OÖ. Heimatblätter 1972, 26. Jahrgang, Heft 1/2

Oberhalb Grein mußten nämlich die Schiffe zu fahren und sich erkundigen, was derzeit das March im Strudel anzeigt. Wenn das Schiff zu tief getaucht hatte, mußte „geschiftet" werden. Darunter verstand man das Entladen des Schif fes bis auf das mögliche Maß. Als 1777 die große Strudenregulierung begann, hatte man schon ein eisernes March, darauf die Einteilung nach Gmünd, das ist ein halber Schuh. Ich halte es für möglich, daß dies mit der Sprengarbeit des Tirolers Lergetporer® zusammenhängt, der für Sprengarbeiten im Strudel im Jahre 1768 900 Gulden erhalten hat, also eine schöne Summe, für die man schon recht viel sprengen konnte. Doch Lergetporer hat keinen erwähnens werten Erfolg gehabt. Der Grund kann aus den späteren Strudenarbeiten vermutet werden. Es hat sich nämlich mehrmals gezeigt, daß durch das Wegsprengen von Kugeln die bisherige Stauwir kung geringer wurde. Es sank der Wasserspiegel oberhalb dieses natürlichen Wehrs, wodurch neue, bisher unbekannte Felsen auftauchten. So also dürfte es dem Lergetporer ergangen sein. Und wegen des Absinkens verlor der alte March stein seine Gültigkeit. Eine andere Kugel im Strudelfahrwasser hieß Meißenkugel. Sie war den Schiffen der bergwärts fahrenden Gegenfuhren gefährlich. Dar auf könnte auch der Name hindeuten, der mit dem Werkzeug Meißel zusammenhängen dürfte. Die Wolfskugel war für die talfahrenden (naufahrenden) Schiffe ungünstig. Als anfangs No vember 1777 eine Kommission aus Wien zur Vorbesprechung der Strudenregulierung im Markt Struden eintraf, saß eine Naufuhr mit leeren Fässern schon drei Tage auf der Wolfs kugel fest, da sie ein Leck bekommen hatte. Eine Gegenfuhr mit Wein war auf die Meißenkugel aufgefahren, ohne sich freimachen zu können. Das war damals sehr günstig für die weiteren Entschließungen. Die vorhin genannten drei Ku geln waren dann auch die ersten, die vollständig bis in die Tiefe weggesprengt wurden. In Richtung zum linken Ufer lag das Bombenghachelt, das den älteren Namen Bumaghachelt hatte, was vielleicht lautmalerisch zu deuten ist, weil es „bum" macht, weim ein Schiff darauf fährt. Noch weiter lag dann das Waldwasser, das auch bei den Schiffleuten unserer DDSG noch diesen Namen hat. Zugrunde liegt aber, daß dort nach einer alten Skizze® das Gwaltwasser bei der Gwaltkugel vorbeifloß, weshalb dort keine Naufahrt möglich war. Die starke Stauwirkung der Steinbarrieren beim Strudel hatte zur Folge, daß das Wasser im Hessgang sehr rasch floß. Daher auch der Name, dem hessen, hetzen zugrunde liegt. Auf Abbildung 2 ist sehr schön das rund vier Meter hohe Steinkreuz mit den starken Eisen stützen auf der Insel Wörth zu sehen. Auch der Cruzifixus und die Magdalena am Fuß des Kreu zes sind aus Granit gehauen, stilmäßig eine Ar beit aus der Mitte des 18. Jahrhunderts. Aber die Sage erzählt von einem Tiroler Grafen, der mit seiner Frau auf einer Strudenfahrt verun glückte und darm zehn Jahre lang auf der Insel Wörth lebte, weil er seine Frau tot wähnte. Ebenso trauerte in Tirol die gerettete Frau um ihren Mann. Als sie von einem Einsiedler auf jener Insel erfuhr, eilte sie hin und fand ihren Mann wieder. Aus Dankbarkeit errichteten sie 1452 das Kreuz^®. Von einer Burg ist dort nur mehr ganz wenig zu sehen. Wahrscheinlich war dort jener Teufelsturm gestanden, von dem in der Sage vom schwarzen Mönch die Rede ist^^. ® Stauber F., Historische Ephemeriden über die Wirk samkeit der Stäirde von Oesterreich ob der Enns, Linz 1884. ' In den Akten der k. k. Navigationsdirektion des Hof kammerarchivs. Herndl Franz erzählt die Geschichte in „Weißt du, wo dein Glückstein liegt? Romantik aus dem Donau tal" (1931); auch in anderen Erzählungen („Das Wörtherkreuz", „D'ResI" u. a.) kommt er auf diese Sage von einem im Jahre 1540 verunglückten Ritter zurück. " Im Jahre 1045 fuhr der (in Ardagger geborene!) Kai ser Heinrich III. mit seinem Hofstaat und Bischof Bruno von Würzburg durch den Strudel und blieb zur Rast auf Burg Persenbeug. Dort war vor kurzem Graf Ebersberg gestorben und hatte seinen Besitz der Kirche vermacht. Die Witwe Richlita hatte Bischof Bruno gebeten, den Kaiser auf der Fahrt zu bestim men, daß der Besitz dem Neffen der Witwe zufalle. Beim Gastmahl in Persenbeug stürzte die Decke ein, wobei Bruno den Tod fand. Die Sage berichtet von einem schwarzen Mönch, der — nur von Bischof Bruno gesehen — beim Teufelsturm im Struden auf getaucht und drohend den Tod vorausgesagt habe.

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