Senatsrat Dkfm. Dr. Erlefried Krobath | Völlig unerwartet verschied eine Woche vor Weihnachten, am 18. Dezember 1971, Herr Se natsrat Dkfm. Dr. Erlefried Krobath in Ebreichsdorf bei Wien, wo er seit 1969 im Ruhestand lebte. Mit ihm verlor die Stadt Steyr einen pro filierten Vertreter ihres kulturellen Lebens. Senatsrat Krobath wurde am 17. August 1904 als erstes Kind des Titularprofessors Karl Kro bath und der Albine Krobath, geb. Schellander, in Pontafel geboren. Er besuchte die Volksschule in Wolfsberg und anschließend das Gymnasium in St. Paul im Lavanttal. Bald aber lockte ihn das große Kriegsgeschehen aus der Enge der Schulstube. Schon im Sommer 1916 rückte der Zwölfjährige freiwillig nach Judenburg zum In fanterieregiment Nr. 17 ein und ging im Sep tember mit einer Marschkompanie an die italie nische Front ab. Hier stand Krobath, der zu den jüngsten Freiwilligen des österreichischen Hee res zählte, im Räume von Mte. Meletta, Por tella Pozze, Ortigara und im Suganatal durch vierzehn Monate im Gefechtseinsatz. Durch einen Streifschuß wurde er am Kopf verwundet. Ausgezeichnet mit der Bronzenen Tapferkeits medaille und dem Karl-Truppen-Kreuz kehrte er in die Heimat zurück. Im Kärntner Abwehr kampf erhielt er das „Kärntner Kreuz für Tap ferkeit". Erst nach den harten Kriegsjahren konnte der junge Frontkämpfer seine Studien fortsetzen. An der Handelsakademie in Klagenfurt legte er mit bestem Erfolg die Reifeprüfung ab, 1932 verließ er als Diplomkaufmann die Hochschule für Welt handel in Wien. An dieser Schule wurde auch der seit 1935 im österreichischen Staatsdienst ste hende Beamte, der mehrere Fremdsprachen gründ lich beherrschte, auf Grund seiner Dissertation über die „Geographie der Orienttabake" 1939 zum Doktor der Wirtschaftswissenschaft promo viert. Im Zweiten Weltkrieg nahm Dkfm. Dr. Erlefried Krobath als Leutnant an den Kampfhandlungen in Belgien, Nordfrankreich und Rußland teil. Nach Kriegsende betätigte sich der mit dem Kriegsverdienstkreuz dekorierte Offizier als Dol metsch der amerikanischen Besatzungsmacht in Steyr und Enns. Diese Tätigkeit mag dazu bei getragen haben, daß er am 1. August 1946 in der Eisenstadt seßhaft wurde. Als Beamter des Ma gistrats wirkte er unermüdlich zum Wohle der Stadt bis zu seiner Pensionierung am 31. De zember 1968. Er war Sekretär des verdienst vollen Bürgermeisters Ing. Leopold Steinbrecher, stand vorübergehend an der Spitze des städti schen Schul- und Sportamtes und leitete mit großer Umsicht durch acht Jahre das Kulturamt der Stadt Steyr. Als Chef dieser Magistrats abteilung organisierte er Sportveranstaltungen, Vortragsabende, Konzerte, Dichterlesungen und Theateraufführungen. Durch Fortbildungskurse für Erwachsene legte er den Grund zur Volks hochschule, an der er Sparasch unterrichtete. An läßlich der großen Steyrer Industrie- und Gewerbeausstellung im Jahre 1948 betreute er die damit verbundenen kulturellen Veranstaltungen, so das prächtige, von 400 Personen aufgeführte Steyrer Festspiel im Hofe des Schlosses. Große Verdienste erwarb er sich um die Aufstellung des sehenswerten Sensenhammers im Garten des Heimathauses (Innerberger Stadel) und um die Erneuerung historischer Bauwerke. Durch die Veranstaltung von Ausstellungen, vor allem durch eine großartige Krippenschau und eine Kalender-Ausstellung, wurde Krobath über die Grenzen Österreichs hinaus bekannt. Bis 1960 besorgte er die Herausgabe des Steyrer Ge schäftskalenders und mit Unterbrechung bis 1969 die Schriftleitung der von ihm 1948 be gründeten „Veröffentlichungen des Kulturamtes der Stadt Steyr". Neben seiner vielseitigen Berufsarbeit, seit 1954 verwaltete er die „Städtischen Unternehmun gen", fand er noch Zeit, sich mit stadtgeschicht lichen Forschungen zu beschäftigen. Er verfaßte über dreißig lokalhistorische Arbeiten, von de nen die Geschichte der seit dem Jahre 1500 in Steyr amtierenden Bürgermeister die bedeutend ste ist. Unter dem Titel „Die Bürgermeister der Stadt Steyr und ihre Zeit" erschien seit 1955 in vierzehn Fortsetzungen das auf mühsamer Archiv arbeit fußende Werk in den erwähnten „Ver öffentlichungen". Die Hauptquelle für dieses wichtige Kapitel der Stadtgeschichte, das der Verfasser leider nicht mehr bis in die Gegenwart weiterführen konnte, bildeten die seit dem Jahre 1569 im Stadtarchiv vorhandenen Ratsproto kolle. Weit über hunderttausend Seiten dieser teilweise schwer lesbaren Handschriften mußten
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