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Oberösterreichische Heimatblätter Herausgegeben vom Landesinstitut für Volksbildung und Heimatpflege in Oberösterreidi; Leiter: W. Hofrat Dr. Aldemar Sdiiffkom. 26. Jahrgang (1972) Heft 3/4 INHALT Landeshauptmann Dr. Erwin W e n z I : Umweltschutz in Oberösterreich — Information, Aufgaben, Bewußtseins bildung 77 Thilde Kranich : Entwicklungsachsen in Oberösterreich . 81 Harry Slapnicka; Vom „Sender Linz" des Jahres 1928 zum „Landesstudio Oberösterreich" des Jahres 1972 . . 91 Alois Ernst Milz: Das Mühlviertel im „Boiohaemum celtiErnst Pietz : Die „Steine" von Windhaag beii Perg und die Geschichte des Schlosses 108 Max Neweklowsky : Die Werkstatt der Florianer Bauernmöbel 116 Rudolf A11mü11er : Pillwein-Manuskripte in der öster reichischen Nationalbibliothek 122 Walter Neweklowsky: Burgengründer — Uradelige Familien aus Oberösterreich (I) 130 Die „Astrologische Calculation" des Doktor Joseph Grünpeck (Josef Ofner) 159 Der Bauer als Gestalter und Erhalter unserer Landschaft (Franz Yogi) 161 Geographische Dissertationen über Oberösterreich 1961—1970 (Dietmar Assmann) 164 25 Jahre „Oberösterreichisches Volksbildungswerk" (Dietmar Assmann) 166 Professor Dr. Wilhelm Jerger 70 Jahre (Erich Posch) .... 168 Schrifttum 172
Ansdiriften der Mitarbeiter: Dr. Rudolf Altmüller, Leiter der Stadtbibliothek Linz, Hauptplatz 8, 4010 Linz. Techn. Rat Dipl.-Ing. Ernst Pietz, Fritz-Lach-Weg 7, 4020 Linz. Friedridi Knaipp, Wiss. Konsulent der oö. Landesregierung, Miller-v.-Aidiholz-Straße 71a, 4810 Gmunden. Dr. Thilde Kranich, Abt. Raumordnung und Landesplanung des Amtes der oö. Landesregie rung, Kärntnerstraße 12, 4010 Linz. Dr. Alois Ernst Milz, Dechantsiedlimg 471, 5580 Tamsweg. Professor Dr. Max Neweklowsky, Höchsmannstraße 4/1, 4020 Linz. Walter Neweklowsky, Höchsmannstraße 4/II, 4020 Linz. Hauptschuldirektor i. R. Dr. Josef Ofner, Wiss. Konsulent der oö. Landesregierung, LeopoldWerndl-Straße 32, 4400 Steyr. Professor Erich Posch, Bruckner-Konservatorium, Wildbergstraße 18, 4020 Linz. Wiss. Oberrat Dr. Josef Reitinger, Leiter der Abt. Technologie am Oö. Landesmuseum, Museumstraße 14, 4010 Linz. Dr. Harry Slapndcka, Leiter der Abt. Zeitgeschichte und Dokumentation am Oö. Landesarchiv, Anzengruberstraße 19, 4020 Linz. Professor Franz Vogl, Wiss. Konsulent der oö. Landesregierung, Ontlstraße 18, 4020 Linz. Zuschriften (Manuskripte, Besprechungsexemplare etc.) sind zu richten an den Heraus geber ; Landesinstitut für Volksbildung und Heimatpflege in Oberösterreich, 4020 Linz, Untere Donaulände 6, Tel. 26 8 21 und 26 4 26 (Redaktion). Verlag : Landesinstitut für Volksbildung und Heimatpflege in Oberösterreich. Druck : Oberösterreichisdier Landesverlag, 4020 Linz, Landstraße 41. Für den Inhalt der einzelnen Beiträge zeichnet der jeweilige Verfasser verantwortlich. Alle Rechte vorbehalten.
Landeshauptmann Dr. Erwin W e n z 1 : Umweltschutz in Oberösterreich Bewußtseinsbildung Umweltschutz ist in allen Industrienationen der Welt zu einer der aktuellsten gesundheits- und gesellschaftspolitischen Aufgaben geworden. Der Themenkreis der Umweltgefahren hat in den letzten Jahren die Titelseiten der Zeitungen, die Sendezeiten des Rundfunks und Fernsehens er obert. Je mehr davon gesprochen und geschrie ben wird, desto größer wird das Unbehagen vieler. Die Öffentlichkeit in allen Teilen der Welt stellt mit zunehmender Betroffenheit fest, daß die Menschen, gezwungen durch eine rasante wirtschaftliche und technische Entwicklung, auf dem besten Wege sind, ihre Umwelt systema tisch zu zerstören. Noch bis vor kurzem sind die Gefahren, die sich besonders in den letzten Jahr zehnten aus der Bevölkerungszunahme, der Ver städterung, dem technischen Fortschritt und dem wachsenden Wohlstand ergeben haben, vielfach für übertrieben gehalten worden. Auch heute noch meinen viele, daß es sich bei den Forde rungen des Umweltschutzes um leeres Gerede handle, um eine Modesache, die wieder vorbei gehen wird, weil ja alles halb so schlimm ist und weil wir schon immer in einer verschmutzten Umwelt gelebt haben. Andere wiederum befällt tiefster Pessimismus, weil sie der Ansicht sind, daß das bestehende Mißverhältnis zwischen den notwendigen Forderungen und der Wirklichkeit nicht mehr behoben werden kann. Beide haben unrecht. Es ist natürlich bereits höchste Zeit, aber noch nicht zu spät, um eine allmähliche Umkehr des Trends zu erreichen, wenn wir auf allen Gebieten unsere Bemühun gen intensivieren. Wunder dürfen wir freilich keine erwarten; dazu sind die umweltgefährden den Faktoren unserer industriellen Zivilisation zu groß, um die Umstellung unserer Technologie und unserer Lebensweise von heute auf morgen zu erreichen. Wir müssen vielmehr alles daran setzen, um die immer steiler werdenden Zu wachsraten der Verschmutzung zu verringern, schließlich zum Stillstand zu bringen und im be sten Fall eine allmähliche Abnahme der Ver schmutzung zu erreichen. Dies gilt selbstver ständlich für die gesamte Umweltbelastung. Auf einzelnen Sektoren müssen freilich bald ent scheidende Verbesserungen des gegenwärtigen Zustandes eintreten, um andere Bereiche, in de nen sich eine weitere Zunahme der Belastungen Information, Aufgaben, vorerst nicht verhindern läßt, wie etwa bei der Luftverschmutzung durch Autos, zu kompensie ren. Wie soll nun eine Verbesserung der gegenwär tigen Situation in unserem Bundesland Ober österreich erreicht werden? Ich bin mir darüber voll im klaren, daß meine Erklärung des Jahres 1972 zum Oberösterreichischen Umweltschutz jahr mit allen vorgesehenen Initiativen, Aktionen und Maßnahmen nicht ausreichen wird, die Pro bleme des Umweltschutzes in dieser kurzen Zeit zu lösen. Das Oberösterreichische Umweltschutz jahr soll daher in erster Linie dazu dienen, alle mit Umweltschutzfragen zusammenhängenden Tätigkeiten unter einen einheitlichen Gesichts punkt zu stellen, um dabei nicht urmötig wert volle Zeit zu vergeuden. Dazu bedarf es be sonderer legistischer, administrativer und publi zistischer Aktivitäten auf Landesebene. Die in diesem Jahr begonnenen Aktivitäten müssen zu mindest so lange fortgesetzt werden, bis ent sprechende Maßnahmen des Bundes einsetzen. Aber auch dann