OÖ. Heimatblätter 1972, 26. Jahrgang, Heft 3/4

in auswärtigen Volksbildungsgremien u. v. a., erbraditen dem Oö. Volksbildimgswerk großes Ansehen auf Bundesebene wie im Ausland, was wieder auf die Arbeit im eigenen Lande positiv zurückwirkt. Neben den schon erwähnten „Mitteilungen" er scheint seit 1957 die „Schriftenreihe des Ober österreichischen Volksbildungswerkes", in der auch die auf den einzelnen Jahrestagungen für die Leiter der oberösterreichischen Volksbil dungseinrichtungen gehaltenen Referate publi ziert sind. Als Beispiel seien die Generalthemen der letzten fünf Jahrestagungen angeführt: „50 Jahre Republik Österreich" (1968), „Geistige Strömungen in der Gegenwart" (1969), „Psychohygiene als personales und soziales Problem" (1970), „Landschaftsschutz, Umwelthygiene und Raumordnung in den Programmen der Erwach senenbildung" (1971) und „Aspekte zur Ober österreichischen Raumordnung" (1972). Die nüchternen Zahlen einer Statistik können all die aufgewandten Mühen um eine echte Volks bildungsarbeit im Sinne einer den ganzen Men schen erfassenden Erwachsenenbildimg nur er ahnen lassen. Sie sind aber zumindest ein Spie gel des großen Erfolges, den das Oö. Volks bildungswerk im Laufe seines 25jährigen Beste hens buchen kann. Der Besucherrückgang in den letzten Jahren, wie er in der beigegebenen Stati stik zwischen 1965 und 1970 stark hervortritt, ist nicht nur etwa auf das Fernsehen zurück zuführen, sondern in der Tatsache begründet, daß Großveranstaltungen aus der Statistik aus geklammert wurden und weiters der Trend zum „kleinen Kreis" sogar gefördert wurde, da hier intensive Bildungsarbeit am besten geleistet wer den kaim. Volksbildungs- Veranstal- Teileinrieb tungen tungen nehmer 1947/1948 48 1.231 115.398 1950 84 1.370 226.694 1955 190 6.216 688.948 1960 371 18.000 1,596.692 1965 529 29.065 1,800.549 1970 616 23.978 1,483.252 War es in den ersten Jahren nach der Gründung des Oö. Volksbildungs Werkes emsige Aufbau arbeit, anschließend ein äußerer und innerer Aus bau der verschiedenen Einrichtimgen, so sieht sich die Erwachsenenbildung nunmehr neuen großen Schwierigkeiten durch den sozio-kulturellen Strukturwandel gegenübergestellt. Dieser ist ein weltweites Problem und wird von den verschiedensten Faktoren getragen, zu deren Analyse bereits ein fieer von Soziologen, Päd agogen, Kulturpolitikern usw. Untersuchungen anstellte und je nach Ausrichtung und Grund lage der Arbeit zu den unterschiedlichsten Ergeb nissen kam. Die verschiedenen Reformversuche im Schulwesen sind bekannt und sind zugleich ein Symptom für die allgemeine Unsicherheit auf dem Bildungssektor. Noch schwieriger und diffi ziler liegen die Dinge bei der Erwachsenenbil dung. Da das Oberösterreichische Volksbildungs werk dank der unermüdlichen Arbeit in den letzten 25 Jahren auf einem festen Fundament steht, das schon so manche Erschütterung auf fangen mußte, wird es sicher, so hoffen wir zuversichtlich, auch die gegenwärtige Umwertung der Kategorien, die so ziemlich alle Lebens bereiche umfaßt, und den damit verbundenen Wandel auch in den als „Bildung" anerkannten Formen und Äußerimgen menschlicher Aus drucksweisen im richtigen Sinne zu deuten ver suchen, fern billiger Effekthascherei. Nicht alles, was neu ist, ist bekanntlich auch gut — das Gute herauszufinden, war bei allen neuen Geistes strömungen kein leichtes Unterfangen, und so wird sich auch in der Bildungsarbeit der Weg der Mitte, der bisher schon das Ziel war, auch wei terhin als der richtige erweisen. So wie die Tra dition ohne Hinblick auf ihren Wandel und nur für sich allein gesehen nur ein Teil einer großen, eine bestimmte Gemeinschaft von Menschen umfassenden Einheit ist, genauso ist ja auch der Fortschritt — materiell wie geistig — ohne das überlieferte Wissen und ohne die tradierten Werte von vornherein unmöglich. Dietmar Assmann

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