtstag des Jahres 1664 kehrte die Nonne zu ihrem Vater nach Windhag zurück, der ihr in der alten Burg ein Dominikanerinnen-

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