wird erfahrungsgemäß ein Großteil der Durchführung von Bundeskompe tenzen in den Händen der Bundesländer liegen. Es ist eigentlich ganz natürlich, daß in der ersten Phase, die das Umweltschutzjahr darstellt, vor allem von den Gefahren, Ursachen und Abhilfe möglichkeiten nur gesprochen wird, weil eine so schwerwiegende und tiefgreifende Problematik, wie sie der Umweltschutz mit sich bringt, zuerst von der Öffentlichkeit und allen in Frage kom menden Instanzen einmal erfaßt werden muß. In einer demokratischen Gesellschaft kann man ohne tiefgreifende Bewußtseinsbildung keine fol genschweren Maßnahmen durchführen. Eines ist freilich klar: Wenn es uns ernst ist mit dem Um weltschutz, dann müssen wir ein Konzept ent wickeln, in welches sich alle taktischen Maßnah men einfügen lassen. In einer demokratischen Gesellschaftsordnung kann also nicht einfach von oben her dekretiert werden und selbst in Dik taturen ist es fraglich, ob solche einschneidenden Maßnahmen, wie sie ein wirksamer Umwelt schutz erfordert, nicht trotz hoher Strafdrohung immer wieder umgangen und durchbrochen wer den. Aufklärung zählt daher zu den vornehm-
sten Aufgaben der Regierung, der Verwaltung, aber auch der Bildungseinrichtungen und Mas senmedien. Gerade die oberösterreichischen Massenmedien haben im Laufe dieses Jahres das Umweltgewis sen vieler unserer Mitbürger wachgerüttelt. Sie haben durch eine Unzahl von Einzelmeldungen unseren Blick für Mißstände geschärft, an denen wir früher achtlos vorbeigegangen sind. In den letzten Wochen häuften sich die Berichte über Vereinigungen, Schülergruppen usw., die es sich zur Aufgabe gemacht haben, gewisse Bereiche ihrer Umgebung von dem Unrat zu säubern, den gewissenlose, rücksichtslose oder gedankenlose Menschen dort hinterlassen haben. Alle Initia tiven, die solcherart von den Massenmedien, von Vereinen, von den Behörden oder aber auch von Industriebetrieben ausgehen, bleiben — zu mindest auf weite Sicht gesehen — wirkungslos, wenn sie nicht durch eine ständige anhaltende Bewußtseinsbildung der gesamten Bevölkerung untermauert werden. Jeder einzelne muß sidi aus eigenem Antrieb heraus dessen bewußt sein, daß er seine Umwelt nicht verschmutzen darf. Erst dann, wenn zum Beispiel in einem Indu striebetrieb jeder Mitarbeiter — vom Lehrling bis zum Generaldirektor — ein solches Umwelt gewissen erreicht hat, sind zusätzliche Mittel finanzieller Art, die gegen die Umweltverschmut zung eingesetzt werden, sinnvoll angelegt. Auch von Umweltschutzgesetzen darf man sich keine Wunder erwarten. Diese sollen lediglich dazu dienen, um Außenseiter der Gesellschaft in die richtigen Bahnen zu lenken. Eine weit gestreute Aktion zur Formung des Umweltbewußtseins der oberösterreichischen Be völkerung läuft in diesem Oktober an. Dabei ist daran gedacht, sowohl die Jugend als auch alle übrigen Bevölkerungsteile anzusprechen. Die Aktion „Saubere Landschaft" stellt einen der wesentlichsten Programmpunkte des Ober österreichischen Umweltschutzjahres dar. Durch einen breit angelegten Einsatz von Freiwilligen soll dabei die oberösterreichische Landschaft, ins besondere die Uferbereiche von Bächen, Flüssen und Seen sowie die Waldränder, von Müllablage rungen befreit werden, die das Landschaftsbild stören. Zur Teilnahme an dieser Aktion werden Schulklassen der höheren Schulstufen sowie Ju gendgruppen und Sportvereine eingeladen. Den Abtransport des gesammelten Abfalls führen Gemeinden, Feuerwehren und Straßenmeiste reien durch. Durch den Aufruf zur Mitarbeit auf freiwilliger Basis soll nicht nur bei der Jugend, sondern dar über hinaus auch bei der gesamten Bevölkerung das Verständnis für eine saubere Landschaft ge weckt werden. Als kleine Entschädigung stellt die oö. Landesregierung den teilnehmenden Schülern und Jugendlichen nach Durchführung der Räumungsarbeiten einen Anerkennungs betrag von 200 bis 300 Schilling pro Gruppe zur Verfügung. Außerdem übernimmt die Landes regierung für jeden Teilnehmer an dieser Aktion die Kosten für einen entsprechenden Versiche rungsschutz. Parallel zur Aktion „Saubere Landschaft" wird für alle Schüler ab der 7. Schulstufe ein Zeichen-, Mal- und Aufsatzwettbewerb zu diesem Thema durchgeführt, für den die Landesregierung Geld preise in der Gesamthöhe von 18.000 Schilling zur Verfügung stellt. Ich habe für diese Aufklärungsaktionen den Landesschulrat für Oberösterreich, die Landesfüh rungen der Jugendorganisationen, die Städte und Gemeinden, das Landesfeuerwehrkommando, die Sportvereinigungen und die Straßenmeistereien um ihre Mitarbeit gebeten. Das Echo war in dankenswerter Weise bisher durchwegs positiv. Die Durchführung von Jugendaktionen läßt zwar bei dieser Gruppe Erziehungserfolge erwarten, die zum Teil auch auf Erwachsene übergreifen werden. Eine wesentliche Besserung der Umwelt gesinnung der Gesamtbevölkerung wird aller dings nur dann möglich sein, wenn es gelingt, diese auch anzusprechen. Da der Mensch von heute zum Großteil passiv ist, kann nicht erwartet werden, daß er auf Grund der Aktivitäten einzelner Gruppen, zu denen er keinen unmittelbaren Kontakt besitzt, mobilisiert wird. Ideale Mittel, um an möglichst viele Bevölke rungsteile heranzukommen, sind Plakataktionen, Zeitungsinserate, Filme und dergl. Eine echte Mobilisierung der Meinung der Gesamtbevölke rung ist nur mit Hilfe der modernen Massen kommunikationsmittel möglich. Dazu ist es not-
