50 Jahre hindurch und Landeshauptmann von Ober österreich in den Jahren 1861 bis 1868, wird dem Leser eine Gestalt vor Augen geführt, die entscheidend in der Geschichte eines so bedeutenden Stiftes und unseres Heimatlandes mitgewirkt hat und die dadurch Einblick gibt in die verfassungsmäßig entscheidenden Jahre von 1848 bis 1870. Lebschy war nicht nur als Abt bei den kirchlichen Stellen, sondern als Landeshauptmann bei allen Bevölkerungskreisen anerkannt, er wurde als Per sönlichkeit respektiert, leitete er doch durch die schwe ren Jahre die Versammlungen des Landtages mit großer Geschicklichkeit, ergriff nie Partei, sondern versuchte stets, Gegensätze zu mildern. Eleonore Uhl schildert in gut gegliederter und kompri mierter Form das lange und reiche Leben dieses Man nes, beginnend mit dem in knappster Aussage gehal tenen Überblick über die Ereignisse der Zeitperiode, in der Lebschy für das Wohl des Stiftes und des Landes wirkte. Als gebürtiger Wiener hat Lebschy bald nach seinem Eintritt in das Stift Schlägl (1820) und nach philoso phischen Studien in Wien Oberösterreich als neue Wir kungsstätte gefunden. Nach der Tätigkeit als Lehrer in Linz und am Lyceum Salzburg erfolgte bereits mit 39 Jahren seine Abtwahl, die ihn mit den schwierigen Problemen des Gesamtordens und einer notwendigen Reform sowie der finanziell angespannten Situation des Stiftes konfrontierte — Probleme, die aber bei seinem Tode als gelöst oder beigelegt erschienen. Als Abt von Schlägl gehörte Lebschy dem Prälatenstand an und hatte somit Sitz und Stimme im ständischen Landtag, bereits 1838 wurde er ins Ausschußratskolle gium, 1845 ins Verordnetenkollegium gewählt. Diese einstmals einflußreichen ständischen Institutionen waren aber im Vormärz zu lediglichen Überprüfungsorganen abgesunken. Im verhängnisvollen Jahr 1848 zeichnete sich Lebschy durch Überlegtheit und Ruhe aus und widmete sich in den folgenden Jahren mit ganzer Kraft den Regierungsgeschäften. Der Brand des Stiftes 1850 und die damit verbundenen ökonomischen Schwierig keiten veranlaßten ihn 1852 zum Rüdetrittsgesuch um Enthebung von der Stelle des Präsidenten-Stellvertreters des Vereinigten Landeskollegiums, dem aber nicht statt gegeben wurde, sondern 1861 die Wahl zum Landes hauptmann folgte. Erst 1868, bereits 69jährig, zieht er sich von der Landespolitik zurück, wobei sein Entschluß durch das stete Anwachsen der liberalen, antiklerikalen Kräfte beschleunigt wurde. Zahlreiche Persönlichkeiten des 19. Jahrhunderts tau chen bei der Lebensdarstellung Lebschys auf, teils als Mitarbeiter, teils als Gegenspieler. So begegnen wir Persönlichkeiten wie Anton von Spaun, Graf von BarthBarthenheim, Dr. Carl Wiser, Dr. Friedrich von Pflügl, Karl Planck von Planckenburg, dem Linzer Bischof Franz Joseph Rudigier und noch vielen anderen, die im poli tischen und geistigen Leben der Stadt Linz und des Landes Einfluß und Gewicht hatten. Lebschy war Mit glied eines Kreises, der sich intensiv mit karitativer Tätigkeit auf vielen Gebieten beschäftigte. So gehörte er mit Adolf Ludwig von Barth-Barthenheim dem Komi tee zur Errichtung einer allgemeinen Sparkasse und Leihanstalt auf Handpfänder in Linz an, war ab 1848 Ausschußmitglied und nach dem Rücktritt Barth-Barthenheims, des ersten Präsidenten der Sparkasse, von 1856 bis 1858 Präsident. Daneben beteiligte er sich 1845 an der Filialgründung der Landwirtschaftsgesellschaft in Schlägl und war längere Zeit deren Vorstand. Auch an der konstituierenden Versammlung des Oberösterreichi schen Kunstvereins 1851 nahm er teil und war von 1854 bis 1870 Präsident. E. Uhl gelang durch objektiven, auf historischen Quellen basierenden Aufbau eine interessante Lebensschilderung dieser bedeutenden Persönlichkeit und gleichzeitig ein vorurteilsfreier Einblick in die schicksalsreichen Jahre der oberösterreichischen Landespolitik des 19. Jahrhun derts. Nicht unerwähnt mögen bleiben die gute Aus stattung des Buches und die interessante Bebilderung. Der reiche Anhang gibt Auskunft über Personalstand und Vermögensstand des Klosters zu Beginn und am Ende der Tätigkeit des Abtes und beleuchtet durch Wiedergabe von Briefen und Reden Lebschys vor dem Ordenskapitel und dem Landtag sein Bestreben um die Vereinigung von Kontemplation und Seelsorge, seine politische Prinzipientreue und Liebe zum Vaterland. Heidelinde Jung Wolfgang und Peter Pfarl: Die Wallfahrtskirche von St. Wolfgang am See. Linz 1972 (Oö. Landesverlag), 48 Seiten mit 38 Schwarz-Weiß- und 10 Farbbildern, 3 Skizzen. S 26.—. Über keine andere Kirche unseres Landes ist schon so viel publiziert worden wie über die weit über die Gren zen Österreichs bekannte Wolfgangskirche am Abersee. In den verschiedensten Veröffentlichungsreihen, in Kir chenführern und Monographien wurde sie bereits mehr oder weniger gründlich und ausführlich dem Betrachter an Ort und Stelle oder dem Kunstfreund in der Ferne vorgestellt. Dennoch hat man es für die vorliegende Broschüre zuwege gebracht, eine neue und durchaus gefällige Form zu finden, die sich etwas z. B. an die seit Jahren vom Staatlichen Italienischen Fremdenver kehrsamt herausgegebenen Publikationen anlehnt, bei der es mehr auf gute Illustration, denn auf genaue Detailbeschreibung ankommt. Und doch wird der „Nor malverbraucher" darin alles Nötige finden: „Die Le gende vom heiligen Wolfgang" (wenn man schon von seinem Sterbeort spricht, hätte man ihn auch nennen können: Pupping bei Eferding), „Die Geschichte der Wallfahrt zum hl. Wolfgang" (mit drei Details aus den Mirakelbüchern), „Der Pacher-Altar" und „Thomas Schwanthaler und Meinrad Guggenbichler". Hervorragend sind die gut ausgewählten und wieder gegebenen Abbildungen, unter denen einige bisher we niger beachtete Detailaufnahmen besondere Beachtung verdienen. Das von Max Eiersebner aufgenommene
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