OÖ. Heimatblätter 1972, 26. Jahrgang, Heft 3/4

In Dichterstimden wurden Franz Stelzhamer, Ri chard Billinger, Enrica von Handel-Mazzetti, Hans von Hammerstein, Adalbert Stifter und Edward Samhaber vorgestellt; Autoren der er sten Rundfunksendungen der Jahre 1936 und 1937 waren Dr. Andreas Reischek, Dr. Josef Angsüßer, Hans von Hammerstein, Gregor Goldbacher, Dr. H. Commenda, A. Binna, H. Edtbauer und andere. Aber auch wissenschaft liche Vorträge (Dr. Depiny, Dr. Morton u. a.) zeigten, daß man das kulturelle Schaffen Ober österreichs nicht nur zur Kenntnis nahm, sondern auch befruchtete. Die technische Entwicklung war längst den ge steigerten Forderungen angepaßt worden. Zwi schen 1928 und 1936 hatte Linz einen englischen Marconi-Sender, der auf Wellenlänge 254,2 Me ter über die bescheidene Stärke von 0,5 kW verfügte. Der Sender selbst bestand aus 45 Me ter hohen Eisengittermasten, die auf einer Por zellankugel ruhten. 1936 übernahm Linz den alten Telefunkensender vom Wiener Rosenhügel, der modernisiert wurde und mit dem Linz nicht schlecht fuhr, denn Linz erhielt damit den zweit stärksten Sender Österreichs nach Wien. Der Sender, der nun auf der Welle 338,6 Meter sen dete, verfügte über einen 165 Meter hohen Sendemast und war mit seinen 15 Kilowatt drei ßigmal stärker als der Sender vom Jahre 1928®. Die Spannungen zwischen Deutschland und Österreich dürften zu diesem starken Ausbau ebenso beigetragen haben wie das Bemühen jener Jahre, Österreichs kulturelle Leistungen auch dem Ausland gegenüber stärker präsent zu machen. Daß der Linzer Sender in den kritischen Juli-Tagen des Jahres 1934 auch eine politische Bedeutung hatte, bekundete 1936 bei der Eröff nung des neuen Linzer Senders der damalige Sicherheitsreferent des Landes, Landesrat Revertera, der darauf verwies, daß nach Behinde rung aller anderen österreichischen Sender ledig lich über den Sender Linz die österreichischen Nachrichten ausgestrahlt werden konnten^®. Nach dem Ende der Ravag war der Sender Linz nur noch eine Sendestelle der Reichsrundfunk gesellschaft. Der seit 1942 übliche Drahtfunk mit seinen Fliegerwarnungen wurde ab 1944 auch über den Linzer Sender übertragen. Nach den Durchgaben aus der Befehlsstelle des Gau leiters stellte der Sender jedoch jeweils seine Sendungen ein, um von den eindringenden Flie gern nicht angepeilt werden zu können^^. Der Aufbau des österreichischen Rundfunks nach 1945 erfolgte fast zehn Jahre nach Wunsch und Willen der Besatzungsmächte, stärkte aber auch — vermutlich unfreiwillig — Österreichs Rund funk-Föderalismus. Während Radio Wien schon am 29. April 1945 zu senden begann, also zu einer Zeit, da in Oberösterreich noch der Krieg tobte, begann in Linz, gemeinsam mit Salzburg und später auch in Wien unter amerikanischer Leitung, später nur noch unter Aufsicht der Be satzungsmacht, die Sendergruppe Rot-Weiß-Rot Mitte 1945, ursprünglich in einigen Kammern des Landhauses, später seit 15. Jänner 1950 in dem 22jährigen Provisorium im Brückenkopf gebäude West. In diesem fast neunjährigen Besatzungsfunk, der allerdings zuletzt kaum noch als solcher be zeichnet werden kann, wirkten vorerst als Stu dioleiter Major Herzig, Feuerstein, Jonny Mayer, Masters, John Merill, dann der Linzer Andreas Reischek, der Komponist Emmerich Zillner, Adalbert Traska, Harry Kupetz und Alfred Schwetz. Besser als mit dem Studio war es mit den Sendeanlagen bestellt. Neben dem Frein bergsender (20 kW), der 1950 von 165 Meter auf 120 Meter verkürzt wurde, stand der von den Amerikanern errichtete Sender Kronstorf mit 100 kW zur Verfügung. Diese bis heute bei behaltene Sendestärke macht also das 200fache des ersten Marconi-Senders aus. Diese Sendergruppe Rot-Weiß-Rot wurde von den Amerikanern am 15. März 1954 übergeben. ° Linzer Volksblatt, 1928, Nr. 145 (Zur Eröffnung des Linzer Senders); Tagespost, 1928, Nr. 145 (Die Linzer Zwischensendestation); Linsmayr Rudolf, Der neue 15-kW-Sender Linz; Schwaiger Gustav, Der neue Lin zer Sender und seine Auswirkungen; Siockinger Viitz, Die Eröffnung des Großsenders Linz. Sämtliche: Ra dio Wien, 1936. Nr. 18. Linzer Volksblatt, 1936, Nr. 21. Auskunft Ing. Rupert Schmidsherger, Linz, Juli 1972.

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