wendig, daß alle Mitbürger sdiockartig wadtgerüttelt werden. Jeder Oberösterreicher, der versucht ist, auf irgendeine Weise zur Umwelt verschmutzung beizutragen, soll — als Ziel die ser Aktionen — dabei ein schlechtes Gewissen bekommen. Er soll auch von seinen Mitbürgern als Außenseiter der Gesellschaft betrachtet wer den. Wenn es gelingt, die Aufklärungskampagne in Oberösterreich in diesem Sinne durchzuführen, wenn also jedermann bereits in seinem Unter bewußtsein alles zu verhindern trachten soll, was mit der Umweltverschmutzung zusammenhängt, dann kann das Bundesland Oberösterreich ein echtes Vorbild für das gesamte österreichische Bundesgebiet geben. Da die Zeit drängt, genügt die Aufklärung der Bevölkerung durch die Massenmedien nicht, son dern muß durch Maßnahmen der Erwachsenen bildung ergänzt werden. In dankenswerter Weise wurde schon im Vorjahr die Tagung des Oö. Volksbildungswerkes unter das Generalthema „Umweltschutz" gestellt. Es freut mich beson ders, daß sich auch heuer, im oö. Umweltschutz jahr, die Volksbildungseinrichtungen mit diesem Themenkreis ausführlich befassen. Nachdem ich mich nun eingehend mit den un mittelbar bevorstehenden Aktionen zur Bewußt seinsbildung im Umweltschutzjähr 1972 beschäf tigt habe, werde ich im folgenden einen Über blick über den Stand meiner im Dezember des Vorjahres angekündigten übrigen Zielsetzungen zum Umweltschutzjahr geben: Beirat für Umweltfragen: Der Beirat der oö. Landesregierung für Umwelt fragen hat sich am 12. Juni 1972 konstituiert. Ihm gehören an: Je ein Vertreter der in der Landesregierung vertretenen Parteien, je ein Ver treter der Landtagsfraktionen, der Handels-, der Arbeiter- und der Landwirtschaftskammer, des Gemeinde- und des Städtebundes, des Gewerk schaftsbundes, der Industriellenvereinigung, des Raumordnungsbeirates, des Landesfremdenver kehrsverbandes und des Landesbeirates für Na turschutz sowie die Mitglieder des bereits im Sommer 1971 gegründeten Beamtenkomitees für Umweltfragen beim Amt der oö. Landesregie rung. Aufgabe des Beirates für Umweltfragen ist vor nehmlich die Beratung der Landesregierung für alle Umweltprobleme. GewässerSanierung: Im Zusammenhang mit diesem Kernproblem der Umwelthygiene stehen derzeit umfangreiche Pro jekte und Baudurchführungen von Abwasserreinigungs- und Abwasserbeseitigungsanlagen in Bau, unterstützt durch die Förderungsmaßnah men des Wasserwirtschaftsfonds, aber auch mit wesentlichen Beiträgen des Landes. Besonders hervorheben möchte ich in diesem Zusammen hang, daß die Maßnahmen zur Reinhaltung der oberösterreichischen Salzkammergutseen in die sem Jahr in ein entscheidendes Stadium getreten sind. Nachdem bereits Ende des Vorjahres mit dem Bau der Kläranlage „Traunsee-Nord" be gonnen wurde, konnten im August dieses Jah res die Bauarbeiten an der zentralen Kläranlage Mondsee einsetzen. Zum erstenmal in Österreich kommt dabei eine sogenannte „Dritte Reini gungsstufe" zur Ausführung. Diese dient dazu, die für das Algenwachstum maßgeblichen dün genden Stoffe aus dem Abwasser zur eliminie ren. Die Kläranlage Mondsee soll noch vor Be ginn der Badesaison 1973 zunächst provisorisch in Betrieb gehen. Eine weitere erfreuliche Entwicklimg ergab sich infolge bereits eingeleiteter Bauvorbereitungen für eine überregionale Abwasserbeseitigungs anlage am Attersee, nüt deren Bauarbeiten wahr scheinlich noch in diesem Jahr begonnen werden kann. Abfallbeseitigung: An der Erstellung eines Landeskonzeptes für die Abfallbeseitigung wird derzeit gearbeitet. Erhe bungen in allen oberösterreichischen Gemeinden über bestehende Einrichtungen zur Abfuhr und Ablagerung von Abfallstoffen werden in Kürze abgeschlossen sein. Das Erhebrmgsergebnis wird als Grundlage für die Ausarbeitung des Entwurfes eines Raumordnungsprogrammes her angezogen werden können, in dem die Anlage von zentralen geordneten Mülldeponien fest gelegt werden soll. Auch mit den Fragen der Beseitigung von Sondermüll (z. B. ölrückstände und Glasabfälle) und Autowracks beschäftigt
sich derzeit der amtsinterne Arbeitskreis „Ab fallstoffe" sehr intensiv. Cesetzesinitiativen auf Landesebene: An Gesetzentwürfen, die auch Regelungen auf dem Gebiet des Umweltschutzes beinhalten, wur den in den oö. Landtag bereits die Oö. Bau ordnung und das Oö. Feldschutzgesetz einge bracht. Im Bauordnungsentwurf ist vorgesehen, daß bauliche Anlagen in allen Teilen so geplant imd errichtet werden müssen, damit schädlicbe Umwelteinwirkimgen möglichst vermieden werden. Dazu gehören Gefahren, erhebliche Nachteile oder Belästigungen für die Allgemeinheit und für die Benützer der Bauten zum Beispiel durch Luftverunreinigung, Lärm oder Erschütterungen. Außerdem enthält der Gesetzentwurf Vorschrif ten zur Erriditung von Erholungsflächen, zur umweltgerechten Abwasserbeseitigung (An schlußpflicht an gemeindeeigene Kanalisations anlagen), zur Vermeidimg von Baulärm bei der Errichtung von Bauten und zur Benützbarkeit von Bauten ohne schädliche Umwelteinwirkun gen. Im Entwurf zum Oö. Feldschutzgesetz sind die Feldschutzorgane verpflichtet, wahrgenommene Mißstände, die offensichtlich Maßnahmen im Rahmen des Umweltschutzes erfordern, dem Bürgermeister anzuzeigen. In Vorbereitung stehen derzeit Gesetzentwürfe über die Verwendimg von Motorschlitten und den Betrieb von ölfeuerungsanlagen. Das amtsinteme Vorbegutachtungsverfahren zum Motorschlittengesetz wurde von der zuständigen Ab teilung bereits abgeschlossen. Die Vorbereitung eines Abfallbeseitigungsgesetzes, das umfassend die Beseitigung aller Ab fallstoffe regeln soll, eines Lärmschutzgesetzes und eines Luftreinhaltegesetzes ist im Gange. Dieser umfangreiche Katalog beabsichtigter oder eingeleiteter Maßnahmen im Rahmen des Umweltschutzjahres 1972 entkräftet aber nicht allein den Vorwurf, es werde nur geredet, aber nicht gehandelt. Das Jahr 1972 ist nämlich in keiner Weise das Jahr Null des Umweltschutzes. Viel mehr sind seit Jahrzehnten erfolgreiche, von Jahr zu Jahr intensivere Maßnahmen vorgesehen. So steht zum Beispiel unser Bundesland Oberöster reich — ich möchte fast behaupten — in aller Welt beispielhaft da bei der umweltgerechten Verbauung von Flußufern und Flußläufen. Dies beweist das rege Interesse von Experten aus dem In- und Ausland, die die Qualität dieser Arbei ten immer wieder würdigen. Als zweites Bei spiel möchte ich nur noch die zahlreichen Abwasserbeseitigungs- und Abwasserreinigungs anlagen anführen, wofür allein seit 1949 in Oberösterreich 1,5 Milliarden Schilling verbaut wurden. So haben auch lange bevor der Begriff „Umweltschutz" geschaffen wurde, wasserrecht liche Vorschriften und Maßnahmen wesentlich dazu beigetragen, die Verschmutzung dieser wichtigen Lebensvoraussetzung zu verhindern oder zu vermindern. Das Oberösterreichische Umweltschutzjahr 1972 darf aber auch nicht dazu verleiten, mit seinem Ausklingen die Umweltschutzaktivitäten auf Landesebene abzuschließen. Es soll vielmehr eine Art Initialzündung für die Zukunft sein, in dem begonnenen Bewußtsein verantwortungsbewußt weiterzuarbeiten.
