OÖ. Heimatblätter 1972, 26. Jahrgang, Heft 3/4

beeinflussen würden, sprach gegen Niedernhart, die Nähe von Fabriksanlagen gegen das Areal bei der Frauenklinik. Verhandlungen mit der damaligen Malz-AG wegen Gründen am Bauern berg im Bereich des heutigen botanischen Gar tens zerschlugen sich. Der Grund zwischen Mar tinskirche und Schloßkaserne wurde als zu klein befunden, eine Aufstockung der Schloßkaserne als zu kostspielig; ein Grund zwischen dem Zehner- und Zwölferturm im Bereich von Leon ding wurde ebenfalls von der Ravag abgelehnt, schließlich konnte ein bisher den Jesuiten gehö rendes Areal am Freinberg sichergestellt wer den. Hier wurde dann innerhalb von vier Mo naten der erste Linzer Sender errichtet. Über die Sorgen wegen der Ausfallhaftung sprach nach diesem Abkommen niemand mehr, sosehr ging die Entwicklung darüber hinweg. Empfangsgeräte hatte man in Oberösterreich ja längst, bevor die Ravag Ende 1924 zu senden begann. So errichtete etwa P. Richard Rankl in Kremsmünster schon 1921 eine 250 Meter lange Antenne zwischen Sternwarte und Kirchturm und empfing hier Morsezeichen von Nauen und Paris. Und als 1924 Radio Wien seine Sendun gen auszustrahlen begann, gab es in Österreich rund 100.000, in Oberösterreich rund 300 Emp fänger. Im Jahr der Eröffnung des Linzer Sen ders, 1928, stieg allein in Linz die Zahl der Emp fänger von 1000 auf 10.400. Anfang 1936 waren es in Oberösterreich 45.684, 1960 dann 293.482 und zehn Jahre später, 1970, 312.883. Damit hat praktisch jeder oberösterreichische Haushalt einen Empfänger; Zweit- und Drittgeräte sind kaum noch erfaßbar. Trotzdem war der Auf schwung beim Fernsehen fast noch stürmischer. Nach Einführung des regelmäßigen Fernseh betriebes zu Beginn 1957 erreichte man 1960 25.635, 1970 aber schon 211.071 Fernsehemp fänger in Oberösterreich^. Auch die Forderungen des Landtages bzgl. ober österreichischer Eigensendungen wurden bald Realität. Noch anläßlich der Eröffnung des ersten Senders hatte 1928 Landeshauptmann Dr. Schle gel gewünscht, daß der Sender „in den Dienst der sozialen Hilfeleistungen", vor allem bei Ka tastrophen, gestellt werde®. Und als Landes hauptmann Dr. Gleißner acht Jahre später, am 26. Jänner 1936, vor allem die kulturelle Be deutung des Rundfunks unterstrich, konnte man bereits mit Stolz auf „Hunderte von Eigensen dungen" des ersten Linzer Senders verweisen®. Übrigens hat es von Anbeginn an in Linz zwei Direktoren gegeben, Direktor Becker und den technischen Direktor Dr. Bubik^. Erst nach Beckers frühem Tod im Jahre 1934 übernahm Dr. Bubik, dem dann in den Jahren 1936 bis 1938 Dipl.-Ing. Klimesch folgte, beide Agenden. „Radio Linz hat es sich zum Ziel gesetzt, den Landessender in den Dienst oberösterreichischer Kunst und Kultur, heimischen Brauch- und Volkstums zu stellen", erklärte 1936 Ing. Kli mesch. Tatsächlich gab es bereits 1936 — was vielfach in Vergessenheit geraten ist — bereits 154 Linzer Eigensendungen, Orchesterkonzerte, Volkstumsabende, Dichter- und Autorenstunden, Vorträge aus dem heimatkundlichen Gebiet und den von der Landwirtschaftskammer gestalteten Landwirtschaftsfunk. 1937 waren es dann 254 Eigensendungen, von denen 25 sämtliche öster reichischen Sender übernahmen, und einige, vor allem die oberösterreichischen Bruckner-Tage 1937, auch über eine Reihe ausländischer Sender wie Beromünster, Monte Ceneri, Amsterdam und New York gingen®. In diesen ersten Sendungen des Linzer Senders befaßte man sich sofort auch mit dem zeit genössischen kompositorischen Schaffen in Ober österreich (Franz X. Müller, Franz Kinzl, Hans Schnopfhagen, Ida Fischer-Colbrie, Frieda Kern, Johann Nepomuk David, Wilhelm Kienzl u. a.); in den Autorenstunden kamen etwa Karl und Mimi Eckmair, Ernst Burgstaller, Artur FischerColbrie, Otto Jungmair, Max Narbeshuber, Li nus Kefer oder Carl Hans Watzinger zu Wort. ^ Statistische Nachrichten, 27. Jg. (Neue Folge), Heft 1. ® Linzer Volksblatt, 1928, Nr. 146 (Der Linzer Sender eröffnet); Tagespost, 1928, Nr. 146 (Die Eröffnung des Linzer Zwischensenders); Tagblatt, 1928, Nr. 146 (Die Eröffnung des Linzer Senders). ° Linzer Volksblatt, 1936, Nr. 21 (Eröffnung des Linzer Großsenders); Tagespost, 1936, Nr. 21 (Ein Festtag des oberösterreichischen Rundfunks). ' Der Oberösterreicher, 1931—1939. ® Klimesch Alfred, Linzer Sender [1936]. Jahrb. d. Stadt Linz 1936, S. 44—47; Linzer Sender [1937]. Jahrb. d. Stadt Linz 1937, S. 52—56.

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