OÖ. Heimatblätter 1972, 26. Jahrgang, Heft 1/2

Obersenatsrat Dr. Hanns Kreczi, 60 Jahre Hanns Kreczi entstammt väterlicherseits einer seit 1850 in Wien ansässigen Handwerkerfami lie; der Vater war Werkzeugschlosser, der Groß vater Gußmeister. Seine Mutter stammt aus einer bis ins 17. Jahrhundert nachweisbaren nieder österreichischen Bauernfamilie, die in der Bieder meierzeit ihren Hof und Ziegelofen in Waldles berg in der Gemeinde Traismauer erworben hatte. Kreczi wurde als drittes und jüngstes Kind des Ehepaares Johann Kreczi rmd Josefa, geb. Hufnagl, am 10. Februar 1912 in Wien geboren. Nach der fünfklassigen Volksschule besuchte er das humanistische Gymnasirun in Wien VI rmd maturierte 1931 mit Auszeichnung. An den Uni versitäten Bern und Wien studierte er Theologie und Philosophie und schloß sein Philosophie studium (Geschichte und Pädagogik) mit dem Dr. phil. 1937 ab. Anschließend belegte er noch fünf Semester hindurch Jurisprudenz. 1939 trat er in den Dienst des Magistrates und hatte das Archiv und die Bibliothek zu betreuen. Bereits sein erstes größeres wissenschaftliches Werk, die „Linzer Häuserchronik" (1941), fand in der Fachpresse überlokale Anerkermung; so z. B. besprach Georg Leidinger das Buch, „weil es als ausgezeichnetes und vorbildliches Muster für ähnliche Bearbeitimgen dienen kann"^. Nach mehrjährigem Wehrdienst entfaltete Dok tor Kreczi ab Herbst 1945 als Leiter der Städti schen Sammlungen, in denen das Archiv, das Museum und die Bibliothek der Stadt nach dem Kriege zusammengefaßt wurden, eine ausge dehnte wissenschaftliche Tätigkeit, die er, als ihn Bürgermeister Dr. Koref 1948 zum Leiter des Kulturamtes berief, fortsetzen kormte. Dies war nur möglich, indem er moderne wissenschaftliche Arbeitstechniken, vor allem „die Begriffe der ,Rationalisierung' und des ,Teamworks' der Stadtgeschichtsforschung dienstbar machte"^. Schon 1945 hatte Dr. Kreczi die Wiederheraus gabe eines Jahrbuches der Stadt Linz angeregt, das auch ab 1949 regelmäßig erscheinen konnte, wobei unter seiner Schriftleitung im Rahmen der wissenschaftlichen Beiträge zur Linzer Stadt geschichte das ortsgebundene Geistesleben im Vordergrund stand. Der stetige Ausbau der städtischen Forschungseinrichtungen bedingte eine Aufgliederung des „Jahrbuches" in mehrere selbständige Reihen (seit 1955 das Historische und das Naturkundliche Jahrbuch, ab 1957 Kul turchronik, 1961 Kunstj ahrbuch, 1962 die Linzer Archäologischen Forschungen u. a.). Derart kann sich Linz dank der großartigen Leistungen von Dr. Kreczi im Publikationswesen durchaus mit größeren Städten messen. 1951 erschien aus seiner Feder das Buch „Linz, Stadt an der Donau", das Landesarchivdirektor Dr. Ignaz Zibermayr in einer Rezension „ein einzig dastehendes Nachschlagewerk in lexika lischer Form. .nannte, „wie es keine andere Stadt in Österreich und wohl auch in Deutsch land aufweisen kann"®. Das seit Jahren ver griffene Buch ist zwar durch die seitherige For schung in manchem etwas überholt, doch greift man immer noch, wenn man sich über Linz und seine Geschichte orientieren will, blindlings zum „Kreczi". In den folgenden Jahren konzentrierte sich die wissenschaftliche Arbeit auf die seiner Initiative entsprungene Reihe ,,Linzer Kegesten , deren Gesamtredaktion er übernahm. Im Interesse des gesteckten Zieles der Erfassung möglichst aller stadtgeschichtlichen Quellen haben seither über 60 wissenschaftliche Mitarbeiter aus Österreich, Deutschland und der Tschechoslowakei in gegen zweihundert Bänden ihre Arbeitsergebnisse nie dergelegt. In einer ausführlichen Würdigung die ses Forschungsunternehmens schrieb der Wiener Staatsarchivdirektor Dr. Otto Friedrich Winter: „Es ist nicht abzusehen, wann ein formeller Abschluß des Werkes erfolgen kann. Immerhin ist es gelungen, in nicht einmal zwei Jahrzehnten einen überwiegenden Teil des Vorhabens zu realisieren und damit eine für derartige Unter nehmen beispielhafte Tat zu setzen"^. Ein wohl ebenfalls ziemlich einmaliges Unter nehmen stellt die von ihm initüerte „Histori sche Personenstandskartei für die Stadt Linz" dar, für deren Anlage er im Jahre 1956 den Auf trag gab. Sie soll, ähnlich wie das Regestenwerk, ' Ztschr. f. Bayerische Landesgeschichte, Bd. 13 (1941), S. 131. ^ Franz Pfeffer: Heimatforschung. In: Linzer Kultur handbuch I, S. 171. ' Historische Zeitschrift, München 1952, S. 216 f. * Linzer Aspekte 1970, S. 56 ff.

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