Entwicklungsachsen in Oberösterreich" Von Thilde Kranich Mit 1 Karte im. Text Entwidclungsachsen als Teilleitbild der Raumordnung Um Raumordnung wirkungsvoll und sinnvoll betreiben zu können, bedarf es von Anfang an gewisser Zielvorstellxmgen, sogenannter „Leitbilder"^ Anhand der Leitbilder wird fest gelegt, was mit dem Plantmgsraum zu gesche hen hat. Für den Planungsraum, in diesem Fall das Bundesland Oberösterreich, müssen die Leit bilder in ihren Definitionen widerspruchsfrei sein. Dies gilt sowohl für die Flächen und Struk turen als auch für die daraus entstehenden Ko sten und schließlich für die Menschen, die den einzelnen Räumen angehören. Wegen der Vielfalt der raumbezogenen Ziele (z. B. auf dem Gebiet von Siedlung, Verkehr, Wirtschaft usw.) sind mehrere Teilleitbilder er forderlich, die einander jedoch nicht widerspre chen dürfen. Teilleitbilder, die ja nichts anderes sind als Raummodelle^, sichern am ehesten die notwendige Objektivität, die in der Praxis der Raumplanung erforderlich ist. Entwicklungsadisen sind also Raummodelle, die im wesentlichen dem Teilleitbild Siedlung und dem Teilleitbild Verkehr zugeordnet werden können. Das Teilleitbild Siedlung nimmt im Rah men des Gesamtleitbildes der Raumordnung eine zentrale Stellung ein, da es die Bevölkerungs verteilung (Größe und Art der Siedlungen, Zen trale Orte oder ländliche Siedlungen), die Ar beitsplatzverteilung (Industriestandorte) und da mit auch die Verkehrsbeziehrmgen enthält®. Im Teilleitbild Siedlung nehmen die Entwick lungsachsen eine wichtige Stellung als Binde glieder zwischen den Städten und anderen bedeu tenden Siedlungen ein, wobei auch entlang der Entwicklungsachsen selbst Verdichtimgen ent stehen sollen. Entwicklxmgsachsen sind gekermzeichnet durch parallelführende und leistimgsfähige Straßen und Eisenbahnen in Bereichen, in denen die Wirtschaftsstruktur gefördert werden soll. Methodik der Bestimmung von Entwicklungsachsen Obwohl der Begriff „Entwicklungsachse" oder auch „Aufbauachse" in Raumordnung und Raumplanung häufig verwendet wird, gibt es dennoch kaum konkrete Aussagen über die Be stimmung oder den Inhalt von Entwicklungs achsen. Die Definition von Schmitz* bezieht sich auf die Funktion der Entwicklungsachsen und auf die Mindesterfordemisse an Verkehrsträgem. Schmitz sieht bei der Ausprägung von Entwick lungsachsen drei Stufen vor: Entwicklungsachsen 1. Ordnung: Sollten einen bedarfsgerechten Leistungsaustausch zwischen Entwicklungsschwerpunkten 1. Ordnung unter einander tmd vergleichbaren Räumen außerhalb der Landesgrenzen ermöglichen. Sie sollten min destens eine Straße und eine Eisenbahnstrecke für den großräumigen Verkehr umfassen. Entwicklungsachsen 2. Ordnung; Sollten einen bedarfsgerechten Leistimgsaustausch zwischen Entwicklungsschwerpunkten 2. Ordnung unter einander und den Entwicklungsschwerpunkten 1. Ordnung, in strukturbedingten Sonderfällen auch zwischen Entwicklungsschwerpunkten ent sprechender, Landesgrenzen überschreitender Verflechtungen ermöglichen. Sie sollen minde stens eine Straße und eine Eisenbahnstrecke für den überregionalen Verkehr oder ein Straße für den großräumigen Verkehr umfassen. Entwicklungsachsen 3. Ordnung: Sollten be darfsgerechten Leistungsaustausch der Entwick lungsschwerpunkte 3. Ordnung untereinander und von Entwicklungsschwerpunkten 1. imd 2. Ordnung unter Berücksichtigung entsprechen der, die Landesgrenzen überschreitender Ver flechtungen ermöglichen. Sie sollten mindestens eine Straße für den regionalen Verkehr umfas- *) Arbeit aus der Abteilung Raumordnung und Landes planung des Amtes der oö. Landeeregienmg; Referent: Landeshauptmann-Stellv. Josef Fridl. ' Landesplanerische Leitbilder der Schweiz. Auszug aus dem ersten Zwischenberidit „Zielsetzungen und Kon flikte". Hsg. Institut für Orts-, Regional- und Landes planung an der ETH Zürich, S. 129 ff. ® Handwörterbuch der Raumforschung und Raumord nung. Hsg. Akademie für Raumforschung und Landes planung, Hannover 1966, S. 1458 f. ' Daten zur Raumplanung. Zahlen, Richtwerte, Über sichten. Hsg. Akademie für Raumforschung und Lan desplanung, Hannover 1969, II E 1 2. Schmitz, G., Regionale Entwicklimgsplanung im Ruhr gebiet. In: Stadtbauwelt 1972, H. 33.
In der Definition nach dem Bayerischen Landes planungsgesetz heißt es: „In den Entwicklungs achsen sind Zentrale Orte und andere Siedlungs schwerpunkte an einer leistungsfähigen Ver kehrsader aneinandergereiht. Aufgabe von Ent wicklungsachsen ist die Verbesserung der Stand orte und Bedingungen durch Zusammenhang der überörtlichen Infrastruktureinrichtungen. Ent wicklungsachsen sollen zur Förderung entwick lungsbedürftiger Gebiete und zur Ordnung von Verdichtungsräumen beitragen®." Daraus wird schon der Zusammenhang zwischen Zentralen Orten und Entwicklungsachsen deut lich. Auch im Bundesland Oberösterreich zeigte sidi im Zuge der Untersuchungen über „Die Zentralen Orte Oberösterreichs und ihre Ein zugsbereiche", welche derzeit beim Institut für Kommunalwissenschaften in Ausarbeitung ste hen, eine Häufung von Zentralen Orten entlang einzelner Linien, die durch besonders gute infra strukturelle Erschließung gekennzeichnet sind. Je mehr und je höherrangige solcher Einrichtun gen im Raum nebeneinander gelagert sind, desto dichter ist in der Regel die Kette der daran ge legenen Zentralen Orte. In verschiedenen Landesentwicklungsprogram men der Bundesrepublik Deutschland sowie auch in regionalen Raumordnungsprogrammen in Österreich wurden Entwicklungsachsen räum lich ausgewiesen, ohne daß jedoch nach einheit lichen Kriterien vorgegangen worden wäre®. Es spielen also äußerst mannigfaltige Faktoren bei der Bestimmung von Achsenstrukturen eine Rolle: z. B. der Verkehr, bestehende Zentrale Orte oder andere Schwerpunkträume, etwa In dustriestandorte. Aus diesem Grund ist es auch nicht möglich, etwa nur nach dem System der Verkehrserschlie ßung, nach der Hierarchie der Zentralen Orte oder nur nach den Standorten von Industrie und Gewerbe ein logisches System von Entwicklungs achsen zu erhalten. Die Landesstruktur von Oberösterreich ist aus ihrer geographischen Lage und ihrer geschichtlichen Entwicklung heraus so vielschichtig und unterlag so vielen verschiedenen Einflüssen, daß diese Faktoren möglichst alle nach ihrer Wirkung in das Modell der Entwick lungsachsen einbezogen werden sollten. Die vor liegende Arbeit soll einen ersten Versuch in die ser Richtung darstellen. Gliederung und Bewertung der Entwicklungs achsen in Oherösterreich Die Einteilung der Entwicklungsachsen in drei Ordnungskategorien nach dem System von Schmitz^ konnte für Oberösterreich im wesent lichen beibehalten werden. Lediglich innerhalb der Entwicklungsachsen 2. Ordnung wurde eine Zweiteilung nach der Intensität der Ausprägung vorgenommen. Für den oberösterreichischen Raum gilt nämlich die Tatsache, daß die Achsen der gleichen Kategorie, trotz gleicher oder ähn licher Verkehrserschließung, im derzeitigen Stand ihrer Entwicklung starke Unterschiede in ihrer Ausprägung besitzen. Wie später ausgeführt, läßt sich bei Entwick lungsachsen 1. Ordnung das System, auch allein auf den Verkehr bezogen, konsequent darstel len. Bei den Entwicklungsachsen 2. und 3. Ord nung müssen verschiedene Faktoren herangezo gen werden, um die Achsenstruktur herausarbei ten zu können. Deutlich ausgeprägte Entwicklungsachsen sind vor allem ein Charakteristikum fortgeschritten industrialisierter Zonen (vgl. Entwicklungsachsen 1. Ordnung). Im ländlichen Raum sind Ent wicklungsachsen eher gedachte Linien, in denen sich die zukünftige Verdichtung von Bevölke rung, Siedlung und Wirtschaft entwickeln soll. Im ländlichen Raum überwiegt eher die Netz struktur der Zentralen Orte, wie sie von Chri staller erstmals als ordnendes System der Land schaft erkannt wurde®. Die Westhahnachse (vgl. 1. Ordnung Nr. 1) hat in Oberösterreich eine Größenordnung, die auch gesamteuropäisch ins Gewicht fällt. Sie ist die Fortsetzung bzw. der letzte Ausläufer der sich ® Artikel 2 Nr. 4 Bayerisches Landesplanungsgesetz. Zit. aus: Raumordnungsbericht 1971 der Bayerischen Staatsregierung, S. 14 f. ° Landesentwiddungsprogramm Rheinland-Pfalz, Hsg. Staatskanzlei Rheinland-Pfalz — Oberste Landespla nungsbehörde, Mainz 1969. — Wurzer, R., Stadtregion Linz. Strukturuntersuchung, Gestaltungsvorschläge. ' Siehe Anm. 4. ® Christaller, W., Die Zentralen Orte in Süddeutschland, Jena 1933.
