Vom „Sender Linz" des Jahres 1928 zum „Landesstudio Oberösterreich" des Jahres 1972* Von Harry Slapnicka Mit 2 Kartenskizzen im Text Als am 24. Juni 1928 von dem eben eröffneten Linzer „Zwischensender" erstmals ein Programm von Linz aus über alle damaligen sechs öster reichischen Sender ausgestrahlt wurde, setzte eine Entwicklung ein, die trotz mancherlei Rück schläge als stürmisch bezeichnet werden muß. Dabei waren schon 1925, wenige Monate nach der Begründung der „Ravag", der Radio-Verkehrs-AG, am 1. Oktober 1924 Pläne aufge taucht, in Linz einen Relais-Sender zu errichten, was jedoch der damals schon vorhandene Mangel an Wellen verhinderte. Nachdem aber der Gen fer Wellenverteilungsplan vom Jahre 1926 neue Möglichkeiten geschaffen hatte, ergriff Ober österreichs Landeshauptmann Prälat Hauser die Initiative und es kam am 13. Jimi 1926 in Bad Hall zu einem ersten Gespräch mit RavagGeneraldirektor Czeija, dem technischen Direk tor der Ravag, Prof. Dr. Schwaiger, und dem Kammerrat Ing. E. Fritsch aus Wels, dem spä teren Vertreter Oberösterreichs im Rundfunk beirat*. Diese Gespräche wurden auch durch den Tod Hausers im Februar 1927 nicht unter brochen, und mehrmals befaßten sich Landes regierung und Landtag^ mit der geplanten Er richtung eines Senders in Linz. Am 7. Oktober 1926 teilte die Ravag der ober österreichischen Landesregierung mit, unter wel chen Bedingungen ein Sender errichtet werden könnte, Bedingungen, die auch unter den heuti gen Gesichtspunkten nicht unverständlich, für das Land damals aber trotz allem nicht allzu verlockend gewesen sein dürften: Zurverfügung stellung eines geeigneten Grundes für die Sende anlage und eines Gebäudes für die technischen Einrichtungen — lediglich ein eigenes kleines Be sprechungszimmer war für Eigensendungen vor gesehen. Land und Gemeinden mußten sich wei ter verpflichten, auf die Dauer der Ravag-Konzession, bis zum 31. Dezember 1952, keine wie immer benannten Abgaben und Steuern auf die Teilnehmergebühren zu legen oder auf die Ein nahmen der Ravag, aus welchem Titel immer, ein Pauschale zu erheben. Oberösterreich mußte auf ein eigenes Programm verzichten und erhielt keine Garantie für einen bestimmten Umfang der von Wien aus übertragenen Programme. Die Ravag verlangte ferner eine Ausfallgarantie von mindestens 5000 Teilnehmern — um diese Teil nehmerzahl sollte der oberösterreichisdie Stand ein Monat nach Inbetriebsetzung des Linzer Sen ders höher sein als am 1. November 1926 — und behielt sich vor, die Sendungen gänzlich einzu stellen, wenn sidi beim Linzer Zwischensender ein dauernder Betriebsabgang ergab. Sdiließlidi sollte der Betrieb des Linzer Senders dann ein gestellt werden, wenn die provisorisch zuer kannte Anzahl von Wellenlängen eingeschränkt wird. Trotz allem sagten Landesregierung und Landtag zu diesen Vorschlägen „Ja" mit zwei Einschrän kungen, über die die Entwicklung rasch hinweg ging. Die Landesregierung verlangte eine Aus fallshaftung für nur 3500 Hörer, und der Land tag gab seine Zustimmung unter folgender Ein schränkung: „Der Landtag knüpft (an die Be willigung, die Kosten für den Bau des Sende gebäudes zu übernehmen) jedoch daran die Be dingung, daß der Linzer Zwischensender Mel dungen über Hochwasser und andere Elementar ereignisse sowie den für Oberösterreidr maß gebenden Münchner Wetterbericht bringt. Außerdem besteht der Landtag auf die bereits ausbedungene Möglichkeit von fallweisen Sen dungen®." Nun begann in Linz ein hektisches Suchen nadi dem günstigsten Platz, und erst der siebente Vorschlag fand die Gnade der Techniker: Vor erst bot das Land eigene Gründe und eigene Gebäude im Bereich der Landesirrenanstalt Nie dernhart und der Landesfrauenklinik an. Die ge plante Elektrifizierung der Westbahn, deren elek trisches Drahtnetz die Radiowellen ungünstig *) Der Beitrag wurde anläßlich der Eröffnung des ORFLandesstudios Oberösterreich am 6. Oktober 1972 geschrieben. ' Bericht der [oö.] Landesregierung betreffend die Er richtung einer Zwischensendestation auf dem Frein berg, B 180/1927. ^ Landesregierungssitzungen vom 25.10.1926 (OÖLA, Sign. B III 19, 2—3, Nr. 2), vom 28. 3. 1927 (OÖLA, Sign. II 73 - 1927, Nr. 3) und vom 18.10.1927 (OÖLA, Sign. II 73 -1927, Nr. 3); Landtagssitzungen vom 26. 10. 1927, Sten. Prot. S. 37; vom 13. 2. 1928, Sten. Prot. S. 13—18.) ' Bericht des Finanzausschusses [des oö. Landtages] be treffend die Erbauung einer Zwischensendestation auf dem Freinberg, B 216/1928.
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