DIE WIEDERERRICHTUNG DES MINORITENKONVENTS IN WELS Begünstigt vom kaiserlichen Hofe, besonders von Ferdinand II. und seinen Nachfolgern, be= gann die österreichische Minoritenprovinz — ihre Zahl betrug im Jahre 1620 nicht mehr als sie= benunddreißig Brüder — sich langsam aus dem tiefen Verfall emporzuraffen. Im Zuge der Gegenreformation unternahm Pater Johaimes Accursius Wolfwieser, der österreichi= sehe Frovinzial, am 19. März 1625 einen Ver= such zur Wiederbelebung der drei Konvente im Lande ob der Enns. Diese Bemühungen erlitten jedoch durch den großen Bauernaufstand unter Stephan Fadinger und Achaz Viellinger in den Jahren 1625 und 1626 einen bedeutenden Rück= schlag. Am 24. Mai 1626 führte Stephan Fadinger die Hauptarmee der Bauern nach Wels und zog in die Stadt ein. Zu der damals geplanten Wie= dereinrichtung berichtet die „Relatio Fundatio= nis": „Anno autem 1625 sua solentia apud Ferdinandum 2dxim tantum efecit Adm. Radus P. Mgr. Accursius Wolf Wieser, ut sibi restitueretur conventus, quem tarnen rustici re= belles loce subsistere non sunt possi, donec Anno 1626 8. Decembris . . Erst am 27. August konnte Oberst Löbl die Stadt, in die sich inzwischen nach dem Entsatz von Linz größere Bauernscharen begeben hatten, wieder befreien. Bei den Kämpfen mit den auf= ständischen Bauern — sie hatten zu Beginn des Herbstes ihr Lager in der Welser Heide aufge= schlagen — entstand am 10. Oktober 1626 der große Brand in den Vorstädten. Am 21. Oktober 1626 erging dann ein Mandat König Ferdinands 11. an den Vicestatthalter im Lande ob der Enns, Georg Teufel, für die Wie= dererrichtung der Minoritenkonvente in Enns, Linz und Wels Sorge zu tragen^^®. Am 8. Dezember 1626 wurde der Welser Kon= vent lange vor dem Ennser (1644) und dem Linzer (1679) wiedererrichtet und als erster Guardian Fr. Franz Neidlein eingesetzt. Wie die „Relatio Fundationis" überliefert, wurden am selben Tage die Kranken aus dem Kloster ent= fernt: „ . . . ejectis viris et feminis hospitalis ipsamet Der Zustand des Klosters war jedoch als mehr denn dürftig zu bezeichnen. Das Bauwerk war im Zuge der Kriegsunruhen derart herabgekom= men, daß kaum vier Brüder notdürftig darin leben konnten. Zum Glück leitete die Angelegen= heit des Klosters ein energischer und gewandter Mann, nämlich der vorhin erwähnte Guardian Fr. Franz Neidlein. Die drückende Not seines Konventes bewog ihn, ein Gnadengesuch an den Kaiser zu richten, in welchem er unter Darle= gung der Verhältnisse des Klosters die Bitte stellte, eine, auf den hiesigen Ratsbürger Ludwig Schorer — er war durch seine Teilnahme am Bauernkrieg stark belastet — lautende und bei der Landschaft hinterlegte Summe Geldes zum Bau des Klosters verwenden zu dürfen. Ludwig Schorer, Handelsmann und Ratsbürger zu Wels, hatte vom Beginn des Bauernkrieges an auf Seiten der protestantischen Bewegung gestanden. In dem Gesuch der Minoriten an Kaiser Ferdinand 11. wird Schorer beschuldigt, er habe „sich zu Wels täglich im geheimen Rat neben den zu Linz justifizierten Mathias Eder, Lazarus Holzmüller, Hausleitner u. a. Rebellan= ten wider Se. Majestät brauchen lassen, Ordo= nanzen an die rebellischen Bauern unterschrie= ben und neben dem Bauernoberst Fadinger sein Fettschaft beigedrückt^^®." Ludwig Schorer ver mochte sich jedoch, nachdem der Aufstand ver= loren war, durch Einlieferung einer bedeutenden Summe Geldes, sowie durch Übergabe seines Hauses im Wert von 26.000 Gulden an den Gra= fen Herberstorff, die Flucht zu ermöglichen. Er ging mit seiner Familie nach Regensburg. In dieser Stadt — von Wels allein flohen etwa fünfzig Personen dorthin — gelangten die Glau= bensflüchtlinge bald selbst, oder aber ihre Nach= kommen, zu Wohlstand und Ansehen. Von Lud= wig Schorer wissen wir, daß er in Regensburg nach wenigen Jahren Stadtgerichtsassessor und im Jahre 1638 Direktor des Bauamtes wurde^^®. "2 AdM, Wels 37 Holter=Trathnigg, S. 123 124 AdM, Wels 37 125 Meindl, Bd. II, S. 105 f. 125 Holter=Trathnigg, S. 118
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