OÖ. Heimatblätter 1972, 26. Jahrgang, Heft 1/2

Steyr in der Nähe von Kronsdorf festsetzte. Die Gegend ob der Erms hatte unter den Ungarn stark zu leiden. Die „Relatio Fundationis" be= richtet dazu: „Anno 1485 Mathias Hungariae Rex Austriam depopulatur ubi post Steirensem, Greinensem, Tulnensem, et Laureacensem con= venty etiam Welsensem flamma obsumpsit. Monasterio et Ecclesia reaedificata accessit 1504"»"5. Für die Richtigkeit dieser Nachricht gibt es aller= dings nicht den geringsten Beweis. Der Um= stand, daß der Welser Konvent in Flammen aufging, muß — wie so manche Stelle der „Relatio fundationis" — sehr in Frage gestellt werden. DAS KLOSTER BIS ZU SEINER UMWANDLUNG IN EIN KAISERLICHES HOFSPITAL In das Jahr 1504, in dem der Wiederaufbau des Klosters vollendet wurde, fällt auch eine grö= ßere Stiftung von jährlich fünfundzwanzig Pfund Pfennigen durch Wolfgang von Pol= heim^°®. Zweifelsohne war die Stiftung als Zu= Schuß zu den sehr hohen Kosten der Wieder» herstellung gedacht. Hinsichtlich der in dieser Epoche erfolgten Stif= tung der Barbarakapelle und deren vermutliche Stifter wurde bereits im Abschnitt „Das Mino= ritenkloster im 14. und 15. Jahrhundert" auf die Abhandlung von Kurt Holter verwiesen^®^. Deutlich zeichnet sich jedoch nach mehreren kleineren Stiftungen^®® in den Jahren 1511 und 1528 eine plötzliche Einschränkung ab. Da die Reformation in Wels um das Jahr 1530 ihren Eingang fand, ist unbedingt anzunehmen, daß der Rückgang der Stiftungen damit in Zusam= menhang steht; die letzte Stiftung vor der Um= Wandlung in ein kaiserliches Hofspital finden wir im Jahre 1541^®®. Aus der Zeit des 16. Jahrhunderts sind fast alle Aufzeichnungen und Originaldokumente abhan» den gekommen. Sie dürften in den Jahren 1553 bis 1626 verlorengegangen sein. Mit Sicherheit können wir feststellen, daß die Reformation dem Kloster großen Schaden zufügte und die eben gefestigte Position schwer erschütterte. Zwar wurde Wels vom Bauernaufstand des Jahres 1525 nicht berührt, doch immerhin finden wir zu dieser Zeit bereits die Sekte der Anabap» tisten oder Wiedertäufer in der Stadt Wels. Einen Schlag für das Kloster bedeutete audr der Übertritt der Polheimer zum Protestantismus. Gerade dieses Geschlecht hatte bisher durch großzügige Stiftungen und Hilfen in verschie» denster Form für das Wohlergehen des Klosters gesorgt. Um das Jahr X530 nahmen sich die Herren von Polheim bereits sehr tatkräftig der Lehre Luthers an. Wie groß die Not in der Nachwuchs» und Exi= stenzfrage der Mendikantenklöster in Ober» Österreich war, schildert uns Franz Xaver Pritz in seiner „Geschichte des Landes ob der Enns"; „Kaiser Ferdinand war bis Ende September*'" in Augs» bürg geblieben, kam dann nach Innsbruck und im No= vember nach Wien, wo er auch einen Landtag zu Linz für den 9. Dezember ausschrieb. Auf diesem wurde den Ständen über die Verhältnisse in Ungarn und Sieben» bürgen vorgetragen; das Merkwürdigste aber ist, was man in Ansehung der Mendikanten=Klöster und »Pfarren verhandelte. Beide seien im größten Verfall, und wenn nicht bald Abhülfe geschähe, so müßten sie zu Grunde gehen. Manche Pfarrer haben keine Unterthanen und kein gewisses Einkommen, etwa nur einige Gründe und Zehenten, alte zufällige Einkünfte von den Pfarrkindern, wie einst, bekommen sie nicht mehr, doch werden sie von den Ständen mit Steuern belegt, die sie nicht be» zahlen können, was jenen oft recht ist, weil sie dann Güter für sich benützen. Die Klöster haben nur wenige Besitzungen, und leben vom Betteln; allein sie bekom» men nichts mehr, müssen ihre Güter verkaufen und gehen ganz zu Grunde"*." Die wenigen Bewohner des Welser Minoriten» klosters hatten nun von den Nachkommen ihrer Stifter und Wohltäter, den Herren von Polheim — fanatischen Anhängern des Protestantismus — schwere Drangsale zu erleiden. Sie entzogen den Brüdern alle diesen einst geschenkten Einkünfte. Zwar hatte Erzherzog Ferdinand im Jahre 1541 schon den Landeshauptmann von Oberösterreich beauftragt, die Minoriten von Wels gegen die >"" AdM, Wels 37 *"" AdM, Wels 44, Nr. 32 *"* Holter, Barbarakapelle, S. 47 f. *"" AdM, Wels 44, Nr. 36 *"» AdM, Wels 37 **" 1555 *** Pritz, Bd. II, S. 262-267

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