durch ganz Europa erstreckenden West-OstAchse, die von den Ballungsgebieten Amsterdam/Rotterdam über das Ruhrgebiet und den Frankfurter Verdichtungsraum einerseits nach Würzburg, Nürnberg, Regensburg, Passau, an derseits über Mannheim, Stuttgart, Ulm, Augs burg, München, Salzburg bis Wien reicht. Die östliche Fortsetzung in den osteuropäischen Raum hat durch den Zusammenbruch der Donaumonar chie und die Errichtung des Eisernen Vorhanges eine starke Unterbrechung erfahren müssen, wo durch eine indirekte Randlage von Österreich im gesamteuropäischen Verkehrsnetz entstand. Le diglich die Donau wird wieder einen engeren Zusammenhalt durch den Ausbau des RheinMain-Donau-Kanals bewirken. Die Entwicklungsachsen 2. Ordnung können als für den gesamtösterreichischen Raum bedeu tungsvoll angesehen werden und als bestehende und/oder zukünftige Träger der Wirtschafts entwicklung gelten. Die Entwicklungsachsen 3. Ordnung schließlich besitzen nur mehr für das Bundesland selbst gewisse Bedeutung; sie dienen im wesentlichen der Erschließung von bisher etwas hinter der allgemeinen Entwicklung zurückgebliebenen Lan desteilen. Bei Betrachtung der Zentralen Orte unter dem Gesichtspunkt der sie berührenden Achsen zeigt sich folgendes Bild: Die überragende Bedeutung von Linz kommt deutlich zum Ausdruck: 4 Richtungen der Ent wicklungsachsen 1. Ordnung, 5 Richtungen der Entwicklungsachsen 2. Ordnung, 1 Richtung der Entwicklungsachsen 3. Ordnung, so daß ein sternförmiges Ausstrahlen der Achsen von Linz zu erkennen ist. An 2. Stelle folgt Wels: 2 Richtungen der Ent wicklungsachsen 1. Ordnung, 2 Richtungen der Entwicklungsachsen 2. Ordnung. Die 3. Stelle nimmt Vöcklahruck ein: 2 Richtun gen der Entwicklungsachsen 1. Ordnung, 1 Rich tung der Entwicklungsachsen 2. Ordnung, 2 Richtungen der Entwicklungsachsen 3. Ordnung. Die übrigen Zentralen Orte werden in höchstens 3 Richtungen von Achsen berührt. Auch aus dieser Aufstellung läßt sich erkennen, daß Entwicklungsachsen sehr gut als Denk modelle geeignet sind, um die Gestaltung und zukünftige Entwicklung einer Region, eines Lan desteiles, eines Bundeslandes oder des Bundes gebietes sinnvoll zu ermöglichen. BESTEHENDE ENTWICKLUNGSACHSEN IN OBERÖSTERREICH Entwicklungsachsen 1. Ordnung: Nimmt man an, daß Entwicklungsachsen 1. Ord nung auch Entwicklungsschwerpunkte bzw. Zen trale Orte der obersten Stufe, also Landeshaupt städte, miteinander zu verbinden haben®, so ergibt sich daraus folgendes Bild: 1. Westhahn-Achse (West-Ost-Achse): LinzSalzburg, Linz—Wien. Verkehrserschließung: Bundesstraße 1; ÖBB Wien—Linz—Salzburg; Westautobahn (A 1) im Bereich zwischen Vöck lahruck und Enns. Linzer Autobahn und Welser Schnellstraße geplant. Bedeutende Zentrale Orte (in Oberösterreich): Enns, Linz, Marchtrenk, Wels, Lambach, Schwanenstadt, Attnang-Puchheim, Vöcklahruck, Vöcklamarkt, Frankenmarkt, Straßwalchen (Salz burg). Charakteristik: Die Achse Linz—Salzburg bzw. Linz—Wien ist die am besten entwickelte Achse in Oberösterreich. Verfolgt man sie in ihrem Verlauf, so zeigen sich darin jedoch verschieden starke Ausprägungen. In jenen Bereichen, in de nen sich nur die Westbahn und die Bundes straße 1 befinden, ist die Verdichtung in wirt schaftlicher und baulicher Hinsicht wesentlich ge ringer als dort, wo sich im unmittelbaren Nah bereich auch noch die Autobahn als zusätzliches Begleitband dahinzieht (St. Valentin—Enns— Linz—Traun). Zwischen Enns und Linz kommt mit der Donau ein weiterer Verkehrsträger hinzu, welcher auf Grund der bestehenden sowie der geplanten Hafenanlagen den Raum zwischen Enns und Linz zu einem der attraktivsten In dustriestandorte von Österreich werden läßt. Die Fortsetzung der Achse von Enns/St. Valen tin besteht eher in einer gedachten Linie. Sied- ' Neubewertung der Bundesstraßen in Oberösterreicfa. Unveröff. Manuskript der Abteilung Raumordnung und Landesplanung des Amtes der oö. Landesregie rung.
lungstätigkeit und industriell-gewerblidies Gesdiehen werden weithin von landwirtschaftlichen Zonen abgelöst. Die Westbahn-Achse zwischen Linz und Wels zeigt sehr starke Verdichtungs tendenzen im Bereich der Welser Heide (Traun, Hörsching, Marchtrenk, Wels). In der Region Vöckla-Ager, besonders in den Gemeinden Lam bach, Stadl-Paura, in der Kleinregion Schwanenstadt, in Attnang-Puchheim, Vöcklabruck, Regau, Timelkam und Lenzing ist eine neuerliche Agglo meration von Siedlung und Wirtschaftsbetrieben zu erkennen. Eine neuerliche Verdichtung gerin geren Ausmaßes zeigt sich noch im Raum Vöcklamarkt-Frankenmarkt sowie in Straßwalchen/ Steindorf (Salzburg), dem Angelpunkt zur Mattigtal-Achse (vgl. 2. Ordnung Nr. 7). Zusammenfassend für die Westbahn-Achse kann also gelten, daß diese in Oberösterreich im we sentlichen vom Oö. Zentralraum und der Region Vöckla-Ager bestimmt wird. Infolge der so deut lichen Achsenstruktur des Oö. Zentralraumes wird auch immer wieder von einer „Bandstadt Linz-Wels" und dem „Industrieband Linz-Enns" als der einen Variante des Gestaltungsmodelles für diesen Bereich gesprochen. Die andere Variante sieht eine mehr schwerpunktmäßige Konzentration der Bevölkerungs- und 5iedlungsentwi(klung um die Zentralen Orte Linz, Wels und Enns vor. Diese Entwicklung müßte jedoch vehement gesteuert werden, während sich der Trend zur Bandstadt von selbst ergibt. 