OÖ. Heimatblätter 1972, 26. Jahrgang, Heft 1/2

meist sehr wirksam. Ich konnte mehrmals beob achten, wie der Taleinwind vom Attersee über den Fachberg herüber recht unvermittelt zwi schen halb neun und neun Uhr vormittags ein setzte. Durch die im Vergleich zur Atterseefurche recht enge Stelle zwischen Breitenberg und Leonsberg wird der Wind wie durch eine Düse gepreßt. Die seit Herbst 1968 mit einigen Unterbrechun gen in unregelmäßigen Abständen registrierten Niederschlagswerte lassen noch keine endgültige Aussage zu, dürften sich aber den Aufzeich nungen der umliegenden Meßstellen recht gut einfügen: Der gegenüber den Talstationen wirk same Höheneffekt dürfte durch die Leelage wett gemacht werden. Gelegentlich stark von der Umgebung abwei chend ist der Tagesgang der Lufttemperatur. Während es in der Hohlform im Sommer bei kräftiger Einstrahlung und Windstille unange nehm heiß und schwül sein kann, erreicht die Lufttemperatur in klaren Winternächten in der Niederung besonders tiefe Werte. Dies führt un ter anderem dazu, daß der Verbreitung der Buche in etwa 20 m Höhe über dem Beckenboden eine scharfe Untergrenze gesetzt ist. Zweifellos han delt es sich hier um einen der „Kältepole" Ober österreichs. Fast jedes Jahr werden im Becken — 30® C erreicht oder unterschritten. Als Tiefst temperaturen des Winters 1968/69 wurden — 31®, des Winters 1970/71 — 32® und des extrem milden Winters 1971/72 immerhin — 22® gemessen. Im Vergleich dazu lauten die entspre chenden Werte für Bad Ischl — 20,3®, — 20,2® und —11,5®, für den Feuerkogel —16,2", — 22,1® und — 14,3®. Dazu ist zu bemerken, daß seit Herbst 1970 die Meßstelle etwa 4,5 Me ter höher als der normale Wasserspiegel und 7,5 Meter höher als der Grund der Schwinde liegt. Die Minima in den untersten Luftschichten betragen nach anderswo gemachten Erfahrungen 1 bis 3", in extremen Fällen wohl auch 5 und mehr Grad weniger. Die Tiefstwerte nahe dem niedrigsten Punkt des Beckenrandes (840 m), der gleichfalls noch in einer größeren nur nach Sü den geöffneten Mulde und — dem Vergleich mit Bad Ischl und Feuerkogel nach zu schließen — oft noch innerhalb des Kaltluftsees liegt, lauteten — 22®, — 23,5® und — 17,5®. Den niedrigen Lufttemperaturen entspricht eine im allgemeinen früh einsetzende und mächtige Eisbildung im See, die Dauer ist aber durch gelegentlich auf tretende Tauperioden in mittleren Höhen (Mei sterebenalm) nicht immer ohne Unterbrechung und wird durch das Frühjahrshochwasser been det. Der See verdiente vollauf den Namen „Egelsee" oder auch „Froschsee", denn selten treten diese Tiere so massenhaft auf wie hier. Wegen seiner Eigenheiten repräsentiert der Halleswiessee wohl einen Mischtyp, wenn er auch ausgesprochen nährstoffreich ist. Ein breiter Gürtel von Wasser pflanzen und Algen engt die etwas außerhalb der 3-m-Tiefenlinie beginnende freie Wasser fläche auf einen mittleren Durchmesser von 70 bis 80 m ein. Aus den umliegenden Wäldern gelangen durch Wind und Wasser sehr viele organische Substanzen in den See, die Düngung durch das Vieh ist heute dagegen viel geringer als früher. Der Boden des Sees wird fast überall von einer Faulschlammschichte gebildet, nur im Deltabereich, wo Wasser aufsteigt, ist Dolomit schutt sichtbar. Dieses unter der Oberfläche zu strömende Wasser und auch die kräftigen Tal winde versorgen die flache Seemulde mit dem nötigen Sauerstoff, desgleichen natürlich die Überschwemmungen, die jeweils zu einer mehr oder weniger vollständigen Erneuerung des See wassers führen. Die sommerliche Wassertempe ratur ist großen Schwankungen unterworfen; der seichte und kleine See reagiert sehr rasch auf Einflüsse von außen. Die höchsten Werte an der freien Oberfläche liegen über 20® C, trotzdem lädt der See wegen der schon genannten Um stände (Wasserpflanzen, Egel) kaum zum Baden ein. Der Halleswies-Mulde mangelt auch jeglicher Ausblick; kein Hauptgipfel der Umrahmung ist sichtbar^®. So gesehen, muß man älteren AutoDies war uns bisher auch eine Erschwernis bei der Detailvermessung des Gebietes und bei der Einpassung in das Triangulierungsnetz. Der Vergleich der Luft bilder des Bundesamtes für Eich- und Vermessungs wesen aus dem Jahre 1965 mit der österreichischen Karte 1:25.000, die 1920 aufgenommen worden war, hatte uns auf nicht unbeträchtliche Verzerrungen der kartographischen Darstellung aufmerksam gemacht.

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