OÖ. Heimatblätter 1972, 26. Jahrgang, Heft 1/2

fand; 1344 wurde für die Pfarrkirche ein Niko lausaltar gestiftet®. 1492 gestatteten der Bischof von Passau und Kaiser Friedrich III. auf Bitten der Gemeinde Urfahr den Bau einer Nikolauskirche bzw. -ka peile in Urfahr; sie wurde 1505 geweiht. In den Jahren 1706/07 erfolgte ein größerer Umbau; 1785 wurde sie jedoch im Zuge der Josephinischen Reformen profaniert, war längere Zeit ein Getreidespeicher und wurde 1845 in ein Wohn haus umgewandelt (Ottensheimer Straße Nr. 18 bis 20). Der zweite Kirchenpatron war bezeich nenderweise der Wanderheilige Christophorus. Die Seitenaltäre wurden 1511 den hll. Sebastian und Leopold sowie den Vierzehn Nothelfern ge weiht. Das relativ kleine Hochaltarbild, ein Brust bild des Titelheiligen, stammt aus der 2. Hälfte des 18. Jahrhunderts und befindet sich in einem Gang des Pfarrhofes Urfahr®. Im selben Jahr, in dem diese Nikolauskirche gesperrt wurde, erfolgte auch die Aufhebung des Urfahrer Kapuzinerklosters, dessen Kirche (geweiht dem hl. Josef) zur Pfarrkirche erhoben wurde. In der südlichen Seitenkapelle dieser Kirche befindet sich seit 1887 ein Wandgemälde vom Tiroler Max Gheri, das den hl. Nikolaus und darunter eine lokalhistorisch nicht uninter essante Ansicht von Urfahr zeigt. Wie die In schrift „St. Nicolaus patronus ecclesiae prioris ad ripam" vermeldet, wurde diese Kapelle in Erinnerung an die ehemalige Urfahrer Nikolaus kirche ausgestattet. Darauf weist auch eine ent sprechende Eintragung in der Pfarrchronik von Urfahr^® im Zusammenhang mit der 1887 ab geschlossenen Gesamtrestaurierung der Kirche im Geschmack jener Zeit hin: „In der ehemaligen Petruskapelle wurde vom Steinmetz Prospero Sordo aus Innsbruck ein Marmoraltar f. Taber nakel um den Betrag von 1000 fl aufgestellt. Das Votivbild: St. Nikolaus in seiner Verklärung, die Stadt Urfahr zu seinen Füßen, vom Maler Gehri in Dankesschuld an den hl. Nikolaus, dem die profanierte Kirche in der Maximilianstraße geweiht war. Die Dekorationsmalerei bei diesem Altar stammt vom Maler Bock aus Imst (Tirol) und vom Maler Wagner aus Mündien." Eine Reaktivierung des Nikolauskultes war da mit jedoch nicht in größerem Umfang verbunden. Zu sehr war zu jener Zeit noch die Verehrung des hl. Johannes Nepomuk im Schwung, der als „Wasserheiliger" im 18. Jahrhundert den heili gen Nikolaus stark verdrängt hatte. Es sei hier nur an die vielen Bildzeugnisse dieses Heiligen an Brücken, Stegen, in Kirchen (z. B. die Nepomukkapellen in der Linzer Stadtpfarrkirche, im Alten Dom usw.) und Kapellen, an Häusern u. a. verwiesen; genoß der „Brückenheilige" doch schon vor seiner Kanonisierung im Jahre 1729, gefördert durch den Wiener Hof tmd die Jesui ten, eine besondere Verehrung. So wurde z. B. der Altar der Nepomukkapelle in der Linzer Karmelitenkirche bereits 1725/26 errichtet. Diese Ablöse stellt L. Schmidt" nicht zuletzt in Zusam menhang mit einer Namensgleichheit, indem frü her der „Johannessegen" bzw. „-trunk" (gemeint ist der hl. Evangelist Johannes) im Schiffer brauchtum eine bedeutende Rolle spielte. Eine neue Nikolaus-Kultwelle setzte erst wieder in allerjüngster Zeit ein, und zwar war hiefür — wie dies auch in früheren Jahrhunderten und bei anderen Verehrungswellen von Heiligen zu be obachten ist — die richtige Initiative eines ein zelnen ausschlaggebend, durch die der neuerliche „Kult" ausgelöst worden ist. Oberlehrer Rudolf Gruber, Konsulent der oö. Landesregierung, schuf an der Außenwand dieser Kapelle im Herbst 1970 nach seiner Initiierung ein 7 mal 8 m großes Sgraffito (siehe Abbildung), das von den vorbei fahrenden Donauschiffen aus gut gesehen wer den kann. Es zeigt den hl. Nikolaus als Bischof mit seinem speziellen Attribut — ein Buch mit drei goldenen Kugeln —, auf einem stilisierten Boot stehend; daneben die Inschrift „Hl. Niko laus bitte für uns", und zwar in lateinischer und — für die vorbeifahrenden Schiffleute aus dem Südosten — in kirchenslawischer (in cyrillischer Schrift) Sprache. ' Justus Schmidt: Die Linzer Kirchen (= österr. Kunst topographie, Bd. 36), Wien 1964, S. 369. " Ebenda, S. 326 ff. u. 427. Pfarrchronik der Stadtpfarre Urfahr von 1785 — 31. 7. 1963, 8. 19. Leopold Schmidt; Sdiifferglaube und Schifferbrauch im Bereich der oberen Donau; Volksglaube und Volks brauch, Berlin 1966, S. 120 ff.

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