2. Pyhrnadise (südlicher Teil der Nord-SüdAchse): Linz—Graz Verkehrserschießung: Bun desstraße 138; ÖBB Linz—Graz; Pyhrn-Auto bahn geplant. Bedeutende Zentrale Orte: Linz, Neuhofen a. d. Krems, Kremsmünster, Kirchdorf a. d. Krems, Micheldorf, Windischgarsten. Charakteristik: Diese Achse ist wesentlich schwächer ausgeprägt als die Westbahn-Achse. Die für das Zusammenrücken des Oberösterrei chischen und des Steiermärkischen Zentralrau mes dringend erforderliche Verkehrsverbindung ist durch die Alpen behindert. Sie enthält der zeit nur eine relativ langsame Eisenbahnstrecke und eine ebenfalls ausbaubedürftige Bundes straße. Daraus zeigt sich auch die immer mehr steigende Bedeutung der Flugstrecke Linz—Graz. Die geplante Autobahn Linz—Graz (Pyhrn-Autobahn) wird dieser Entwicklungsachse einen we sentlichen Bedeutungsgewinn bringen. Die Pyhrn-Achse wird von der Kremstal-Achse (vgl. 2. Ordmmg Nr. 1) von Linz bis Kirchdorf/ Micheldorf und der Achse 3. Ordnung Nr. 10 von Micheldorf bis Windischgarsten überlagert. 3. Prager Achse (nördlicher Teil der Nord-SüdAchse): Linz—Prag. Verkehrserschließung: Bun desstraße 125; ÖBB Linz—Summerau; Prager Autobahn langfristig geplant. Bedeutende Zentrale Orte: Linz, Gallneukirchen, Pregarten, Freistadt. Charakteristik: Die Prager Achse erfüllt als Achse 1. Ordnung keine Entwicklungsfunktion, da die Verkehrsbeziehung in die Tschechoslowa kei „nur äußerst schwach ist". Es besteht jedoch die Freistädter Achse (vgl. 2. Ordnung Nr. 4) im Bereich zwischen Linz und Freistadt. Entwicklungsadisen 2. Ordnung lassen sich in Oberösterreich am besten als Verbindung der Zentralen Orte auf der Stufe der Bezirkshaupt orte definieren. Sie werden auch der Definition von Schmitz^" in Bezug auf den Verkehr ge recht. Mindesanforderung ist demnach „eine Straße (Bundes- oder Schnellstraße) tmd eine Eisenbahnstrecke für den überregionalen Ver kehr" oder „eine Straße für den großräumigen Verkehr (Autobahn)". Die Achsen 2. Ordnung zerfallen in Oberöster reich in zwei Kategorien nach der Dichte und Stärke der Besiedlung. A) Stark ausgeprägte Entwicklungsachsen 2. Ordnung 1. Kremstal-Achse: Linz—Kirchdorf/Micheldorf. Verkehrserschließung: Bundesstraße 138, 139; ÖBB Linz—Graz; Pyhrn-Autobahn geplant. Bedeutende Zentrale Orte: Linz, Neuhofen, Wels, Kremsmünster, Kirchdorf, Micheldorf. Charakteristik: Die Kremstal-Achse deckt sich mit dem nördlichen Bereich der Pyhrn-Achse (vgl. 1. Ordnung Nr. 2). Nördlich von Kremsmünster teilt sich die Kremstal-Achse in einen Ast nach Linz und einen Ast nach Wels. Je nach dem zukünftigen Verlauf der "• Siehe Anm. 4.
ENTWICKLUNGSACHSEN IN OBERÖSTERREICH NEUFE106N# SCHÄRDtNC ^^^GSIESKIRCHEN I Entwicklungsadise 1. Ordnung EntwidclungsaAse 2. Ordnung, stark ausgeprägt Entwitklungsadise 2. Ordnung, überlagert von sdiwadi ausgeprägter Entwidclungsadise 1. Ordnung Entwicklungsadise 2. Ordnung, minder ausgeprägt Entwicklungsadise 3. Ordnung Amt der oö. Landesregtemng Raumordnung und Landesplanung Entwurf: KranicJi, Weiss Pyhrn-Autohahn, deren Trasse in diesem Be- entwicklung des Oö. Zentralraumes dienen, als reidi derzeit noch nidtt endgültig festgelegt ist, audt einen Wirtsdiaftsimpuls für die überwiewird der eine oder der andere Ast an Bedeutung gend agrarischen Gemeinden auf beiden Seiten gewinnen. der Entwicklungsaciise darstellen. Ansatzpunkte Die Kremstal-Achse soll sowohl als Entlastungs- dieser Wirtschaftsentwicklimg stellen in der Reraum für die Bevölkerungs- und Wirtsdiafts- gel die Zentralen Orte dar. Auf dieser Achse
besitzen neben Wels vor allem Kremsmünster und das zusammendrängende Siedlungsgebiet von Kirchdorf/Micheldorf besondere Standort gunst. 2. Südliche Begrenzungsachse des OO. Zentral raumes: Wels—Steyr. Verkehrserschließung: Bundesstraße 122; Eisen bahn aufgelassen; Voralpen-Autobahn geplant. Bedeutende Zentrale Orte: Wels, Kremsmünster, Bad Hall, Sierning, Steyr. Charakteristik: Diese Achse ist durch eine Kette kräftig entwickelter Zentraler Orte gekennzeich net, zwischen denen wieder landwirtschaftliche Zonen liegen. Die Zentralen Orte sind in ihrem Charakter sehr stark voneinander verschieden: Zwischen den beiden Viertelshauptstädten Wels und Steyr liegen Kremsmünster, welches, abge sehen von seiner kulturellen Bedeutung, eine große Skala von gesunden Klein- und Mittel betrieben aufweist, ferner das gänzlich auf den Kurbetrieb ausgerichtete Bad Hall und schließ lich der Markt Sierning, der immer mehr die Wohnfimktion für den Raum Steyr übernimmt. 3. Achse Untere Enns: Enns/St. Valentin—Steyr. Verkehrserschließung: Bundesstraße 115; ÖBB St. Valentin—Hieflau; Steyrer Schnellstraße ge plant. Bedeutende Zentrale Orte: Enns, St. Valentin (Niederösterreich), Steyr. Charakteristik: Diese Achse hat an den Bundes ländern Oberösterreich und Niederösterreich An teil und besitzt gute Industrie- und Gewerbe standorte an beiden Seiten der Enns. An einer gemeinsamen Planung beider Bundesländer wird derzeit gearbeitet. Charakteristik für 2 und 3: Um den Oö. Zen tralraum nicht zur Gänze der Zersiedlung und Industrieansiedlung preiszugeben, sondern auch Grünbereiche und landwirtschaftlich genutzte Zonen zu erhalten, ist die Hauptentwicklung entlang der Achsen Linz—Wels (1. Ordnung Nr. 1), Wels—Steyr (2. Ordnung Nr. 2), Steyr— Enns (2. Ordnung Nr. 3) und Enns—Linz (1. Ordnung Nr. 1) vorgesehen. Dazwischen soll, abgesehen vom Raum Neuhofen, überwiegend landwirtschaftlich genutztes Gebiet bestehen bleiben. 