OÖ. Heimatblätter 1972, 26. Jahrgang, Heft 3/4

essierten Waffenkundler auch heute noth unentbehr liche Behelfe sind und daher mit Recht einen Neudruck verdienten. Für den an den Waffen der österr.-ungar. Armee interessierten Sammler und Forscher ist das Werk von Dolleczek ein unentbehrliches Handbuch, dem nichts Gleichwertiges an die Seite zu stellen ist und dem, ob seiner Einmaligkeit und Gründlichkeit, auch kein modernes Werk irgendwelche Konkurrenz macht. Da die älteren kostbareren Waffen immer mehr in feste Hände kommen, dehnen daher von Jahr zu Jahr immer mehr Sammler ihr Interesse auch auf die Militärwaffen aus. Daher haben heute beispielsweise sogar die klein sten Heimatmuseen unseres Landes unter ihren Waffen beständen, wenn schon nicht ausschließlich, so doch zum guten Teil, österreichische Militärwaffen. Mit Hilfe die ses Buches (aber auch nur mit diesem!) wird es jedem Sammler gelingen, seine Militärwaffen genauestens zu bestimmen. Im Gegensatz zum Buche Dolleczeks, das sich auf das alte Österreich beschränkt, stellt das Werk von Schott, das als Lehrbuch für die Kriegsschulen der deutschen Armee bestimmt war, mehr die allgemeinen Aspekte in den Vordergrund und ist auch in seiner Gesamt konzeption universeller orientiert. Da in diesem Werk die wichtigsten der damals in Europa in Verwendung stehenden Waffen genau analysiert werden, wird der Sammler auch dieses Buch gerne zu Rate ziehen und vielfältigen Nutzen haben. Da Steyr mit seiner ehemals sehr bedeutenden Waffen fabrik bei den damaligen Militärs einen guten Namen hatte, sind beide Bücher auch für die Wirtschafts geschichte unserer Heimat wichtig. Steyr ist vor allem durch das vom genialen Werndl konstruierte Mehrlade gewehr, das als „Werndl-Gewehr" bekannt wurde, in die Geschichte eingegangen. Später hat die Steyrer Fabrik nicht nur die österreichischen Militärwaffen hergestellt, sondern auch für viele ausländische Militärmächte Waf fen verschiedenster Systeme erzeugt. Die Bedeutung, die die Zeitgenossen dem Werndlgewehr beimaßen, mag daraus ersehen werden, daß es Schott unter der Viel zahl der Modelle des 19. Jahrhunderts zu den fünf wichtigsten nicht deutschen Gewehrsystemen zählte und daher auch eingehend analysierte. Josef Reitinger Otfried Kastner: Schmiedehandwerk im Barock. Linz 1971 (J. Wimmer), 310 Seiten mit 178 Abbildungen, davon 19 in Farbe, und 15 Zeichnungen. S 350.—. Der Autor ist gerade in unserem Land bereits als „Eisenfachmann" bekannt. Sein 1954 (1961 bereits in 2. Auflage) erschienenes Werk „Eisenkunst im Lande ob der Enns" erbrachte nicht zuletzt den Beweis, daß Oberösterreich nicht nur eine großartige Fülle eisen geschmiedeter Erzeugnisse besitzt, sondern darüber hin aus auch in andere Länder ausstrahlte. Spannte sich in diesem Buch der Bogen von den ältesten Beständen bis in unser Jahrhundert, so ist in Kastners neuestem Werk der Raum auf fast ganz Österreich ausgedehnt, dafür aber nur die Zeit vom 16. Jahrhundert bis ins Rokoko behandelt, eine Zeitspanne allerdings, die einen unge heuren Reichtum an den verschiedensten Formen und Funktionsweisen der Eisenkunst hervorbrachte. War in jenem Werk auf eine möglichst geschlossene Erfassung der Bestände*) Wert gelegt, so wäre das für das neueste Werk Kastners in einer Einzelpublikation praktisch nicht möglich gewesen; so ist es im neuen „Kastner" mehr eine Auswahl besonders markanter Beispiele, die in 178 sorgfältig ausgesuchten und bestens wiedergege benen Bildern dargestellt und kommentiert werden. Trotzdem kommt eine sehr gute Übersicht zustande, in der nicht nur die stilistischen Unterschiede in der behandelten Zeitspanne, sondern auch die Besonder heiten in den einzelnen Landschaften Ausdruck finden, wozu die 25 Seiten Einführung eine wertvolle Grund lage bilden. Die beigegebenen Farbtafen lassen übrigens die Bedeutung der Farbe in der Eisenkunst gut hervor treten. Relativ gering sind im Bildteil die schmiede eisernen Grabkreuze vertreten, doch ist hier bei der Fülle des Materials die Auswahl besonders schwierig. Die beigegebene Karte, in der die Standorte der be schriebenen Werke (manchmal topographisch ziemlich großzügig) eingetragen sind, läßt eine vielleicht doch nicht ganz gerechtfertigte Massierung in Oberösterreich erkennen; Vorarlberg ist mit überhaupt keinem Werk vertreten, obgleich auch dort, vor allem im Raum um Feldkirch, ausgezeichnete „Eisenkunstwerke" zu finden sind. D. Assmann Hans Bleihrunner: Andachtsbilder aus Altbayern. Mit einem Geleitwort von Abt Odilo Ledtner OSB. Mün chen 1971 (Süddeutscher Verlag), 211 Seiten mit 118 Abbildungen und 1 Karte. DM 25.—. Zu den „kleinen Dingen", die immer mehr an Sam melwert gewinnen, zählen gerade die vielen und ver schiedenartigen Andachtsbildchen, die bis heute, wenn auch in weitaus weniger künstlerischer Gestaltung, an jedem bedeutenderen Wallfahrtsort angeboten werden. Da gerade Altbayern zu den wallfahrtsfreudigsten und daher auch -reichsten Gebieten zählt, liegt hier ein großes Fundgebiet solcher Wallfahrtsandenken vor, die bisher für diesen Raum noch kaum bearbeitet wurden. Um so erfreulicher ist die vorliegende Arbeit, die dem Titel entsprechend, auch Beispiele aus dem Inn viertel bringt. Nach einer kurzen Einleitung über das Wallfahrten und die Andachtsbilder an sich, ihre Funktion und Her stellungsweise, führt der Verfasser 118 Stiche aus ver schiedenen altbayrischen Gnadenorten sowie aus dem „Kurbayrisch-Geistlichen Kalender" (1754 bis 1757) von J. A. Zimmermann in Wort und Bild vor. Aus dem letzt genannten Werk stammen auch die drei dargestellten Bilder aus dem Oberen Innviertel, und zwar das Marien bild aus der Hl.-Geist-Spitalskirche zu Braunau, jenes *) Vgl. auch O. Kastners Beitrag „Zur Dokumentation der Eisenkunst im Lande ob der Enns" in den Oö. Hei matblättern, 23. Jg. (1969), Heft 1/2, S. 3 ff. mit ge nauem Register.

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