OÖ. Heimatblätter 1972, 26. Jahrgang, Heft 3/4

für St. Ulridi, Gad Göbal für St. Gotthard uad Gad Aiden für St. Agatha^'. Einige dieser Patrozinien deuten auf ihr hohes Alter. Das unverständliche ,Gad' hat Schiffmann veranlaßt, es mit einem slawischen kotu „Zelle" zu erklären und daraus auf slawische Missions stationen unter windischen Ansiedlern im Mühl viertel im 11. Jh. zu schließen. Wenn ,Gad' wirklich „Zelle bedeuten sollte, würde es, wie in allen slawischen Sprachen, als Grundwort an zweiter Stelle stehen. ,Gad' hat jedoch unzweifelhaft Stellung und Bedeutung eines bestimmenden Eigenschaftswortes und müßte schon sinngemäß dem zu erwartenden „Sankt" entsprechen. Nun findet sich im Keltischen das Adjektiv cad-ro „schön", Wurzel cad, im Irischen caid aus cadi-s „holy, heilig"'^h Da das keltische c (k) unbehaucht ausgesprochen wurde, ist die spätere deutsche Wiedergabe und Schreibweise mit g erklärlich. Es ist durchaus denkbar, daß dieses ,Gad' auf irische Glaubensboten zurückgeht, die von Passau aus entlang der Donau bis Pannonien wirkten. Die aufgedeckten Grundmauern einer Anzahl von Kirchen im sogenannten „Groß mährischen Reich" mit den typisch irischen langgestreckten Sälen und rechtwinkeligen Presbyterien sind dafür Zeugen^^. Daß iroschottische Glaubensboten gerade in Süddeutschland und im Donauraum bis Panno nien hin wirkten, kann seinen Grund darin ha ben, daß sich hier, wenigstens in einem Teil der Bevölkerung, die keltische Umgangssprache noch erhalten hatte oder wenigstens noch verstanden wurde, so daß sich die Missionare in ihrer Mut tersprache zu verständigen vermochten. Außer dem konnten die Donaukelten auch als Dol metscher zu Baiem und Slawen dienen. Das sind vielleicht die Gründe dafür, warum sich die Inselkelten vor allem in altkeltische Gebiete als Missionare begeben haben und nicht zu den doch viel näherliegenden Friesen, Sachsen oder Dänen. Auffällig ist ferner die Tatsache, daß die kelti schen Wanderprediger vorwiegend in entlegenen, unfruchtbaren Gebieten, in Wäldern, Bergen, an Seen, Sümpfen und großen Flüssen wirkten^®. Hier konnten sie nämlich die für sie so bezeich nende sozial-caritative Tätigkeit entfalten, da sie hier am nötigsten war: unter der aus den frucht baren Bauerngebieten verdrängten vorgermani schen Bevölkerung. Auch Ernst Wahle weist auf solche, in Wald gebirge geflüchtete, nicht unterwerfungswillige Walen hin, die geschichtlich erst wieder in Er scheinung traten, als das Mittelalter die Wald gebiete wirtschaftlich zu erschließen begann^^. So wie im Odenwald und in Oberbayern, wird dies auch im Mühl- und Waldviertel und im angrenzenden Böhmerwald der Fall gewesen sein. Das zwischen den nach Süden auslaufenden Höhen des Böhmerwaldes und der Donau west lich vom Weinsberger Wald gelegene Flachland heißt das Machland. Nach Schiffmann ist dies ursprünglich der Name einer Burg nächst Baum gartenberg, dann die Bezeichnung eines Gebietes, das etwa dem heutigen politischen Bezirk Perg entspricht. Um 1050 wird Maclant geschrieben, 1110 Machlant, 1128 Machland. Da sich der Name zuerst auf eine Burg bezogen hat, liegt es nahe, bei -lant an ein kelt. landa „eingefriedeter, be festigter Platz"^® zu denken. In Mac scheint das gallische magos, altirisch mach = „Feld" enthalten zu sein. Mit Maclant konnte also eine keltische „Feldburg" bezeichnet werden, über der sich später eine mittelalterliche Befestigung er hob. Solche Befestigungen hat es allenthalben gegeben, die nächste bei der Ruine Meidstein an der Moldau zwi schen Krummau und Budweis. L. Franz hat unmittelbar neben der Ruine 1935—38 eine bedeutende keltische spätlatenezeitliche Burgstadt ausgegraben und als oppidum Matthias Höfer: Etymologisches Wörterbuch der im Oberdeutschen, vorzüglich aber in Oesterreich ueblichen Mundart, Linz 1815, Bd. 1, S. 257. " Stahes: kad „sich auszeichnen". Holder: unter Cadius: zu ir. caid = kadi „holy". Jos Cibulka: Die Kirchenbauten des 9. Jh. in Groß mähren, im Katalog der Ausstellung „Großmähren und die christliche Mission bei den Slawen", Graz 1966, S. 47 ff. — Jan Filip: Keltskä civilisace a jeji dSdictvi, Prag 1960, S. 159; Prag 1961 in dt. Ausgabe. Bauerreiß, wie Anm. 39, S. 52. " Erst Wahle: Deutsche Vorzeit, Basel 1952, S. 208, 210. "• Holder: landa „kleinere eingefriedete Fläche, auch Kirchhof".

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