OÖ. Heimatblätter 1972, 26. Jahrgang, Heft 1/2

gestaut ist und die auch im Franziszeischen Ka taster (1825) als Seeparzelle aufscheint. Die tat sächlichen Entwässerungsverhältnisse sind so be schaffen, daß sich ein mäandrierender Talbach aus Südwesten und der Seeausfluß aus Nord osten etwa in der Mitte der Niederung treffen. Die gemeinsame Fortsetzung ist nach Nordnord westen gerichtet, endet aber bereits nach 100 Me ter Lauf in einer Schwinde. Dieses entscheidende Bachstück fehlt selbst in der amtlichen öster reichischen Karte 1 :50.000 (Blatt 65) bezie hungsweise ist es in der österreichischen Karte 1 : 25.000 (Blatt 65/4) eher als Zufluß zu lesen. Diese Mängel der Karten und ungenaue Erzäh lungen oder Beobachtungen führten wohl zur Auffassung, daß der See „meist trocken" liege und sich nur zeitweise wechselnd hoch fülle®. Die in der Salzkammergutliteratur des 19. Jahr hunderts zu findenden Flächen-, Längen- und Breitenangaben des Sees — sie stellen gleich zeitig meist die einzigen flinweise auf den Hal leswiessee dar — sind hingegen ziemlich zutref fend. Tiefenangaben fehlten bisher völlig, die erste systematische Lotung wurde während einer vom Verfasser geleiteten Arbeitsexkursion mit Studenten des Geographischen Instituts der Uni versität Salzburg im Oktober 1968 durchgeführt (siehe Karte 2). Der normale See hat also nur den Nordostteil der Mulde als Einzugsbereich" die Entwässerung der Südwesthälfte hat ge wöhnlich mit dem See nichts zu tun. Anders sind die Verhältnisse während der Überschwemmung der Niederung, denn dann speist das ganze etwa 3,5 km^ große Einzugsgebiet den See, und der See selbst hat einen unterirdischen Abfluß. Die Frage, ob die Halleswies zum Ischltal, zum Atter see oder in beide Richtungen entwässert, ist noch unbeantwortet, denn den allenthalben zu hörenden Erzählungen über erfolgreiche Mar kierungsversuche mit Sägespänen ist wohl kaum Glauben zu schenken®. Die unterirdische Entwässerung hängt innig mit der geologischen Beschaffenheit des Unter suchungsgebietes zusammen. Leider stößt man auch dabei wieder auf eine schwache Stelle, denn die alte Geologische Spezialkarte 1 : 75.000 ist, wie Stichproben ergaben, keinesfalls so genau, daß sie bei der Frage nach der Entstehung und Hydrographie dieser Mulde ein zuverlässiger Ratgeber sein könnte. Von verschiedenen Seiten her reichen neuere geologische Kartierungen knapp an die Halleswies heran, und es ist zu hoffen, daß auch dieser Raum bald eine Neukartierung erfährt. Dann steht auch die Rekon struktion der Entstehungsgeschichte auf einer viel besseren Grundlage als dies derzeit noch der Fall ist. Richtig in der alten geologischen Karte ist, daß die Umrahmung überwiegend von verkarstungsfähigen Kalken (Plattenkalk oder Dachsteinkalk) gebildet wird und weiter im Nor den, Westen und Osten der Hauptdolomit ein setzt, der der Hauptbildner des Breitenberges, Leonsberges und der Hänge zum Weißenbachtal hinab ist. Ganz ohne Zweifel ist die 2,5 km lange, bis zu einem halben Kilometer breite und am niedrig sten Punkt der Umrahmung gut 50 m tiefe Einsenkung voreiszeitlicher Entstehung. Sie ist als Karsthohlform anzusprechen, die durch den geo logischen Bau vorgezeichnet war (man beachte den glatten Südostrand im Bild 3). Trotz einiger noch ungeklärter Fragen ist an einer Einstufung unter die Poljen nicht zu zweifeln. Derartige Karstwannen sind bisher schon mehrfach in den Nördlichen Kalkalpen beschrieben worden®. Das Eiszeitalter hinterließ hier ebenfalls seine Spu ren. Zwar war auf Grund der orographischen Verhältnisse keine nennenswerte Lokalvergletscherung möglich, aber der eiszeitliche Traungletscher entsandte von Süden aus dem Ischltal her einen Zweig, der sicher den Sattel (836 m. 8 Siehe Josef Sdtadler: Zur Geologie der Salzkammer gutseen. In: Österreichs Fischerei, 12. Jg. (1959), H. 5—6, S. 36—54; andere Autoren haben diese Angabe übernommen. ' Ohne Berücksichtigung der hier noch nicht näher er forschten Besonderheiten der Karstentwässerung. 8 Schwinden befinden sich übrigens auch im Bereich der nur 1/2 km entfernten und parallel ziehenden flachen Mulde der 980 m, also genau 200 m höher gelegenen Bramingaualm. ° Siehe etwa M. H. Fink und K. Schappelwein: Die Große Bodenwiese — ein Polje auf dem Gahns (Schnee berg, Nö.). In: Mitteilungen der österr. Geograph. Gesellschaft, Wien. Bd. 105 (1963), S. 533—538.

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