OÖ. Heimatblätter 1972, 26. Jahrgang, Heft 3/4

beides in der Bedeutung „Wildache". So wie bei der „Wilden" und der „Stillen" Adler in Ostböhmen, werden auch hier beide Flüsse durch ihre auffallendste Eigenschaft gekennzeichnet. Überdies gibt es zur Mal-esca in Gallien noch zwei Entsprechungen: Die Mal-ava, jetzt ver mutlich le Beal und die Mal-auna, Mal-ona, jetzt la Malene. Das mal- wird als „mou, faible, kraftlos, träge" gedeutet (Holder), -ava ist ein weitverbreitetes keltisches Flußnamensuffix und identisch mit esca. Am Sternstein (1125 m), einem Berg nahe der böhmischen Grenze, entspringt die Große Rodt 777 ad Raotulu, 802 Rotula, ebenso 1287. Bei Rottenegg, wo sie eine scharfe Krümmung zieht, mündet in sie die Kleine Rodl. Beide Gewässer haben in den Redlbächen südlich der Donau im Gebiet von Vöcklamarkt, Vöcklabruck, Schwanenstadt und Ternberg ihre Entsprechungen. In den Urkunden heißen sie noch alle Rötl und Rotel®^ E. Kranzmayer sieht in der Rotula eine „kleine Rote"®®. Er hätte gewiß recht, wenn alle diese Bäche auffallend rotes oder rötliches Wasser führen würden. Sie führen aber viel leicht doch nur schlichte Appellativa als Namen und wären damit Zeugen einer alteingesessenen Bevölkerung, die ihrem Bach keinen unterschei denden Namen zu geben brauchte, sondern ihn eben einfach „Bach" nannte, wie dies ja auch heute noch so Brauch ist. Diesen Bächen liegt vermutlich ebenfalls das kelt. ,rot-' mit der Ver kleinerungssilbe -ula zugrunde. Sie sind „Bachin", weiter nichts. Der eben genannte im Sternwald aufragende Sternstein, gleichen Namens wie der Sternberg NW von Salnau im benachbarten Moldautal, hat wohl nichts mit den Himmelskörpern zu tun, wenn auch L. Anzengruber den Namen des Sternsteinhofes damit erklärt, daß einstens eine Sternschnuppe in der Nähe des Hofes nieder gegangen sein soll, wenn auch 1198 der Name mit mons Stella übersetzt wurde®^. Das keltische ,sterö — storon'®® „starren, steil aufragen, praeceps, clivis" bietet für einen Berg eine zwar nüchternere, aber gewiß zutreffendere Bezeichnung. Das Gehöft Stern bei Grub, Gem. Lasberg, Bez. Freistadt, heißt um 1300 „Störnlehen pei dem Walichhof" (!). 1449 wird bei Gmunden ein Stornreut genannt, das heutige Sternreit. Die Bezeichnungen 1356 „am Stern", 1435 „unnder dem Stern" weisen ebenso deutlich auf eine Geländeform hin wie das vierfach vorkommende Sternherg. Latenezeitliche Funde (1932—34) auf dem Gründberg®® bei Urfahr/Linz veranlaßten eine genauere Untersuchung, bei der Leonhard Franz und Franz Stroh 1937 ein keltisches oppidum feststellen konnten. Es ist vermutlich einer der Stützpunkte einer alten Salzhandelsstraße, die von Hallstatt nach Böhmen lief. Dem Gründberg gegenüber liegt am Südufer der Donau am Frein berg ein anderes oppidum, auf das vielleicht die ptolemäische Bezeichnung Ussubion zutrifft®^. Der Gründherg selbst ist ein schmaler Höhen rücken zwischen dem Höllbachtal und dem Haselgraben. Er fällt in nord-südlicher Richtung langsam gegen die Donau zu ab: 582 — 546 Keglergupf — 480 Oberburger (!) — Unterbur ger (!) — 439 — 325 — 303 m. Sein Kamm hat also eine ausgesprochene Südlage. Darin dürfte auch die Erklärung des Namens gefunden wer den. Keltisch grannos, urkelt. grenna, ir. gronn „Feuerbrand", ir. gria „sol, Sonne". Verwandt damit auch crinos, altir. crin „dürr", cymrisch cri „withered, trodcen", cornisch crin, bretonisch krin®®. Das d in Grindberg, wie er auch manchmal heißt, ist unorganisch und von der Volksetymo logie eingeschoben. 1311, 1405 wird Grinperg, Sdiiffmann, Bd. III, S. 385: „aus Rotila(ha) von ahd. rotilo „Rötel", Rotforelle + Ache; Bd. II, S. 289, 258 Redl. Eberhard Kranzmayer: Die Besiedlung der Umgebung von Steyr im Lichte der ON, 1953. Schiffmann, S. 456. " Stokes; ,ster' „starren". Holder: ,storon' in Durostoron „Burgberg". Schiffmann, II, S. 455; III, S. 447: „von der sternförmigen Gestalt der Flur, von mhd. stere „Schafbock", von PN Stern oder Stör. L. Franz, Frz. Stroh: „Cründberg", Jahrbuch d. V. f. Landeskunde und Heimatpflege, 89. Bd., Linz 1940, S. 215 ff. L. Franz, wie Anm. 2, S. 47: Franz schlägt für das oppidum am Freinberg den Namen Lentia vor, für opp. Gründberg Usbion, für Holubau Abilunon, doch könnte mit diesem, falls anderweitig begründet, eher Apfoltern bei Freistadt gemeint sein. Holder: aballa „Apfelbaum". Holder: unter Grannos und crinos.

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