OÖ. Heimatblätter 1972, 26. Jahrgang, Heft 1/2

Erläuterung zur Geologie, das ist Blatt 55 des Atlasses — Formationen, Ablagerungen und Gesteine, Tektonik und Landschaftsentwicklung (Vinzenz Janik) hervorheben, ebenso jene zu den Oberflächenformen Oberösterreichs (Hermann Kohl), der außerdem großartige Bilder bei gegeben sind, wie man sie in solchen Veröffentlichungen selten oder gar nie sieht. Vinzenz Janik bezieht sich in seinen Erläuterungen auf Prof. Dr. J. Schadler, den hei mischen Geologen, der weithin Achtung genießt. Hin sichtlich neuer und heftig umstrittener Projekte, die Teile unserer Landschaft völlig verändern, wenn nicht gar vernichten würden, sind diese beiden Dastellungen auch für den Laien wertvoll und nützlich; er kann sich doch sonst meist nur nach den Berichten der Massen medien höchst unzureichend orientieren. Hier wird ihm ein objektives Bild der Bodenverhältnisse unseres Lan des geboten, das einen sicheren Einblick in die Materie, die aber Leben ist, ermöglicht. Neben den schon genann ten Landschaftsaufnahmen vervollständigen schematische Darstellungen und Erläuterungen verschiedener geolo gischer Fachausdrücke die Hinweise auf die jeweilige Landschaft, darunter auch eine tektonische Karte von Oberösterreich von J. Schadler und zwei Profilschnitte durch die mittleren Kalkalpen und durch die MolasseZone im östlichen Österreich nach L. Kober und W. Medwenitsch bzw. E. Braumüller und K. Kollmann. Das Gegenstück zu diesen Skizzen sind die anschaulichen Grundrißpläne von Großweilern und Haufendörfern so wie Gassen- und Gassengruppendörfern in Oberöster reich zu der Erläuterung Blatt 60, Bäuerliche Ortsformen in Oberösterreich von Adalbert Klaar, einer vorzüglichen Arbeit über die bäuerliche Siedlungslandschaft in unse rem Bundesland. An diesen Beispielen wird ersichtlich, daß die Erläute rungen des Bandes zur vierten Lieferung des Atlasses ebenso wie die des Bandes zur dritten Lieferung eine besondere Aufgabe erfüllen, die über den allfälligen Rahmen eines Erläuterungsbandes hinausgeht, nichts destoweniger aber stets als heimliche — leider selten sich einstellende — Forderung olfenbleibt: den aufgeschlosse nen Leser und Betrachter der Beiträge und der bildlichen Darstellungen zu einer Konfrontation mit der Wirklich keit anzuregen, kurz, ihn zu drängen, die jeweilige Landschaft selbst aufzusuchen, um an Ort und Stelle zu erkunden, wie die Dinge liegen. Aber auch die übrigen Darstellungen bezeugen ein hohes Maß an Kermtnis der jeweiligen spezifischen Materie. Daß ein Fachmann auf dem weiten Gebiet der Land schaft wie Wilfried Kahler in Ackerbau und Viehzucht (Kartenblatt 61 und 62) nicht nur reine Statistik zu bie ten hat, mußte von vornherein angenommen werden. Gerade heute, da in unserer Landwirtschaft, nicht zuletzt im Hinblick auf ein Arrangement Österreichs mit der er weiterten EWG, grundsätzliche Umstellungen vorgenom men werden, sind Erläuterungen wie die Kahlerschen von besonderer Wichtigkeit. Ihr Studium gibt Aufschluß über einen Wandel einer wirtschaftlichen Struktur, die sich am Rande unserer Gesamtwirtschaft abspielt, obgleich sie eine zentrale Angelegenheit einer Berufsgruppe ist, die seit je nicht nur die Ernährung in unserem Staate sicher gestellt hat. Daraus ergeben sidi für den mitdenkenden Österreicher Probleme, die nidit leicht zu lösen sein wer den. Vorläufig wirken sie sich in einer bedrohlichen Schrumpfung der ländlichen Bevölkerung zugleich mit einer steten Verminderung der landwirtschaftlich genutz ten Fläche aus. Interessant in Kahlers Darstellung sind seine genauen Angaben über die Orte der Fruchtfolgen, etwa das Linzer Becken als geeignet für die Zuckerrüben, oder von der heutigen prozentuellen Aufteilung der Rinderhaltung über das ganze Land Oberösterreich. Auch die Aufzählung der einzelnen Zuchtgebiete geben hin sichtlich der Rassenfrage bei Rindern wertvolle Auf schlüsse. Im Zusammenhang mit dieser Inventur sei noch auf die land- und forstwirtschaftlichen Betriebe (Kar tenblatt 63) in ihren Größen hingewiesen, über die Ru dolf Hofhauer geschrieben hat. Erfreulich, daß er die ge schichtliche Entwicklung des Besitztums unserer Bauern höfe schildert. Daraus erklärt sich manche Besonderheit landwirtschaftlicher Betriebe Oberösterreichs, auch in bezug auf ihr heutiges Ausmaß und ihre Arbeitsweise. Die Tabelle XI der Bergbauernbetriebe in Oberöster reich mit Stand vom Jahre 1967 bringt zum Beispiel die erstaunliche Tatsache an den Tag, daß nur die Bezirke Linz und Wels keine Bergbauernbetriebe haben, sonst aber jeder andere Bezirk unseres Landes. Für Laien mag es dabei von Wert sein, endlich einmal exakt zu erfah ren, welcher Betrieb denn als Bergbauernhof gilt. Man kann es auf Seite 158 nachlesen. Margit Lengauer und Rudolf Zinnhohler erläutern unter Benützung weit zurückreichender Literatur die Entwick lung der kirchlichen Organisation (Kartenblatt 64), die verschiedene neuralgische Zeitpunkte hat, und Rudolf Ardelt gibt uns neben seinem Text noch durch über sichtliche Tabellen und Karten Einschau in die Pfarrpatrozinien der Linzer Diözese (Kartenblatt 65). An sol chen Aufstellungen, die ihren praktischen Wert, näm lich ein Nachschlagewerk mit diesem Erläuterungsband zur vierten Lieferung an der Hand zu haben, schon beim ersten Blick erweisen, fehlt es in unserem Leben nur zu oft. Das gilt auch von den Kirchengrundrißtypen (Kar tenblatt 66), die Adalbert Klaar in sicherlich mühsam zu sammengetragener Übersicht erklärt. Sie vermitteln uns immerhin einen umfassenderen Einblick in die Formen unserer Kirchen, als der Verfasser es wahrhaben will. Man darf ja nicht übersehen, daß eine diesbezügliche Topographie noch nicht jenes Maß an Genauigkeit auf weist, die eine noch detailreichere Zusammenfassung der Materie erlaubt. Es sei aber auch noch die Darstellung eines Teilgebie tes auf diesem Gebiet hervorgehoben, nämlich die mit sehr brauchbaren Tabellen versehene Zusammenstellung der Seelsorgestellen der Evangelischen Kirchen AB und HB, der Altkatholischen Kirche und der übrigen staat lich anerkannten Religionsgesellschaften nach Karten blatt 64, Nebenkarte. Wir verdanken sie Margit Lengauer. Aus ihr geht die Veränderung auf diesem Ge biet gegenüber den dreißiger Jahren eindeutig hervor. Die Neuapostolische Gemeinde und die Sekte der Zeugen Jehovas scheinen darin nicht auf; beide haben Gottes häuser in Linz. Der prozentuelle Anteil ihrer Gläubigen

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