magelli „campani = Feldbewohner" genannt. Heute heißt der Ort daselbst Mugello®^. Die Entwicklung von Magello über Mogello — Mugello — Muhela — Muchl — Mühel zu Mühl ist möglich. In diesem Fall hat sich die Bezeich nung des von beiden Flüssen eingeschlossenen „Kleinen Feldlandes" auf die beiden Flüsse über tragen, sobald die ursprüngliche Bedeutung des Namens verdunkelt war. Die andere Bezeichnung der Steinigen Mühl, die 1231 Ruesche muhel, 1257 Reuschmuhel lautet, könnte leicht zu einer Umdeutung in RauscheMühl verleiten, umsomehr, als die akustische Vorstellung des über die Granitblöcke rauschen den Flusses ja dazu einladet. Mit „rauschen" kann jedoch das ältere ,ruzisch' ebensowenig wie mit ,rugisch, reußisch oder böhmisch' zu tun haben, wie bei Schiffmann vermerkt wird®®. Das ruz- läßt sich jedoch auf kelt. ,rotos', Wur zel ret, ritu- „lauf", altir. roth, hier „Wasser lauf" zurückführen. Zu vergleichen wären die Flußnamen Rusano, jetzt Risano bei Capo d'Istria, oder Ruscino, Fluß in Gallia Narbonensis, Ros-bacius, jetzt Rolleboise, Ros-anna am Arlberg, Risa, Fluß, jetzt la Rize, Risela, jetzt la Rille, Risle, Ritona, jetzt le Rieu, Riusa jetzt die Reuß in der Schweiz u. a.®". Die vermeintliche Endung der Form von 1130: Ruz-is-che läßt jedoch vermuten, daß sie aus kelt. ,is-ca' „Wasser" hervorgegangen ist, das als Flußname ja des öfteren belegt ist: Isch, Nebenfluß der Saar, Iscala — Ischl, Esca — Esch usw.®^. Eine Rus-isca wäre daher ein ganz einfacher „Wasserlauf" und der eigentliche Name des Flusses. Die Große und die Kleine Mühl werden ihre ursprünglichen keltischen Namen verloren haben. Ein Fluß, welcher ganz in der Nähe der eben ge nannten Rausche-Mühl, die auch die Böhmische Mühl heißt, entspringt, sich jedoch, nachdem er eine Strecke die Grenze zu Böhmen gebildet hat, der Moldau zuwendet, ist die Maltsch. Bei Windhag liegt der Ort Mairspind, der 1377 noch unverballhornt Malschgmünd geheißen hat®®, weil dort der Felberbach in die Malsch®' mündet. So heißt nämlich der Fluß auch eigent lich und richtig. Erst 1499 taucht die Schreibung „Maltzn, Stainmaltzn" auf. 1565 wird wieder Maischen, 1669 Malschingfluß geschrieben. Die tschechische Bezeichnung Malse folgt der deut schen Aussprache. Die Ableitung von einem slawischen ,malica' „die Kleine" befriedigt nicht. Vermutlich war die Schreibweise „Maltzn" Veranlassung zu dieser Deutung. Die deutsche mundartliche Aus sprache Moisch, die maßgeblicher ist als die ganz vereinzelte Form mit — tz-, schließt sich an die häufigsten Schreibweisen in Urkunden, alten Büchern und Karten an. Geht man jedoch von kelt. ,mal-esca' aus, „lang samer, träger Fluß", kommt man über Mal-esch sowohl zu dt. Malsch imd Moisch, wie zu tschech. Malse und trifft mit dem Sachbefund außerdem das Richtige, denn die Malsch ist, im Gegensatz zu den mit lebhafterem Gefälle nach Süden der Donau zu eilenden Gewässern, tatsächlich die langsamere. Das bleibt sie auch bis zur ihrer Mündung in die Moldau. Flüsse werden meist von ihrem Unterlauf her benannt. Im Budweiser Becken ist sie immerhin der zweitgrößte Fluß weitum und steht mit ihrem trägeren Gefälle im Gegensatz zu der viel stürmischeren Moldau. Die deutsche Mundartform Wuida bewahrt, so wie das tschechische Vitava, bei dem das ur sprüngliche i reduziert wurde, die germanische Form *Wilthahw6®' und die keltische *Viltava®' Holder; Magelli „campani". Ligurer, stark illyrisiertes und keltisiertes Substrat. Schiffmann, Bd. III, 5. 368, stellt rauschen zu PN Rausch bzw. zu derart benannten Heide- oder Binsen arten. Die in der Raffelstettener Zollurkunde genann ten Rugi, Boemi und Sclavi sind nicht gleichbedeutend, wie er meint. Damit werden germanische Rugier, kel tische und slawische Böhmen auseinandergehalten, die also zu Beginn des 10. Jh. in Böhmen noch nebenein ander gelebt haben müssen. 5® Holder: unter ritu, retu, Lauf, vgl. Rodanos, le Rhone. " Holder: Iscara — Ischer, Iscala — Ischl, Esca — Isch. Schiffmann, Bd. II, S. 157; III, S. 324. Schiffmann, Bd. II, S. 158; III, S. 325 zit. E. Schwarz: Die ON des östl. Oberösterreich, Prager Deutsche Stu dien, 42. Heft, Reichenberg 1926, S. 67: Malica „klei ner Bach". E. Schwarz: Deutsche ON-Forschung II, S. 102. Holder: ,viltos' „Wild". Stahes ,veltos' „wild, ferus". -ava ist ein weitverbreitetes keltisches Flußnamensufflx, oft auch zur Bildung von Frauennamen ver wendet. Die Sinnverwandtschaft liegt im Begriff Fruchtbarkeit (Milz).
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