4. Freistädter Achse: Linz—Gallneukirchen—Frei stadt. Verkehrserschließung: Bundesstraße 125; ÖBB Linz—Summerau; Prager Autobahn mittelfristig bis Gallneukirchen, langfristig bis Freistadt ge plant. Bedeutende Zentrale Orte: Linz, Gallneukirchen, Pregarten, Freistadt. Charakteristik: Die Freistädter Achse deckt sich mit dem südlichen Teil der Prager Achse (vgl. 1. Ordnung Nr. 3). Die beiden Verkehrsträger Bundesstraße und Eisenbahn werden in ziemlich weitem Abstand voneinander geführt. Dies bedingt eine beson ders starke Streuung der Entwicklung im Be reich zwischen Gallneukirchen und Pregarten. Eine Bedeutungssteigerung dieses Schwerpunkt raumes ist vor allem als Wohngebiet für die in Linz Beschäftigten zu erwarten. Der Berufs pendelverkehr aus diesem Raum nach Linz hat große Bedeutung. Der Schwerpunktraum Frei stadt besitzt größere Eigenständigkeit in wirt schaftlicher Hinsicht als der Schwerpunktraum Gallneukirchen/Pregarten. Dennoch ist auch die Pendelwanderung aus dem nördlichen Teil des Bezirkes Freistadt, vor allem aus den ländlichen Gemeinden, nach Linz sehr stark. 5. Innviertier Hauptachse (1. Teilstück): Wels— Grieskirchen—Ried. Verkehrserschließung: Bundesstraße 141; ÖBB Wels—Passau—Regensburg; Innkreis-Autobahn geplant. Bedeutende Zentrale Orte: Wels, Bad Schaller bach, Grieskirchen, Haag a. H., Ried i. 1. Charakteristik: Die Bezirkshauptstadt Grieskir chen gerät immer mehr in den Einfluß der kräf tig expandierenden Viertelshauptstadt Wels und damit des Oö. Zentralraumes. Daher wird sich in Zukunft gerade zwischen diesen beiden Städ ten eine zunehmende Entwicklung von Wirt schaft und Siedlungstätigkeit abzeichnen. Der Bereich zwischen Grieskirchen und Ried führt noch durch überwiegend ländliches Gebiet; die Ausstrahlung der Viertelshauptstadt Ried ist derzeit noch überwiegend sternförmig. Auch ist die Entfernung zwischen Grieskirchen und Ried zu groß bzw. fehlt es an ausgeprägten Zentralen Orten dazwischen, als daß die Achsenstruktur
stark herauskommen würde. Mit der Errichtung der Irmkreis-Au tobahn werden sich jedodi neue Schwerpunkte an den Auf- und Abfahrtsstellen der Autobahn ergeben. 6. Ager-Traun-Achse: Vöcklabruck—Gmunden— Bad Goisern. Verkehrserschließung: Bundesstraße 143, 145; ÖBB Attnang/Puchheim—Stainach/Irdning. Bedeutende Zentrale Orte: Vöcklabruck, Attnang-Puchheim, Lenzing, Laakirchen, Gmunden, Ebensee, Bad Ischl, Bad Goisern, Bad Aussee (Steiermark). Charakteristik: Die Ager-Traun-Achse ist in ihrem nördlichen Bereich ziemlich breit ausein andergezogen und umfaßt die Industriezonen sowohl des Ager-Tales (z. B. die Chemiefaser AG in Lenzing), als auch des Trauntales (z. B. die Papierfabriken in Laakirchen und in Steyrermühl). Eine Überlappung mit der Region Vöckla-Ager wird hier deutlich. Südlich von Gmunden ändert sich der Charakter der AgerTraun-Achse. Hier herrscht die für die Wirt schaft des Salzkammergutes typische Mischstruk tur vor, die teils geprägt ist vom Fremdenver kehr, teils vom Salzbergbau und dessen Folge betrieben und teils von der Landwirtschaft. Durch den relativ begrenzten menschlichen Le bensraum und das tiefe Heranreichen von Ge birge und Ödland an die Talböden wird hier die achsenförmige Siedlungsstruktur besonders deutlich. 7. Mattigtal-Achse: Straßwalchen—Braunau. Verkehrserschließung: Bundesstraße 157; ÖBB Straßwalchen—Braunau; Braunauer Schnellstraße geplant. Bedeutende Zentrale Orte: Straßwalchen (Salz burg), Mattighofen, Mauerkirchen, Braunau. Charakteristik: Das in Nord-Süd-Richtung ver laufende Mattigtal gilt als günstigster Standort für Industrieansiedlungen im westlichen Inn viertel. Für diese Achse gilt die Entwicklungs funktion im ländlichen Bereich besonders. Sie weist gegenüber den anderen Gemeinden des westlichen Innviertels deutliche Standortvorteile auf, vor allem durch die einheitliche, offene Tal landschaft, die Eisenbahn und in Zukunft auch noch durch die Schnellstraße. Das Mattigtal soll die Verbindung zwischen der Industriezone von Braunau, die im wesentlichen von dem Aluminiumwerk Ranshofen-Berndorf gekennzeichnet ist, und dem bereits stark ent wickelten, zum Salzburger Zentralraum gehöri gen Bereich von Straß walchen/Steindorf bilden. Mit der Errichtung der Schnellstraße wird außer dem eine wichtige Fremdenverkehrs-Zubringerfunktion von Bayern in das Salzkammergut ein treten. (Fortsetzung dieser Achse siehe 3. Ord nung Nr. 9.) ß) Minder ausgeprägte Entwidclungsachsen 2. Ordnung 8. Nibelungen-Adise (1. Teilstück): Linz—Eferding. Verkehrserschließung: Bundesstraße 129; Eferdinger Lokalbahn Linz—Eferding—Beuerbach. Bedeutende Zentrale Orte: Linz, Eferding. Charakteristik: Dieser westliche Ausläufer des Oö. Zentralraumes hat überwiegend Wohnfunk tion, was in der extrem starken Wohnbautätig keit zum Ausdruck kommt. Größere Gewerbe ansiedlungen kommen nur neuerdings im Raum Eferding vor. Diese hängen häufig mit der Nah rungsmittelverarbeitung zusammen. Das Eferdinger Becken stellt bekanntlich ein äußerst fruchtbares und intensiv für den Gemüse- und Obstbau genutztes Gebiet dar. (Fortsetzung der Nibelungen-Achse [2. Teilstück] siehe Entwick lungsachse 3. Ordnung Nr. 2.) 9. Machland-Achse: Linz—Perg. Verkehrserschließung: Bundesstraße 3; ÖBB Linz—Grein—Krems—Wien. Bedeutende Zentrale Orte: Linz, Mauthausen, Perg. Charakteristik: Wie entlang der NibelungenAchse überwiegt auch hier die Wohnfunktion für die im Oö. Zentralraum Beschäftigten. Als Industriestandort hat Mauthausen eine ziem lich günstige Position, da sie durch die Donau brücke und die Autobahnauffahrt Enns eine gute Verkehrsanbindung besitzt. Dadurch ist auch die enge Bindung an den Oö. Zentralraum und seine Entwicklungsachsen gegeben. Die Bezirkshauptstadt Perg weist eine für das sonstige Mühlviertel bemerkenswerte Dynamik auf, sowohl bezogen auf den Wohnbau als auch auf Industrie- und Gewerbestandorte und soziale Einrichtungen. (Fortsetzung siehe 3. Ordnung, Nr. 4.)
