Die „Steine" von Windhaag bei Perg und die Geschichte des Schlosses Von Ernst Pietz Mit 3 Textzeichnungen und 5 Abbildungen Auf dem Gelände nördlich der Burgruine Wind haag (siehe Textz. 1) wuchtet aus dem Wiesen hang, 28 m von der Burgkapelle entfernt, ein mächtiger Felsen, den ich „Nischenstein" nennen möchte, weil er auf seiner Südseite eine in den L-AGEPLAN ^KAPELLS ' KANZELPELSEN NraCMENSTEtWl vermutlicher I GRUNDBISS DES lABGETRAöHNEN IBAROCKSCHLOSSES Ss SnJFENSTEIN i\ ^ /y ' BURGRUIME Ij io O 10 iO 30 •'fO 30m Textz. 1: Lageplan der Burgruine, des abgetragenen Barockschlosses und der „Steine" Felsen gehauene Nische hat. Diese Nische ist vorne unten 1,44 m, hinten 1,58 m breit, 1,03 m tief und in der Mitte 1,45 m hoch. Die Nischenöffnung verjüngt sich nach oben bei einer Höhe von 90 cm auf 1,30 m. Dann geht sie in einen Bogen mit 55 cm Stichhöhe über. Links der Nische ist die Südwand mit schrägen Schurfrillen senkrecht abgeteuft, rechts der Nische ist die Wand merkwürdig glatt (siehe Textzeichnung 2, Südansicht). Der Felsen selbst ist ca 10 m breit und 4 m hoch. Die Oberfläche ist nahezu horizontal abgearbei tet und geht nach Norden in den Wiesenhang über. Ungefähr in der Mitte der Oberseite ist ein winkelförmiges Stück — im Grundriß mit A be zeichnet — von der alten Oberfläche stehen ge blieben, mit 18 bis 26 cm die horizontale Fläche überragend, mit Schenkellängen von 1,66 und 2,18 m, sowie mit Breiten von 60 bis 77 cm. Außerdem sind zwei parallel verlaufende Rillen — im Grundriß mit R bezeichnet — in Ost-WestRichtung auf der horizontalen Fläche zu erken nen. Die nördliche Rille ist 3,90 m lang, 31 cm breit, 14 cm tief, mit einem Gefälle von 1,3 Pro zent gegen Westen. Die südliche Rille ist 2,68 m lang, 29 cm breit, 15 cm tief, mit einem Gefälle von 2,5 Prozent gegen Westen. Abbildung 1 zeigt den Rillenabfluß im Oktober 1961. Auf der Westseite ist dem Nischenstein eine Felsenterrasse vorgelagert, die von der Südseite aus über drei stark verwitterte Stufen leicht er reichbar ist. Die Terrasse hat eine Breite bis zu 2,70 m und ein Gefälle von 6,5 Prozent gegen Westen. Sie ist sehr eben und trägt derzeit eine Hütte mit einem Grundriß von 2,60 mal 4,25 m. Auch der fast horizontale Platz vor der Nische an der Südseite ist nicht von der Natur geformt. Merkwürdig ist die 1,48 m weite Stelle vor der glatten Südwand in ihrer Begrenzung gegen Osten und Süden. Warum wohl hat Menschenhand an diesem ge waltigen Stein geformt und dazu viel Mühe und Zeit mit primitiven Werkzeugen aufgewendet? Die Antwort ist nicht leicht und wahrscheinlich nicht zur Gänze zu geben. Nach der Topographia Windhagiana, die der damalige kaiserliche Rat Joachim Enzmilner von und zu Kürchberg von seinen Besitztümern an fertigen ließ (siehe Textz. 3), lag der Nischen-
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