OÖ. Heimatblätter 1972, 26. Jahrgang, Heft 3/4

Flachgau und im Vöcklatal nachweisbar®®, son dern — zumindest als Einzelpersonen — auch im Mühlviertel. Im Bezirk Perg, Gemeinde Innerstein liegt Walchsdorf, 1351 Walichstorf, 1491 Walckenstorff; bei Freistadt, Gem. Lasberg, der Walchs hof, 1300 Walichhof; die Gemeinde Pabneukirchen hat eine Wahlmühle,1380 Walichmuhl; in der Gemeinde Erdmannsdorf, liegt das Walchslehen.DcLS heutige Waldschlag bei Leonfelden heißt 1456 Walichslag®*. Auch südlich der Donau findet man Walchenorte, deren heutiger Name die ursprüngliche Bedeu tung nicht immer erkennen läßt: Wallern, Gem. St. Ägidi, heißt 1227 Henwalcharen, 1260 Walcheren. Wallern, Gem. Puchkirchen, Bezirk Vöcklabruck, wird noch 1718 Wallhern geschrie ben. Walling, Bez. Ried, lautet um 1350 Wal hing; Walling bei St. Florian, 1071 Wallhelingen, 1272 Waliching, 1282 Weichling. Von diesen Walchenorten klar getrennt sind die aus „Wald" abgeleiteten Ortsnamen wie Wallern bei Grieskirchen: 815 ad Waldi, 1013 ad Waldarun, 1526 Waldern. Der Weiler Wallner, Gem. Parz, Bez. Grieskirchen, heißt 1240 Waldam. Die tschechische Bezeichnung für Wallern im Böhmerwald — Volary — läßt sich lautgesetzlich regelrecht auf Walarun zurückführen, da ein altes Waldarun im Tschechischen ein Vladary hätte ergeben müssen. Die erst seit 1373 be kannte Schreibung Wallern und seit 1444 erhal tene tschechische: Wolari, besagt nicht, daß der Ort nicht schon lange früher bestanden hat. Am Goldenen Steig gelegen, über den der uralte Salzhandel von Passau, dem keltischen Boidurum, nach Prachatitz lief, kann der Ort auch schon vor der Zeit der slawischen Liquidenum stellung bestanden und sein Name im Slawischen festgeworden sein®®. Die vordeutsche Bevölkerung des Mühlviertels scheint von den um die Wende vom 5. zum 6. Jhd. durch Ufernoricum gegen Vindelicien vordrängenden germanisch-bojischen Stammes gruppen, die dann zu den Baiwari-Baiern ver schmolzen sind, in ein Hörigkeitsverhältnis ge bracht worden zu sein, wie an bestimmten Orts namen zu erkennen ist. Der Diener heißt kelt. scalo®®, das über das ahd. scalc zu unserem Schalk geworden ist. Dieses Wort lebt im ON Schallersdorf, Gem. Neumarkt, Bez. Freistadt weiter: 1270 Schalchdorf. Die nahebei gelegene Schallmühle heißt 1565 Schallichmühl. Im Voralpengebiet ent sprechen diesen Orten die Namen Schalchen, um 1172 de Schalch bei Mattighofen, 1324 Salichen bei Mauerkirchen, Schalchham bei Vöcklabruck 1140 Schalheimin®^. Die Anfänge des bairischen Christentums gehen außer auf geringe gotisch-arianische auf provinzialrömische Vermittlung zurück®®. Nach dem Zusammenbruch der römischen Macht und Ver waltung in Noricum, Vindelicien und Raetien wurde der neue Glaube vor allem von irischen Missionaren aufrecht erhalten. Eine ganze Reihe von ihnen ist namentlich bekannt: Columban, Marinus, Annian, Monus, Kilian, Totnat, Kolo man, Winthir, Magnoald, Korbinian, Virgil, Finan, Ruadan, Albeus, Tuban, Deklan, Alto von Altomünster u. a. m.®®. Auf solche keltische Glaubensboten geht ver mutlich eine Bezeichnung zurück, die sich in der Landbevölkerung des Mühlviertels erhalten hat. 1815 verzeichnet P. Matthias Höfer, OSB (Kremsmünster) in seinem „Etymologischen Wörterbuch" die Namen Gapeda für St. Peter, Gad Hans imd Gad Steffa für St. Johann und St. Stefan, Gad Merten für St. Martin, Gad Ura " J. Reitinger, wie Anm. 7, S. 328. ^ Alle urkundlichen Belege auch im folgenden aus K. Sdiiffmann. Rudolf Kubitschek i. d. Zs. „Waldheimat", Budweis 1929, S. 45, beruft sich bei Wallern-Volary auf Anton Maier. Wäre ein ,Waldarun' die Voraussetzung für Volary, so hätten die Tschechen den Namen sicher übersetzt (Milz). — Anton Profous: Mistnl jmena v Cechäch (Ortsnamen in Böhmen), 1947—1957, denkt an ,Waller' = Pilger, bzw. an ,voläfi' „Ochsenhändler", dem steht die mangelnde Erweichung des r und das harte y entgegen. Holder; Kluge: Etymolog. Wörterbuch. " Ernst Schwarz: Welchen und Parschalkennamen im alten Norikum, ZONF 1 (1925), S. 91 ff. — Ders.: Deutsche Orts- und Flurnamen; in; Deutsche Namens forschung, Göttingen 1950, S. 240. " Heinrich Koller: Der Donauraum zwischen Linz und Wien im Frühmibtelalter; Hist. Jb. d. Stadt Linz 1960. " Romuald Bauerreiß: Irische Frühmissionare in Süd bayern, 1924; in: Wissenschaftliche Festgabe zum 1200. Jubiläum d. Hl. Korbinian, hgg. v. J. Schlecht.

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