OÖ. Heimatblätter 1972, 26. Jahrgang, Heft 3/4

In der Definition nach dem Bayerischen Landes planungsgesetz heißt es: „In den Entwicklungs achsen sind Zentrale Orte und andere Siedlungs schwerpunkte an einer leistungsfähigen Ver kehrsader aneinandergereiht. Aufgabe von Ent wicklungsachsen ist die Verbesserung der Stand orte und Bedingungen durch Zusammenhang der überörtlichen Infrastruktureinrichtungen. Ent wicklungsachsen sollen zur Förderung entwick lungsbedürftiger Gebiete und zur Ordnung von Verdichtungsräumen beitragen®." Daraus wird schon der Zusammenhang zwischen Zentralen Orten und Entwicklungsachsen deut lich. Auch im Bundesland Oberösterreich zeigte sidi im Zuge der Untersuchungen über „Die Zentralen Orte Oberösterreichs und ihre Ein zugsbereiche", welche derzeit beim Institut für Kommunalwissenschaften in Ausarbeitung ste hen, eine Häufung von Zentralen Orten entlang einzelner Linien, die durch besonders gute infra strukturelle Erschließung gekennzeichnet sind. Je mehr und je höherrangige solcher Einrichtun gen im Raum nebeneinander gelagert sind, desto dichter ist in der Regel die Kette der daran ge legenen Zentralen Orte. In verschiedenen Landesentwicklungsprogram men der Bundesrepublik Deutschland sowie auch in regionalen Raumordnungsprogrammen in Österreich wurden Entwicklungsachsen räum lich ausgewiesen, ohne daß jedoch nach einheit lichen Kriterien vorgegangen worden wäre®. Es spielen also äußerst mannigfaltige Faktoren bei der Bestimmung von Achsenstrukturen eine Rolle: z. B. der Verkehr, bestehende Zentrale Orte oder andere Schwerpunkträume, etwa In dustriestandorte. Aus diesem Grund ist es auch nicht möglich, etwa nur nach dem System der Verkehrserschlie ßung, nach der Hierarchie der Zentralen Orte oder nur nach den Standorten von Industrie und Gewerbe ein logisches System von Entwicklungs achsen zu erhalten. Die Landesstruktur von Oberösterreich ist aus ihrer geographischen Lage und ihrer geschichtlichen Entwicklung heraus so vielschichtig und unterlag so vielen verschiedenen Einflüssen, daß diese Faktoren möglichst alle nach ihrer Wirkung in das Modell der Entwick lungsachsen einbezogen werden sollten. Die vor liegende Arbeit soll einen ersten Versuch in die ser Richtung darstellen. Gliederung und Bewertung der Entwicklungs achsen in Oherösterreich Die Einteilung der Entwicklungsachsen in drei Ordnungskategorien nach dem System von Schmitz^ konnte für Oberösterreich im wesent lichen beibehalten werden. Lediglich innerhalb der Entwicklungsachsen 2. Ordnung wurde eine Zweiteilung nach der Intensität der Ausprägung vorgenommen. Für den oberösterreichischen Raum gilt nämlich die Tatsache, daß die Achsen der gleichen Kategorie, trotz gleicher oder ähn licher Verkehrserschließung, im derzeitigen Stand ihrer Entwicklung starke Unterschiede in ihrer Ausprägung besitzen. Wie später ausgeführt, läßt sich bei Entwick lungsachsen 1. Ordnung das System, auch allein auf den Verkehr bezogen, konsequent darstel len. Bei den Entwicklungsachsen 2. und 3. Ord nung müssen verschiedene Faktoren herangezo gen werden, um die Achsenstruktur herausarbei ten zu können. Deutlich ausgeprägte Entwicklungsachsen sind vor allem ein Charakteristikum fortgeschritten industrialisierter Zonen (vgl. Entwicklungsachsen 1. Ordnung). Im ländlichen Raum sind Ent wicklungsachsen eher gedachte Linien, in denen sich die zukünftige Verdichtung von Bevölke rung, Siedlung und Wirtschaft entwickeln soll. Im ländlichen Raum überwiegt eher die Netz struktur der Zentralen Orte, wie sie von Chri staller erstmals als ordnendes System der Land schaft erkannt wurde®. Die Westhahnachse (vgl. 1. Ordnung Nr. 1) hat in Oberösterreich eine Größenordnung, die auch gesamteuropäisch ins Gewicht fällt. Sie ist die Fortsetzung bzw. der letzte Ausläufer der sich ® Artikel 2 Nr. 4 Bayerisches Landesplanungsgesetz. Zit. aus: Raumordnungsbericht 1971 der Bayerischen Staatsregierung, S. 14 f. ° Landesentwiddungsprogramm Rheinland-Pfalz, Hsg. Staatskanzlei Rheinland-Pfalz — Oberste Landespla nungsbehörde, Mainz 1969. — Wurzer, R., Stadtregion Linz. Strukturuntersuchung, Gestaltungsvorschläge. ' Siehe Anm. 4. ® Christaller, W., Die Zentralen Orte in Süddeutschland, Jena 1933.

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