OÖ. Heimatblätter 1972, 26. Jahrgang, Heft 3/4

aus Ach und das Hl. Kreuzbild, „Der heilige Particul", aus Heiligenstadt bei Friedburg. Der Begleittext zu den Abbildungen bezieht sich in erster Linie auf eine Kurzbeschreibung des jeweiligen Wallfahrtsortes, wobei die Auswahl nach dem Prinzip der Originalität und Seltenheit der vorhandenen An dachtsbilder erfolgte, was den Wert dieses gut aufge machten Buches von vornherein etwas einschränkt. An dererseits gibt die Auslese unter dem Gesichtspunkt wallfahrtskundlicher Besonderheiten, wie z. B. gleich zeitige Darstellung der Gründungslegende, von Mirakeln oder Prozessionen, eine treffende Milieuschilderung je ner Zeit. Soweit sich der Text an lokalhistorische Fakten hält, mag er sicher richtig sein; geht er darüber hinaus, so muß auch der Landesfremde gelegentlich Mängel erken nen. So sind z. B. bei der Darstellung der Entstehung von „Maria Loreto" gleich mehrere Fehler festzustellen. Bed den „Hl. Dred Jungfrauen" zu Schildthurn werden wieder einmal, wie so oft, reldgionsgeschichtliche For schungsergebnisse mit lokalen Erscheinungsformen durcheinander gemengt. Kurzbiographien der einzelnen Stecher, Radierer, Zeich ner und Maler von Andachtsbildern sind eine wert volle Ergänzung. Bei den Literaturhinweisen, bei denen die österreichische Forschung besonders hervorgehoben wird, könnte man noch die neuere Arbeit von Christine Lauter, „Die Ursprungslegenden auf den österreichi schen Wallfahrtsbildchen" (Wien 1967) ergänzen. In der abschließend beigegebenen Karte sind jene Wallfahrts orte eingetragen, aus denen die Andachtsbilder des Buches stammen; es fehlt jedoch Ach gegenüber von Burghausen. Trotz kleiner Mängel ist das vorliegende Werk eine wertvolle Bereicherung der Literatur zu diesem Themen kreis und bietet nicht nur für den Sammler und Lieb haber, sondern auch für den Forscher schönes Ver gleichsmaterial und reichliche Anregung. D. Assmann Elke Schwedt: Volkskunst und Kunsthandwerk. Oberlegungen zu einer Neuorientierung der Volkskunst forschung (= Bd. 28 der Untersuchungen des LudwigUhland-Instituts der Universität Tübingen). 1970, 187 Seiten, 21 Abbildungen. DM 15.40. Dieser kritische Beitrag mit reicher Literaturangabe ist als ein überlegtes In-Frage-Stellen eines Bereiches der Volkskunde zu werten, etwa in dem Sinne: Was ist Volkskunde, was soll diese? Dabei geht es auch um versuchte Klarstellungen gegenüber: Kunstgewerbe, Kunsthandwerk, „Kunstindustrie", Basteln als FreizeitHobby und auch gegenüber der etwas schillernden „Folklore-Mode". Hiebei werden auch Folgerungen aus den schwierigen, bis jetzt kaum völlig befriedigend gelösten Definitionsproblemen vorweggenommen und eine begründete Herausforderung nach exakten Begrif fen und zielgerichteten Methoden ausgesprochen. Interessante Erhebungen, Beobachtungen, FragebogenAuswertungen und Gespräche mit Herstellern und Käu fern, vor allem in Baden-Württemberg, ergeben ein vielschichtiges Bild vom Schaffen in der Werkstatt bis zur industriellen Fertigung. Ein Abschnitt ist der „Kunst im Vorgarten" gewidmet, einem Bereich, der bisher vom Volkskundlichen her nur wenig Beachtung fand. Nicht unbegründet wird auch der für die Volkskunde im all gemeinen durch Überlieferung bestimmte Gegenwarts bezug als nicht ganz befriedigend bezeichnet. Hiefür könnte mehr interdisziplinäres Bemühen nur von Vor teil sein. Im ganzen ist diese Arbeit als ein wohlfundierter An reiz zur Überprüfung volkskundlichen Selbstverständ nisses zu werten, das aber ebenso wenig durch Behar ren auf ausgelebten Kategorien, wie durch intellektuelle Aggression — als einer Art Angst oder Flucht vor dem „Gestern" — gewonnen werden kann. Franz Vogl Gerald Egger: Fest und Brauch im Unterricht in volks kundlicher Schau. Linz o. J. [1972] (Qu. Haslinger), 119 Seiten, 59 Abbildungen sowie Textabb. und Karten skizzen. Der Volkskundler und Germarüst G. Egger, Professor an der Pädagogischen Akademie in Linz, hat hier bei spielgebend versucht, eine Reihe von Brauchtums elementen auf Wesen, Inhalte und vor allem auf die verschiedenartigen didaktischen Anwendungsmöglichkei ten für einzelne Unterrichtsgegenstände aufzuzeigen. Der Autor setzt sich aber auch mit einigen grundsätz lichen Fragen auseinander, so insbesondere auch mit „Wesen von Sitte und Brauch", wobei er sich an die Definition von Karl Ilg anlehnt, der die beiden Begriffe nicht als Synonyme ansieht, sondern Sitte als Regle ment im Verkehr der Menschen untereinander. Brauch hingegen als das autorisierte Verhalten einer Gemein schaft in kultischen Dingen. Auf die Gegenwartsbezogenheit der Volkskunde, die in letzter Zeit zurecht immer mehr von Fachexperten ge fordert wird, ist im Text jedenfalls mehr Bezug genom men, als dies das farbige Umschlagbild vermuten läßt. Die übrigen Abbildungen sind echte Dokumentation und in der häufigen Gegenüberstellung von älteren (Jugendgruppen und Erwachsene) und jüngeren (Schul kindern) Brauchtumsträgem besonders eindrucksvoll. So wertvoll und notwendig es ist, daß bei den einzel nen Kapiteln eine Reihe von Literaturangaben verzeich net ist — neben einigen wissenschaftlichen Arbeiten viele volkskundlich relevante Stellen in Schulbüchern — so hätte man doch auf größere Genauigkeit achten sol len, insbesondere in der Literaturauswahl am Schluß. Eine Richtigstellung der ziemlich vielen Fehler darin und eine gelegentlich bessere und vor allem zielführendere Auswahl wäre für den geplanten zweiten Teil zu emp fehlen; hier darauf einzugehen, würde zu weit führen. Abgesehen von diesem Mangel wurde mit dem vor liegenden, längst fälligen Werk durch die gute Dar stellung der Brauchformen und der sicher hervorragen den Anleitung zur Einbeziehung in den Unterricht der Erhaltung unseres Volkstums ein wertvoller Dienst er wiesen; es ist nur zu hoffen, daß davon auch eifrig Gebrauch gemacht wird. D. Assmann

RkJQdWJsaXNoZXIy MjQ4MjI2