Zaiuzany zwischen Pfibram und Pisek aufge deckt worden^h Besonders interessant aber wird das Boiohaemum durch das ganz unvermittelte Auftauchen einer Spät-Latene-Kultur, benannt nach dem bedeutenden und sehr fundreichen keltischen oppidum bei Stradonitz an der Beraun in Mittel böhmen. Ihren zeitlichen Schwerpunkt hat sie in der Mitte des letzten vorchristlichen Jahrhun derts, genau zur Zeit der römischen Eroberung Galliens durch Caesar^^. Nach gallischem Vorbild werden nun stark be festigte Ortschaften und Burgen an den mit gallischen Mauern (murus gallicus) abgeriegelten Landspornen zwischen der Mündung zweier Flüsse oder in Flußschlingen gebaut. Die Klein funde: Hufeisen, Glasarmreifen, blaue Glasper len, Emaillierungen, bemalte Keramik u. a. m. stimmen mit solchen von Bibracte, heute Autun, der einst größten und reichsten Stadt der Häduer völlig überein^®. Daraus nun könnte man schließen, daß eine emigrierte gallische „Resistance" in Böhmen Zuflucht vor dem Wüten der römischen Heere und der unerbittlichen Faust ihres Feldherrn gesucht hat. Caesar selbst schreibt ja in seinem Kriegsberidrt (de bello gallico VI, 31): „Viele verließen ihr Land und suchten mit Hab und Gut bei wildfremden Leuten Schutz und Sicherheit". Das mag nicht nur für die Eburonen gegolten haben, sondern vor allem für den politisch aktivsten Teil der Gallier, für den Kriegeradel und für Druiden. Wie Caesar selbst mit einem Vercingetorix, einem Gutruatus und den Verteidigern von Uxelodunum verfuhr, ist in seinem erwähnten Bericht nachzulesen^*. Auf eine solche gallische Führungsschichte wer den die Versuche zurückgehen, sich in Böhmen militärisch, politisch und wirtschaftlich durch den Bau von Burgen und die Ausbeutung von Graphitlagern, Limonit-Eisenerz-Vorkommen und Goldseifen zu sichern. In Südböhmen sind diese Gallier der Stradonitzer Kultur jedenfalls in bedeutendem Ausmaß festgestellt worden, vor allem im oppidum von Holubau bei Meidstein im Moldautal zwischen Krummau und Budweis^®, auf dem sehr ein drucksvollen Felssporn an der Mündung der Otava (kelt. At-ava) in die Moldau, auf dem sich heute die prächtige Burg Klingenberg^® (Zvikov) erhebt, in den oppida von Nevezice, Hrazany und Zävist, alle drei an der Moldau an der Einmündung von Nebenflüssen gelegen. Zävist, südlich von Prag in der Nälie von Königssaal (Zbraslav), ist das mächtigste kelti sche oppidum Böhmens (170 ha), dem sicher einst auch eine gewichtige politische Bedeutung zukam-^. Da Leonhard Franz bei seinen Ausgrabungen auf dem oppidum Holubau ebenso wie am Gründberg bei Linz Hinweise auf den Salzhandel mit Hallstatt gefunden hat — Keramik, welche die gleichen hahnentrittartigen- Gefäßbodenzei chen trägt wie sie auf der Dammwiese ober Hallstatt gefunden wurden — so ist vielleicht an eine „Salzstraße" zu denken, welche traunabwärts über Linz — oppidum am Freinberg —, Urfahr — oppidum am Gründberg —, den Hasel graben, über das oppidum Holubau die Moldau abwärts über die genannten Burgstädte lief und im Zentrum Böhmens am oppidum Zävist endete, das damals vielleicht der Großverteiler des alpenländischen Salzes war. Dabei konnten die Traun und die Moldau als Wasserwege be nutzt werden. Mit der Besetzung Böhmens durch die Marko mannen kurz vor der Zeitwende ist auch nach einigem Widerstand^® die Bedeutung der böhmi schen oppida erloschen. „Vertrieben" werden Martin Jahn: Die ersten Germanen in Südböhmen, Zs> Altböhmen u. Altmähren 2, 1942, S. 64 £f. ' Jaroslav Böhm: Kronika objeveneho vöku (Chronik der Entdeckungszeit), Prag 1941, S. 445. ' J. Filip: PravSke ceskoslovensko (Vorgesdiidrtliche Tschechoslowakei), Prag 1948, S. 275. ' G. J. Caesar: de bello gallico, Kap. VIII, 38 und 44. Vercingetorix, die Seele des großkeltischen Befreiungs kampfes, der heldenmütige Verteidiger von Alesia wurde nach siebenjähriger Gefangenschaft hingerichtet. ' B. DubskiJ, S. 372. Das von L. Franz so benannte oppi dum Holubau wird in der tschechischen Literatur unter opp. Tfisov geführt. ' Ebenda, 2. Bd., S. 378 f. ' J. Filip, S. 328. — Fr. ProSek: Keltskä pevnost Hradistinad Zävistf (Eine keltische Feste am Zävist), Pamätky XLIII, 1947/48, S. 43-58. ' L. Franz, wie Anm. 2, S. 45. ' Horäkovä-Jansovä: Hrazany. Archeologicfee rozhledy (Archäol. Umschau), Prag, IV (1952), S. 102—106, 115—118.
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