OÖ. Heimatblätter 1972, 26. Jahrgang, Heft 3/4

Schrifttum Hertha und Friedrich Schober: Kapelle, Kirche, Gna denbild. Ein kunstgeschichtlicher und volkskundlicher Führer zu Wallfahrtsstätten in Oberösterreich. Linz 1972 (Oö. Landesverlag), 210 Seiten, 48 Abbildungen, 10 Kartenskizzen. S 85.—. In der gut aufgemachten und beliebt gewordenen „Klei nen Oberösterreich-Reihe" wird mit dem im Frühjahr erschienenen Band ein „Führer" zu oberösterreichischen Wallfahrtsorten geboten, wie er derart noch für kein anderes Bundesland vorliegt. In starker Anlehnung an den in manchem etwas veralteten „Gugitz" hat das Ehepaar Schober nach Überprüfung der Angaben an Ort und Stelle eine recht gegenwartsbezogene Darstel lung gefunden. Wenn auch einiges etwas vereinfacht anmutet, so ist doch etwa die spärliche Verwendung von Abkürzungen dem Leser sicher sehr willkommen und die häufig beigegebene Lagebeschreibung versteck ter Heiligtümer dem Wanderer wie dem Forscher von großem Vorteil. Kartenskizzen mit den Nummern der jeweiligen Gnadenstätten erleichtern zusätzlich das Auf finden unbekannterer Orte (Oberthalheim liegt jedoch nicht südlich der Ager, sondern an der Vöckla, nörd lich der Bundesstraße zwischen Vödclabruck und Timelkam). Da kunstgeschichtliche Bemerkungen ebensowenig fehlen wie historische Hinweise, ist das Büchlein auch für NichtWallfahrer, praktisch für jeden Wanderer, der an einem Heiligtum vorbeikommt und sich darüber kurz informieren will, ein willkommener Begleiter, der aber auch reizvolle Anregungen zur Gestaltung von Wochen endausflügen geben kann. Insgesamt werden — in al phabetischer Reihenfolge — 140 Wallfahrtsorte nach Lage, Geschichte, Kultgegenstand, damit verbundenen Legenden und dem Wallfahrtswesen kurz geschildert. Soweit vorhanden, wird jeweils auch auf neuere hei matkundliche Literatur verwiesen. Nicht imerwähnt seien auch die vielen guten Abbildun gen, die allerdings nicht immer ganz zum Thema passen, so z. B. das Bild einer der Orgeln der Dreifaltigkeits kirche von Stadl-Paura, das aus dem dortigen Kirchen führer übernommen wurde. Ausgezeichnet wirkt das farbige Umschlagbild einer Männerwallfahrt nach MariaSchmolln. So weit, so gut, sogar hervorragend. Eine kritischere Betrachtung wird jedoch so manches vermissen. Das betrifft insbesondere die äußerst knapp gehaltene Ein leitung zur Geschichte des Wallfahrens. Ein genaueres Studium des 1954 erschienenen Werkes von G. Gugitz „Die Wallfahrten Oberösterreichs" hätte hiefür die beste Grundlage geboten. Auch die Frage „Was ist Wallfahrt" wäre in der Einführung einer zumindest kurzen Erwä gung wert gewesen. So aber wird man vor die Tat sache gestellt, „in Oberösterreich bestehen derzeit 140 Wallfahrtsstätten" (S. 11). Wenn man zu diesen z. B. Schöndorf/Vödclabruck zählt, dann dürften jedoch — um nur zwei Beispiele zu nennen — Bruckmühl oder Sankt Marienkirchen a. H. nicht fehlen. Oder: Die prächtige Jakobskirche zu Weigersdorf ist wie so manch andere angeführte Filialkirche keineswegs (mehr) als „Wall fahrtsort" zu nennen; eine Prozession an den Bittagen ist nämlich keine Wallfahrt! Die Zahlenangaben sind überhaupt etwas problema tisch. So hätte es im Mittelalter im Gegensatz zu den derzeit existenten 140 Wallfahrtsorten etwa dreimal so viele gegeben, also über 400. Diese Anzahl könnte un gefähr stimmen, wenn sie für Jahrhunderte später an gegeben wäre, nachdem im Zuge der Gegenreformation eine Fülle neuer — vor allem marianische — Gnaden orte entstanden ist. Auch hiefür wäre bei Gugitz das entsprechende Material zu finden gewesen. Ein Blick in die Arbeiten von G. Kolb (1889) und A. Hoppe (1913), die im Literaturverzeichnis fehlen, hätte darüber hinaus auch eine gewisse Reihung der Wallfahrtsstätten nach ihrer Bedeutung im Wandel der Zeit ergeben. Als jüngste Untersuchung hiefür ist auf die Karte 73 der 4. Lieferung des „österreichischen Volkskundeatlas" (1971) zu verweisen, auf der die neun größten Wallfahrtsorte des Landes mit regelmäßigem Wallfahrtszuzug eingetragen sind. Das 1958 erschienene Werk von Gugitz, Band 5 von „Österreichs Gnadenstätten in Kult und Brauch" sowie der „Dehio" für die kunsthistorischen Hinweise bilden die Grundlagen für das neue Büchlein, wobei allerdings die Angaben in diesen beiden Werken nach Aussage der Autoren „teils nie gestimmt haben" (S. 13). Nun, Tatsadre ist, daß Gugitz ganz Österreich bearbeitet hat und eine derartige Fülle an Material über bestehende und schon längst abgekommene Wallfahrtsorte zusam mengetragen und publiziert hat, daß sicher gelegent lich ein Fehler aufzuspüren ist. So z. B. die Angabe über das Kultobjekt in St. Leonhard bei Pucking, nämlich das barocke Hochaltarbild; tatsächlich ist als solches jedoch die gotische Sitzfigur des Titelheiligen anzuspre chen, die nach Schober „der alte Kultgegenstand sein dürfte". Diese paar Bemerkungen sollen den Wert des neuen Wallfahrtsführers nicht schmälern, sondern im Gegen teil aufzeigen, daß gar nicht so viel gefehlt hätte, um damit eine fundierte, modern aufgemachte kleine Wall fahrtskunde von Oberösterreich zu schaffen. Dietmar Assmann „Kunst der Heimat." Kleine Kunstführer-Reihe im Oö. Landesverlag, Linz. Im letzten Heft der Heimatblätter wurde auf einige kleine Kunstführer für oberösterreichische Kirchen aus dem Verlag St. Peter in Salzburg aufmerksam gemacht. Im folgenden sei auf ähnlich ausgestattete Broschüren verwiesen, die im Oö. Landesverlag erschienen sind und demselben Zwecke dienen, den Besucher dieser vorwiegend sakralen Kostbarkeiten an Hand übersicht lich gehaltener Texte und gut ausgewählter Illustratio nen zu informieren, ihm Zusammenhänge zu erklären und auf oft wertvolle kleine, leicht übersehbare Details aufmerksam zu machen. Hier ist besonders die Reihe „Kunst der Heimat" zu nennen. Walter Luger verfaßte die Beschreibungen über „Das Prämonstratenser-Stift Schlägt" (2. Aufl. 1958),

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