OÖ. Heimatblätter 1972, 26. Jahrgang, Heft 3/4

Holubau in die Literatur eingeführt-. Das Charakteristisdie dieses oppidums sind die zwischen beiden Wällen befindlichen sechzig Hochackerbeete'". Diese sind hier die Veranlassung für die Bildung einer verbreiteten keltischen Ortsbezeichnung Magdunum „Feldstadt", in Frankreich überliefert als Magdunum, jetzt Mehun, als Meidunum, jetzt Meung, als Magedon, jetzt Medan, auf merowingischen Silbermünzen als Magdein, in England als Maidencastle bei Dorset^'. Das zu Meiden gewordene südböhmische Magdunum hat die Rosenberger veranlaßt, ihre unmittelbar daneben errichtete Burg Meydenstein (1364) zu benennen. Der Name hat nichts mit MädchenMaiden zu tun, wenn auch ein eifriger tschechischer Urkundenschreiber es 1349 mit Diebzi Kamen d. h. Divöl kamen „Mädchenstein" übersetzt hat". Die tsche chischen Bauern der nächsten Umgebung sagen bis heute Menstejn. Die im 12. Jh. von der bairischen Bevölkerung des Mühlviertels nicht mehr verstandene Be deutung von kelt. „land" mag verursacht haben, daß sich der Name der Burg mit Bedeutungs wandel zu deutsch „Land", auch auf die Land schaft ringsum übertragen hat. Möglicherweise steht auch der Name der drei Mühl-¥\üsse, der Großen, der Kleinen und der Rausche-Mühl, auch Steinige oder Böhmische genannt, und damit der Name des Mühlviertels mit jenem kelt. ,magos' „Feld" in Beziehung. Bisher hat man — auch Schiffmann^® — auf Grund der alten Schreibweisen in dem Fluß namen ein slawisches ,mogyla' „Grabhügel" ge sucht. 1222 Muhela inferior, 1256 maior Muhela, um 1260 Muhla, um 1130 Ruzische Muchel, 1147 ultra Ruzissen Muhilen, 1231 Ruesche muhel, 1257 Reuschmuhel, 1630 Waldmühel, 1303 aqua Muhla, um 1325 flumen Muchla. Nun bedeutet slaw. ,mogyla' auch Hügel schlechthin. Nach Mächek®® ist jedoch die slaw. Herkunft von mohyla dunkel. Er hält es für ein „Substratwort". Es entspricht jedenfalls dem oberdeutschen Mugl „kleiner Hügel". Für einen slawischen Flußnamen fehlt dem Wort das sonst gebräuchliche substantivierende Suffix -ica. Eine Mohylnica könnte immerhin als ein „Fluß aus hügeligem Gelände" aufgefaßt werden®L Diese Ableitung würde für einen Mühlviertler Fluß vortrefflich passen, wenn nicht eben einerseits das Suffix -ica fehlen, andererseits mohyla nur „Hügel" bedeuten würde, eine Be zeichnung, die man doch nicht gut einem Ge wässer und dazu noch gleich drei Flüssen geben kann. Erst die Schreibungen des 14. Jhdts. setzen in den lateinischen Urkunden das sonst fehlende Grundwort dazu. Zwischen der Großen und der Kleinen Mühl liegt der Ort Altenfelden, an der Großen Mühl Neiifelden. Beide Ortsnamen wiederholen in deutscher Sprache die auch im Keltischen ge bräuchlichen gleichbedeutenden ON Senomagos und Noviomagos®^. Das zwischen den beiden Flüssen liegende „Feld" ist im Vergleich zum Machland-Feld das kleinere. Im Keltischen konnte ein kleines Feldland als ,magello' bezeichnet werden, -ello ist ein Dimi nutivsuffix®®. Im keltisch besiedelten Oberitalien, im Tal des Sieveflusses, werden bei Plinius (n. h. 3, 47) Camilla Streit: Das Heerlager, Zs. Sudeta XIII 1937/4, S. 113: Späthallstattzeitl. Wälle mit beetartigen Boden wällen und gleichzeitiger Keramik bei Lohowa a. d. Mies, Westböhmen. — Reitinger, wie Anm. 7, S. 422 f. — Stokes; unter ,makala' „Feld" zu lat. macerla, wor aus cymr. magwyr „eingezäuntes Feld, Mauer" abret. Macoer allo nomlne vallum Medon, vgl. Magdunum. Die Adcerbautechnlk der Hochackerbeete reicht von vorgesch. Zelt bis Ins Mittelalter! (Milz) — Richard Braungart: Die Urheimat d. Landwirtschaft aller idg. Völker, Heldelberg 1912, S. 232. Braungart verwechselt Kelten mit „bojlschen Urgermanen"!, spricht von mas senhaften Ackerspuren In den böhmischen Bergwäl dern. S. 231: „In keinem Lande der Welt gibt es eine solche Fülle von Hochackerbeeten wie In Südbayern." Welt über 100.000 ha! S. 123: ein kgl. bayr. Hofrat Ghillany berichtet In den Landwirtschaftl. Mittellungen Oberbayerns 1875, Nr. 52, XII, S. 206 f. von Hoch äckern bei Munkacs, Ober-Ungarn; von Lehortzky in der Ungar. Archäol. Ztschr. beschrieben, der sie unter sucht und viele keltische Gegenstände gefunden hätte. " Holder: unter magos und dunum. — Jacques Moreau: Die Welt der Kelten, Stuttgart 1958, S. 42, 68, 79. ■" M. Klimesch: Die Ortsnamen Im südlichen und süd westlichen Böhmen; Mltt. d. V. f. G. d. Dt. in Böh men, 47. Jg. (1909), Bezirk Krumau. S. 327. " Sdtiffmann, Bd. II, S. 190; Bd. III, S. 339. V. Machek: Etymologldcy slovnlk jazyka ^esklho a slovenskeho (Etymolog. Wörterbuch der tschechischen u. slowakischen Sprache), Prag 1957. Mohelnlce, dt. Müglltz, kommt als ON In Böhmen öfters vor. Holder: unter magos, damit gebildete ON sind typ. kelt. und häufig. Holder: unter Mos-ella, Diminutiv-Ableitung von Mosa.

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