10. Rohrbacher Achse: Linz—Rohrbach. Verkehrsersdiließung: Bundesstraße 127; ÖBB Linz—Aigen/Schlägl. Bedeutende Zentrale Orte: Linz, Ottensheim, Neufelden, Rohrbach. Charakteristik: Das Teilstück zwischen Linz vmd Ottensheim gehört noch dem Oö. Zentralraum an und erfüllt in ähnlichem Ausmaß wie die Nibelungen-Achse und die Machland-Achse Wohnfunktion. Hiezu trug vor allem die Errichtrmg der Gartenstadt Puchenau bei, aber auch in Ottensheim konzentriert sich die Wohnbau tätigkeit in den letzten Jahren sehr stark. Westlich von Ottensheim bzw. Walding findet entlang des Verkehrsbandes von Bundesstraße und Bahn keine starke Entwicklung bis in den Raum Neufelden statt; auch hier bleibt das Wirt schafts- und Baugeschehen jedoch auf den Be reich Neufelden/Altenfelden beschränkt. Erst im Raum Rohrbach/Berg hat sich wieder ein Schwerpunktraum gebildet. Dennoch sind gerade im Raum Rohrbach große Anstrengungen auf dem Gebiet der Infrastruk tur, etwa der Bau einer Schnellstraße nach Linz, erforderlich, da gerade hier die Abwanderung der bäuerlichen Bevölkerung ein großes Pro blem darstellt. Ein gut entwickelter Zentraler Ort Rohrbach mit gesunden Industrie- und Gewerbe betrieben wäre ein gutes Heilmittel gegen diese Abwanderung. (Fortsetzung siehe 3. Ordnung Nr. 6.) 11. Innviertier Hauptachse (2. Teilstück): RiedBraunau. Verkehrserschließung: Bundesstraße 141; ÖBB Ried—Braunau; Rieder Schnellstraße geplant. Bedeutende Zentrale Orte: Ried, Altheim, Braun au. Charakteristik: Zwischen den relativ weit von einander entfernt liegenden Zentralen Orten Ried, Altheim und Braunau bleiben die land wirtschaftlich genutzten Zonen noch ziemlich rein erhalten, obwohl die Wirtschaftskraft dieser drei Zentralen Orte beträchtlich ist. Alle drei Orte sind jedoch in wirtschaftlicher Hinsicht von MonoStruktur gekennzeichnet: Ried von der Schifabrik, Altheim von dem möbelerzeugenden Betrieb und Braunau vom Aluminiumwerk. Die Neuansiedlung von Industriebetrieben ist jedoch in diesen Orten wie im gesamten Innviertel un ter anderem durch die Nähe Bayerns, wohin zahl reiche Arbeitskräfte auspendeln, äußerst schwie rig. Charakteristik: Siehe auch gemeinsam 10,11,12. 12. Innviertler Hauptachse (3. Teilstück): Ried— Schärding. Verkehrserschließung: Bundesstraße 143, 142; ÖBB Ried—Schärding; Innkreis-Autobahn ge plant. Bedeutende Zentrale Orte: Ried, Aurolzmünster, Schärding. Charakteristik: Diese Achse durch das Antiesental ist zwar derzeit noch nicht sehr stark ent wickelt, es ist jedoch zu hoffen, daß mit der Er richtung der Autobahn bedeutende Wirtschafts impulse kommen werden. Charakteristik: Siehe auch gemeinsam 10,11,12. 13. Pramtal-Achse: Grieskirchen—Schärding. Verkehrserschließung: Bundesstraße 137; ÖBB Grieskirchen—Neumarkt/Kallham—Schärding. Bedeutende Zentrale Orte: Grieskirchen, Neu markt i. H., Andorf, Schärding. Charakteristik: Diese Achse dürfte die schwäch ste Achse des Innviertels darstellen. Der über wiegend landwirtschaftliche Charakter scheint hier auch langfristig gewahrt zu bleiben. Charakteristik für 11, 12, 13: Für das Innviertel gilt infolge seiner weithin ländlichen Ausprägung die Achsenstruktur noch nicht in dem Ausmaß wie in den Verdichtungszonen, insbesondere im Oö. Zentralraum und in der Region VöcklaAger. Hier überwiegt derzeit noch die Netzstruk tur des zentralörtlichen Systems (vgl. Einleitung). Entwicklungsachsen 3. Ordnung besitzen nur mehr untergeordnete Bedeutung. Sie stellen ent weder die Verlängerung von Entwicklungsachsen 2. Ordnung oder die Verbindung von Entwick lungsachsen 1. und 2. Ordnung bzw. von zwei Entwicklungsachsen 2. Ordnung dar. Auch sie sind auf das Verkehrsnetz und das ZentraleOrte-System aufgebaut. 1. Linz—Bad Leonfelden: Verkehrserschließung: Bundesstraße 126. Bedeutende Zentrale Orte: Linz, Bad Leonfelden. Charakteristik: Diese Achse gewinnt eine beson dere Bedeutung durch den Naherholungsverkehr vor allem in das im Sommer und im Winter
attraktive Fremdenverkehrsgebiet im Raum Leonfelden. Außerdem hat diese Achse eine wichtige Verkehrsfunktion für die Pendler des mittleren Mühlviertels. 2. Efer ding—Aschach: Verkehrserschließung: Bimdesstraße 130; ÖBB Wels—Aschach. Bedeutende Zentrale Orte: Eferding, Aschach. Charakteristik: Verlängerung der NibelungenAchse (vgl. 2. Ordnung Nr. 8). Mit dem Bau des Donaukraftwerkes Aschach hat dieser Markt einen guten Aufschwung genommen und sich als Standort für kleinere Industrie- und Gewerbe betriebe entwickelt. Besondere Bedeutung ge wann Aschach für die Versorgung der bäuer lichen Bevölkerung durch die Errichtung des gro ßen Lagerhauses der oberösterreichischen Wa renvermittlung. Diese Entwicklung findet weiter hin auch im Bereich zwischen Aschach und Efer ding ihren Niederschlag in Form von Wohnbau tätigkeit und der Ansiedlung einiger Gewerbe betriebe. 3. Vöcklahruck—Ried: Verkehrserschließung: Bundesstraße 143. Bedeutende Zentrale Orte: Vöcklabruck, Ampflwang, Eberschwang, Ried. Charakteristik: Die Aufwertung dieser Achse wäre zur Erschließung des strukturschwachen Hausruck-Kohlenreviers von großem Wert, je doch sind die Beziehungen zwischen der Region Vöckla-Ager und dem Innviertel in diesem Be reich zur Zeit noch eher als schwach zu bezeich nen. Es bestehen jedoch starke Bestrebungen zur Sanierung des Kohlenreviers, sowohl mit Hilfe des Fremdenverkehrs als auch durch die Ansiedlung von umweltfreundlichen Industrieund Gewerbebetrieben, so daß sich diese Achse in Zukunft besser entwickeln könnte. 4. Perg—Grein: Verkehrserschließung: Bundesstraße 3; ÖBB Linz—Grein—Krems—Wien. Bedeutende Zentrale Orte: Perg, Grein. Charakteristik: Verlängerung der MachlandAchse (vgl. 2. Ordnung Nr. 9). Mit dem geplan ten Ausbau der Bundesstraße 3 wird Grein, das sich auf dem Gebiet des Fremdenverkehrs einen Namen zu verschaffen sucht, besser an die Be zirkshauptstadt Perg und an den Oö. Zentral raum angebunden sein. 5. Pregarten—Untenveißenbach: Verkehrserschließung: Bundesstraße 124. Wichtigere Zentrale Orte: Pregarten, Unterwei ßenbach. Charakteristik: Die Anbindung des nördlichen Teiles des unteren Mühlviertels ist ein dringen des Erfordernis im Sinne einer gesunden Lan desstruktur. Da die Standorteignung des Ge richtsbezirkes Unterweißenbach derzeit weder für Industrie und Gewerbe, noch für den Frem denverkehr besonders günstig ist, sollte wenig stens für eine rasche Erreichbarkeit der Ver dichtungsgebiete gesorgt werden. Ebenso wie für den Bezirk Rohrbach (vgl. Entwicklungsachse 2. Ordnung Nr. 10) wäre auch hier der Bau einer Schnellstraße in den Oö. Zentralraum die für den Raum Unterweißenbach glücklichste Lö sung. 6. Rahrbach—Aigen!Schlägl: Verkehrserschließung: Bundesstraße 127; ÖBB Linz-Aigen/Schlägl. Bedeutende Zentrale Orte: Rohrbach, Aigen. Charakteristik: Verlängerung der Rohrbacher Achse (vgl. 2. Ordnung Nr. 10). Für die nord westliche Ecke des Mühlviertels ist Rohrbach ein wichtiges Zentrum der Versorgung. Diese Tat sache ist auch durch den sich in diesen Rand gebieten entwickelten Fremdenverkehr von Bedeutung. Der Fremdenverkehr kann sich hier, im bayerischen Grenzgebiet, besser entwickeln als im nordöstlichen Mühlviertel, da der über wiegende Teil der Fremden aus der benachbar ten Bundesrepublik kommt. Ein weiteres Zen trum, vor allem auf kulturellem Gebiet, stellt seit jeher der Raum Aigen-Schlägl mit dem Stift Schlägl dar. 7. Steyr—VJeyer Markt: Verkehrserschließung: Bundesstraße 115; ÖBB St. Valentin—Steyr—Hieflau. Bedeutende Zentrale Orte: Steyr, Weyer Markt. Charakteristik: Der Gerichtsbezirk Weyer, eines der erst in den Anfängen des Fremdenverkehrs stehenden Gebiete Oberösterreichs, leidet derzeit an der schlechten Verkehrsanbindung an Ober österreich. Da die Straßenverbindung von Weyer über Waidhofen a. d. Ybbs nach Amstetten bes ser ausgebaut ist als in den Raum Steyr—Enns, geht die Tendenz von Weyer und deren Umlandgemeinden deutlich nach Niederösterreich.
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